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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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noch einmal mache ich so etwas nicht.«
    »Für mich ganz bestimmt nicht.«
    Ich hoffte, dass ich es für niemanden mehr machen müsste. Nachdem ich mich von Cameron verabschiedet hatte, rief ich in London an. Es war dort zwar bereits nach zwei Uhr nachts, aber Will hatte meinen Anruf erwartet.
    Trotzdem klang er müde, als er abhob.
    »Hi, Will«, begann ich.
    »Hallo, Harper. Du klingst weit weg. Normalerweise klingst du zumindest so nahe, dass ich das Gefühl habe, dich fast berühren zu können. Es fehlt mir, dich zu berühren.«
    Für einen Moment erröteten meine Wangen. »Ich rufe über Handy an. Deshalb klinge ich wahrscheinlich so seltsam weit weg. Ich bin gerade im Keller vom Pacific Place. Falls ich also plötzlich weg sein sollte, musst du dich nicht wundern.«

    »Oh.« Er schwieg für einen Moment. Dann plauderten wir eine Weile über Belanglosigkeiten. Schließlich sagte er: »Ich liege schon im Bett und muss in vier Stunden aufstehen …«
    »Ich hätte nicht anrufen sollen.«
    »Wir telefonieren doch immer freitags.«
    »Vielleicht sollten wir das nicht tun. Vielleicht …«
    »Vielleicht solltest du nicht aus einem Einkaufszentrum anrufen.«
    »Wie bitte?«
    »Wir können uns nicht gerade persönlich unterhalten, wenn du dich in einem öffentlichen Gebäude aufhältst und der Empfang noch dazu so schlecht ist. Es gibt einige Dinge, die ich dir gerne sagen möchte, aber das kann ich unter solchen Bedingungen einfach nicht. Ich will …«
    »Was?«
    Ich stellte mir vor, wie er den Kopf schüttelte, während das Licht einer Straßenlaterne, das in sein Zimmer fiel, seine hellen Haare zum Schimmern brachte.
    »Ach, egal. Gute Nacht, Harper.«
    Als ich mich von ihm verabschieden wollte, hatte er bereits aufgelegt. Ich war müde, frustriert und traurig. Also ging ich in einen Buchladen, um dort meine Stimmung etwas aufzuhellen. Meine Füße taten mir weh, und ich hatte den ganzen Tag nichts gegessen. Ich kaufte mir also ein Sandwich und machte es mir in einer Ecke des Cafés bequem, das zum Buchladen gehörte – mit einem Roman von Michael Connelli in der Hand.
    Zu den angenehmen Seiten dieses Buchladens gehörte für mich eindeutig seine Lage. Er befand sich so tief in der Erde des Denny-Regrade-Viertels, dass hier nie ein Geist vorbeikam. Das Pacific Place lag am südlichen Ende jener
Gegend, die einmal Denny Hill geheißen hatte, bis R. H. Thomson seine hydraulischen Höllenmaschinen einsetzte, um diese Warze vom Angesicht der Erde zu entfernen. Er schliff sie so weit ab, dass auch das nördliche Ende von Downtown so elegant wurde, wie er das bevorzugte. Er hatte anscheinend etwas gegen die steil abfallende Verrücktheit, die früher diese Stadt geprägt hatte.
    An der Ecke Pine Street und Seventh Avenue war man nun mehr als dreißig Meter unterhalb des Hügels, der früher einmal hier gewesen war. Der Kellerbuchladen schmiegte sich in die Gletscherablagerungen, die bis zur Grundsteinlegung des heutigen Gebäudes im Jahre 1989 unberührt geblieben waren. Ich genoss die ungewöhnliche Stille mit Harry Bosch und meinem Sandwich, bis ich wieder genügend Kraft getankt hatte, um nach Hause zu gehen.
    Dort sortierten Chaos und ich die Wäsche, die sich auf einmal in der ganzen Wohnung verteilt hatte. Das Frettchen fand diese Aktion sehr lustig, ich jedoch wurde immer unzufriedener und frustrierter. Meine Klamotten bewegten sich auf einmal wie von selbst, während meine Tasche vom Küchentisch fiel und ihren Inhalt samt Bargeld und kleinen nutzlosen Gegenständen auf dem Boden verteilte. Viel zu spät legte ich mich erschöpft und in einer absolut schlechten Laune ins Bett. Die ganze Nacht über verfolgten mich schreckliche Träume, und als ich schließlich am Morgen erwachte, fühlte ich mich so unentspannt wie eine aufgezogene Uhr.

ZWÖLF
    Es war später Samstagvormittag, und ich war gerade dabei, mein Frühstück zu beenden, als Ken George im Alki Café eintraf. Ich wusste bereits, wie er aussah, sodass er mir gleich auffiel, als er in der Eingangstür stehen blieb.
    Eine Kellnerin wies ihn zu meinem Tisch im hinteren Teil des Cafés, und ich hob eine Hand, um ihn heranzuwinken. Das Wetter war schlecht und das Lokal an diesem Tag halb leer. Niemand versuchte also, mich zum Gehen zu bewegen, wie das sonst oft an den Wochenenden der Fall war. So hatte ich genügend Zeit, um große Mengen Kaffee in mich hineinzuschütten und auf diese Weise meine schlechte Laune der Nacht zuvor endlich abzuschütteln.
    Ken

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