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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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erledigt werden müssen.«

    Er senkte seinen unangenehmen Blick. »Stimmt. Morgen wird bestimmt … seltsam.«
    Ich konnte mir nicht vorstellen – und wollte es auch gar nicht -, was Carlos unter seltsam verstand. »Zweifelsohne. Gib mir doch am besten deine direkte Nummer, damit ich dich anrufen kann, wenn es so weit ist. Ich hinterlasse ungern Nachrichten bei Cameron.«
    Ein weiteres erdbebenartiges Lachen erfüllte den Raum, und er reichte mir seine Visitenkarte, die er aus einer Tasche in seiner Lederjacke zog. Dann streckte er mir die Hand entgegen, um mir aufzuhelfen. Doch ich weigerte mich, ihm die meine zu reichen, und stand lieber allein auf. Ich hatte wirklich keine Lust auf einen Besuch in der Hölle, und eine Berührung seiner Hand hätte mir einen unangenehmen Vorgeschmack davon gegeben. Auch das fand er lustig, aber trotzdem ging er mit mir zur Tür und ließ mich hinaus.
    »Ich freue mich auf morgen.«
    »Kann ich mir vorstellen«, erwiderte ich.
    Sein Mund verzog sich zu einem Grinsen, und er zerrte für einen Moment an dem hellen Faden, der mich mit Celia verband. »Sei vorsichtig, Blaine.« Dann drehte er sich um und kehrte zu seinen Peepshows und untoten Angestellten zurück.

EINUNDDREISSIG
    A uf dem PNU-Campus herrschte am Sonntagvormittag eine unheimliche Stille – eine eigentümliche Leere, als ob sich die Gespenster in die Kapelle zurückgezogen hätten und die Gebäude Luft holten. Frankie war zu dieser freiwilligen Arbeit pünktlicher erschienen als zu ihrer normalen, und Punkt zehn befanden wir uns in Raum zwölf. Ein kleiner Wagen mit Ausrüstung stand im Korridor. Wir zerstörten mit unserer Zielstrebigkeit die atemlose Stille.
    Frankie, die ohne Make-up und in einer schlichten braunen Jeans kaum wiederzuerkennen war, sah sich mit der Geschwindigkeit einer Expertin im Séance-Zimmer um. »Okay. Zuerst den Tisch. Er passt allerdings nicht durch die Tür. Wir müssen also die Beine abschrauben. Zum Glück habe ich das richtige Werkzeug dabei.«
    Sie lief zu dem Wagen hinaus und holte sich zwei gro ße Schraubenzieher, die sie sich hinten in die Hosentasche schob. Dann legten wir den Tisch um, wobei wir einen kleinen, pulsierenden Flecken aus Energie zerdrückten, der auf dem Teppich festhing. Eine Weile mühten wir uns mit den Tischbeinen ab, bis Frankie die Geduld verlor.
    »Du bist wirklich ein unmöglicher Tisch«, erklärte sie und stand auf. Sie holte mit dem Fuß aus und trat so heftig gegen eines der Beine, dass das Holz zerbrach. Nun konnte man
Kabel und Metallklammern erkennen, die wie Innereien aus dem Tischbein quollen. »Ha! Da siehst du es!«, jubelte sie. Voll schadenfroher Genugtuung fuhr sie fort, um auch die anderen Beine auf dieselbe Weise zu entfernen. Wir schleppten die Teile die Treppe hinunter zur Hintertür, wo wir sie auf die Pritsche eines geliehenen Kleintransporters warfen.
    Wieder oben begann Frankie damit, die Bücherregale auszuräumen und den Inhalt in zwei Stapel zu sortieren. Das, was der PNU gehörte, kam auf den im Flur stehenden Wagen, während der Rest auf den Transporter, in den Müllcontainer auf dem Parkplatz oder in mein Auto gebracht wurde. Die zwei Beistelltische neben dem Sofa ereilte dasselbe Schicksal wie den Tisch. Sie wurden mit Tritten zu Kleinholz gemacht und weggetragen.
    »Ihnen macht das ziemlichen Spaß – nicht wahr?«, bemerkte ich, als wir wieder nach oben gingen. Mein Knie war noch immer nicht ganz verheilt, sodass ich die Anstrengung mehr als gewöhnlich spürte.
    »Das kann man wohl sagen! Ich habe das Gefühl, mich endlich von Tuck zu befreien. Es fühlt sich großartig an, dieses Zeug kaputt machen zu können.«
    »Wie wird er wohl reagieren, wenn er davon erfährt?« »Ach, der kann von mir aus einem Wal einen Zungenkuss geben – ist mir doch egal! Ich werde ihm einfach sagen, dass die Anweisung vom Dekan kam. Er kann sich dann mit dem alten Knacker herumschlagen. Ich bin mir sicher, das wird ihm viele Pluspunkte einbringen.« Sie kicherte hämisch. »Er bewegt sich seit dieser letzten Panne sowieso auf sehr dünnem Eis. Außerdem soll er bei einem Essen der Psychologen-Vereinigung ziemlich ausfällig geworden sein. Ich freue mich schon auf seinen Sturz – das kann ich Ihnen sagen.«

    Frankie verhielt sich wie eine Frau, die schwer enttäuscht worden war. Sie hatte mir zwar nie erzählt, was Tuckman gemacht hatte, um in ihren Augen so tief zu sinken, aber es klang ganz so, als ob er es noch bitter bereuen würde.
    Wir

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