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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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so aus, als ob ich mir einen guten Ruf in den richtigen Kreisen erworben hätte.«
    Wieder unangenehmes Schweigen. »Und? Überlegst du dir, das Angebot anzunehmen, falls sie eines machen?«, fragte ich vorsichtig.
    »Vielleicht. Ich müsste trotzdem für eine Weile zurück nach Seattle, um das mit dem Visum zu regeln. Ich könnte zum Beispiel über Weihnachten nach Hause kommen. Ich möchte zwar nicht Michaels Unterricht unterbrechen, aber ich bin mir sicher, dass wir mit der Schule irgendeine Lösung finden könnten.«
    Michael war Wills deutlich jüngerer Bruder. Er ging noch zur Schule und war dabei, sich auf das britische Abitur vorzubereiten,
wenn er nicht gerade schwänzte, um an seinen alten Mopeds herumzubasteln.
    »Ich könnte mich natürlich auch in den USA nach einem neuen Job umsehen …«
    »Wenn du das nur für mich tun willst, Will, dann weißt du, dass ich dagegen bin. Falls du tatsächlich zurückkommen willst, dann sollte das einzig und allein deshalb sein, weil du das willst.«
    Das war unser Problem. Will wollte eine feste, ehrliche Beziehung, und das Beste, was ich zu bieten hatte, war eine Aneinanderreihung von immer wieder unterbrochenen Dates, unheimlichen Klienten und geheimnisvollem Abtauchen meinerseits – was bereits unser erstes romantisches Treffen beinahe zu unserem letzten gemacht hätte.
    Es fiel mir nicht leicht, meine Arbeit von meinem Privatleben zu trennen – vor allem, weil das Grau und seine Bewohner sich nicht an Bürozeiten hielten. Und das war etwas, was ich Will wahrscheinlich nie hätte erklären können, selbst wenn ich gewollt hätte.
    Ich gehörte nicht zu der Sorte Frau, die ihren Mann ändern wollte. Es hätte mir auch genauso wenig gepasst, wenn er das bei mir versucht hätte. Vom ersten Moment an, als wir einander über den Weg gelaufen waren, hatte es bei uns gefunkt. Aber Will und ich führten sehr unterschiedliche Leben, die sich kaum vereinen ließen. Ich konnte ihm den genauen Grund dafür nicht nennen, und er hätte ihn mir sowieso nicht abgenommen.
    So kam es, dass ich in Seattle lebte und Will inzwischen in London.
    Ich mochte vielleicht gleich beim ersten Mal aus völlig falschen Gründen mit ihm ins Bett gegangen sein – was ich kein bisschen bereute. Aber keiner von uns konnte sich
dem Leben des anderen so sehr anpassen, wie das für eine normale Beziehung hätte der Fall sein müssen – ganz egal, wie fantastisch der Sex war, wenn wir es einmal schafften, zur selben Zeit am selben Ort zu sein.
    Will seufzte. »Du bist noch immer unmöglich.«
    Mir sank das Herz in die Hose, und am liebsten hätte ich losgeheult. Ich unterdrückte jedoch die Tränen, wie ich das immer tat. »Aha«, erwiderte ich betont fröhlich. »So bin ich nun mal. Nenne mich einfach Girl Impossible.«
    »Klingt wie eine Comicfigur.«
    »Genau, wie aus einer Zeichentrickserie, die ein koreanisches Filmstudio für ein japanisches Publikum macht und dann mit amerikanischen Stimmen synchronisiert. Voll krass eben.«
    Er lachte. »Also gut, Girl Impossible. Ich … Ich muss jetzt Schluss machen. Vielleicht schaffe ich es ja, Weihnachten über den großen Teich zu kommen. Aber jetzt muss ich los. Die verdammte Londoner U-Bahn streikt schon wieder, also muss ich zu Fuß zur Arbeit.«
    Jetzt war es an mir zu lachen. »Du klingst schon richtig britisch. Bald wirst du dich wahrscheinlich über die verdammten Amerikaner beschweren, Labour wählen und sogar anfangen, wie die Queen zu sprechen.«
    »Ich kann nicht wählen. Ich bin einer der verdammten Amerikaner. Und so hoch wie die der Queen kommt meine Stimme nicht. Also, ich muss los. Ich rufe am Freitag wieder an – okay?«
    »Ich freue mich darauf.«
    »Ich mich auch.« Er legte auf. Mir war auf einmal ganz kalt. Ich hielt noch immer den Hörer in der Hand und war mir schmerzlich der Tatsache bewusst, dass ich bis auf das Frettchen völlig allein war.

SIEBEN
    A m Donnerstag kümmerte ich mich um einige andere Fälle, die ich nicht völlig vernachlässigen wollte, und las bis drei Uhr nachmittags in verschiedenen Akten. Dann tauchte Quinton auf, um mir zu helfen, in den Bürocomputer ein DVD-Laufwerk einzubauen. Ich hatte zwar einen DVD-Spieler zu Hause, aber keinerlei Lust, die ganzen Notizen und Akten ständig hin und her zu schleppen.
    Nachdem das Laufwerk angeschlossen war und tatsächlich funktionierte, setzten wir uns vor den Bildschirm und sahen uns einige der DVDs gemeinsam an. Ich hoffte, dass Quinton in der Lage sein würde,

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