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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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überlegen, welchen Eindruck Ihr Verhalten auf die Polizei macht.«
    »Ms. Blaine, Sie haben die unangenehme Angewohnheit, mir unaufgefordert Ratschläge zu erteilen.«
    »Professor Tuckman, ich vermute, dass Sie jeden unangenehm finden, der es wagt, Ihnen zu widersprechen. Ich versuche nur, meinen Job zu machen und Ihnen dabei behilflich zu sein, sich nicht mitten in die Nesseln zu setzen. Wenn Sie also nicht auf mich hören wollen, dann ist das Ihre Entscheidung.«
    Ich konnte fast hören, wie er innerlich kochte. »Ich werde die Gruppe am Sonntag über Marks Tod informieren. In
der Zwischenzeit sollten Sie sich endlich bemühen, den Saboteur ausfindig zu machen.«
    Ich wollte gerade antworten, als er bereits aufgelegt hatte.
    Es blieb mir also nichts anderes übrig, als ebenfalls aufzulegen und mich daranzumachen, die Gruppenmitglieder zu kontaktieren. Leider schaffte ich es nur, mit zwei Männern zu sprechen: mit Dale Stahlqvist und Ken George. Ihren Stimmen nach zu urteilen, handelte es sich bei George um den Mann, der das Computerbild von Celia erstellt hatte, und bei Stahlqvist um den blonden Geschäftsmann mittleren Alters.
    George war gerade im Aufbruch begriffen. Wir vereinbarten, uns am Samstagvormittag zu treffen. Stahlqvist hingegen wollte mir die letzte Stunde seines Arbeitstages widmen, falls ich es schaffte, in zehn Minuten in seinem Büro zu sein. Das elegante Columbia Center war nicht weiter vom schmutzigen Charme des Pioneer Square entfernt als das Polizeigebäude, auch wenn man dafür einen Hügel hinauf musste. Ich sagte also zu und stürzte eine Minute später aus der Tür.

ELF
    Das Columbia Center war das höchste Gebäude der Stadt. Es überragte die Fifth Avenue wie drei gläserne, ineinander verschmolzene Felsklippen. Entgegen der vorherrschenden Windrichtung blickten die geschwungenen Oberflächen wie schwarze Segel auf die Bucht von Puget Sound.
    Es war die Bastion milliardenschwerer Firmen und schwerreicher Vorstände. Irgendjemand nannte es einmal die obszönste Erektion eines Egos an der pazifischen Küste. Ich hielt das für eine recht gute Beobachtung.
    In den obersten zwei Stockwerken befand sich der teuerste Club für Geschäftsleute, den es in der Stadt gab, der sogenannte Columbia Tower Club. Er galt als noch spießiger und selbstzufriedener als der hochangesehene Washington Athletic Club.
    Dale Stahlqvist kam in die leuchtendrote Steinlobby hinunter, um mich zu treffen. Er gehörte zu jenen großen, hellblonden Typen, die Hollywood gerne als Nazi-Übermenschen oder Wikinger sieht. Trotz meiner normalen Größe und den Absätzen an meinen Stiefeln war er deutlich grö ßer als ich, sodass er mich hochnäsig von oben herab mustern konnte.
    »Also«, sagte er, nachdem er mich begrüßt und mir die
Hand gereicht hatte. »Wir sollten nach oben gehen. Im CTC lässt es sich ungestörter reden.«
    »Einverstanden«, erwiderte ich und konnte nur hoffen, dass er zahlen würde.
    »Nun erzählen Sie mal«, meinte er, als wir mit dem Lift hinauffuhren. »Wer sind Sie? Eine von Tuckmans Assistenten?«
    »Nein, Mr. Stahlqvist. Ich bin Privatdetektivin.«
    »Wirklich? Ich habe immer gedacht, die gäbe es in Wahrheit gar nicht. Das ist ja spannend. Wenn ich Sie mir so ansehe, würde ich aber nicht als Erstes auf Privatdetektiv tippen.«
    »Ich bin ja auch etwas größer als Bogart.«
    Er lachte. »Und wesentlich hübscher.« Auch wenn ich wusste, dass ich besser aussah als Humphrey Bogart, wusste ich doch auch, dass ich keine umwerfende Schönheit war. Mr. Stahlqvist wollte mir also schmeicheln. Warum wohl? Vermutlich hätte er weiter geflirtet, wenn wir nicht im selben Moment in der 73. Etage angekommen wären.
    »Hier sind wir. Bitte schön«, sagte er und gab mir mit einer Geste zu verstehen, dass ich als Erste in die äußerst luxuriös eingerichtete Lobby des Columbia Tower Clubs eintreten sollte. Stahlqvist blieb für einen Moment an der großen Mahagonirezeption stehen, um sich einzutragen, und bat mich, dasselbe zu tun. Schließlich führte er mich in die Lounge, vor deren Eingangstür ein kleines Schild angebracht war, das die Gäste darauf hinwies, sich doch bitte angemessen – also nicht in Jeans – zu kleiden. Es schien ganz so, als ob die Tatsache, dass ich keine Zeit gehabt hatte, meine Wäsche zu waschen, mir mehr als nur eine Reinigungsrechnung beschert hatte.
    Zugegebenermaßen war der Ausblick atemberaubend
– sogar bei Nieselregen. Von der Lounge aus konnte man durch das

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