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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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nicht. Aber irgendetwas an dem Faden kam mir bekannt vor. Während ich darüber nachdachte, was es sein konnte, vergaß ich, Stahlqvist zuzuhören. Schließlich legte er eine Hand auf mein Knie und warf mir einen auffordernden Blick zu.
    Ich blickte auf seine Hand und dann in sein Gesicht. »Ich bezweifle, dass Ihrer Frau dieses Angebot gefallen würde.«
    »Ach, wissen Sie, Cara ist sehr unabhängig. Ich bin mein eigener Herr.«
    Mein eingebautes Bullshitometer schlug heftig aus. Selbst im Grau strahlte er eine kriecherische Verschlagenheit aus, die ich verdammt abstoßend fand. Ich gab mir größte Mühe, die eisige Zicke herauszukehren und ihm einen verächtlichen Blick zuzuwerfen. »Trotzdem gehört mein Bein nicht Ihnen.«
    Stahlqvist sah mich überrascht an und zog dann die Hand weg, wobei er so tat, als ob er nur einen Blick auf seine Rolex werfen wollte. »Ich habe nicht mehr viel Zeit. Was wollen Sie sonst noch wissen?«
    Ich fragte ihn, was er von den anderen Séance-Teilnehmern hielt, und beobachtete, wie seine Aura flimmerte und die Farben wechselte, als er antwortete. Sie verfärbte sich von Rot und Orange in ein abstoßendes Grün. Er behauptete, alle würden sich ausgezeichnet verstehen, auch wenn es offensichtlich war, wie sehr er die anderen verachtete. Allerdings war er auf Ken, den Künstler, eifersüchtig. Celia schien ihn vorzuziehen, und auch die Angewohnheit des älteren Mannes von der Army, die Gruppe zu kommandieren, behagte ihm ganz und gar nicht.
    Dale Stahlqvist hatte offenbar das Gefühl, dass ihm weder der Poltergeist noch die Teilnehmer genug Achtung entgegenbrachten. Von seiner Frau ganz zu schweigen. Irgendetwas beunruhigte den Mann, auch wenn er nicht offen damit herausrückte.
    Nur einmal hatte ich den Eindruck, eine ehrliche Antwort von ihm zu bekommen. Ich fragte ihn, ob seiner Meinung nach jemand die Poltergeist-Phänomene künstlich erzeugte, um die anderen in die Irre zu führen.
    Er schüttelte lachend den Kopf. »Das ist unmöglich.
Tuckman hat sichergestellt, dass so etwas nicht passieren kann. Was wir erzeugen, ist echt.« Er redete sich also ein, es tatsächlich mit einem Poltergeist zu tun zu haben, obwohl er das Ganze zuvor als Hokuspokus bezeichnet hatte. Tuckman schien seine Gruppe gut im Griff zu haben.
    Ich stand auf und streckte Stahlqvist die Hand entgegen. »Vielen Dank. Das ist alles, was ich wissen wollte. Es war sehr freundlich von Ihnen, sich für mich Zeit zu nehmen. Darf ich Sie anrufen, falls ich noch weitere Fragen haben sollte?« Mir fiel auf, dass der kleine gelbe Faden regungslos geblieben war. Was hatte das zu bedeuten?
    Auch Stahlqvist erhob sich. »Natürlich, Harper. Es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen.« Er schüttelte mir die Hand, und eine seltsame Kälte breitete sich in meiner Handfläche aus. Als ich ging, sah er mir nach.
    Ich trat auf die Fifth Avenue hinaus und ließ den langen dunklen Schatten des Tower hinter mir. Die Straßenlampen schalteten sich ein, und auf der Straße herrschte mal wieder Stau. Alle wollten offenbar Richtung Süden abbiegen. Ich war froh, zu Fuß unterwegs zu sein.
    Ich drehte mich um und ging die Fifth Avenue hinauf Richtung West Lake Mall, während ich an den dünnen, gelben Faden dachte. Inzwischen wusste ich, woran er mich erinnerte. Er sah dem Energieball verblüffend ähnlich, den ich unter dem Séance-Tisch entdeckt hatte.
    Der Laden, wo ich meinen letzten Pager gekauft hatte, existierte nicht mehr. Ich sah mich in der Gegend um und entdeckte ein kleines Geschäft, das zwar Handys, aber keine Pager im Angebot hatte. Nach zwei weiteren Versuchen hatte ich schließlich Glück. In einem Geschäft im Erdgeschoss des Einkaufszentrums Pacific Place fand ich ein Handy, das Pager-Nachrichten entgegennahm und Anrufe,
die in meinem Büro eingingen, zu mir durchstellen konnte. Mir gefiel zwar der Zwei-Jahres-Vertrag nicht, den ich unterschreiben musste, um dieses Wunderwerk aus Plastik mein Eigen nennen zu dürfen, aber dafür beeindruckte mich die Tatsache, dass es sogar noch im zweiten Kellergeschoss ein Signal empfing.
    Ich drückte auf die Tastatur meines neuen Telefons. Es funktionierte bereits. Da die Sonne inzwischen untergegangen war, versuchte ich, Cameron zu erreichen. Als er meine Stimme hörte, klang er beunruhigt.
    »Und?«, fragte er.
    »Dein Toter ist mausetot. Etwas anderes lässt sich an ihm nicht entdecken.«
    »Gott sei Dank! Danke, Harper. Ich schulde dir etwas.«
    »Ist schon in Ordnung. Aber

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