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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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mit einer Kraft, die groß genug war, um seinen Hinterkopf zu zertrümmern sowie seine Wirbelsäule und die meisten Rippen zu brechen. Aber nirgendwo finden sich Anzeichen für einen Kampf mit dem Angreifer. Er ist anscheinend überrascht und sehr schnell getötet worden. Dem Pathologen zufolge hatte er sich ausgezeichneter Gesundheit erfreut, sodass es sehr viel Kraft brauchte, um einen jungen Mann seiner Größe einfach so hochzuheben und zu werfen. So etwas erwartet man bei einer Explosion, die es aber nicht gab.
    Amanda Leaman hätte niemals die Kraft gehabt, ihn so durch die Luft zu schleudern. Dazu wäre vielleicht ein sehr starker Mann in der Lage gewesen, aber auch das ist fraglich. Falls sie dafür verantwortlich ist, dann muss sie irgendeine Art von Maschine benutzt haben. Allerdings bräuchte man ausgesprochen starke Nerven, um eine solche
Maschine aufzubauen und danach wieder abzubauen und auch noch sicherzustellen, dass sie keine Spuren hinterlässt. Wenn Ms. Leaman tatsächlich einen solchen Hass auf Lupoldi hatte, nachdem ihre Beziehung beendet war, muss sie sehr kaltblütig sein, um über viele Monate hinweg die Fassade der Freundschaft aufrechtzuerhalten, während sie einen Mord ausheckt.
    Die ganze Sache kommt mir höchst seltsam vor. Wir finden einen beliebten jungen Mann tot in seinem Appartement. Wenn es sich um eine Explosion der Heizungsrohre oder eine zufällige Überdosis an Tabletten oder sonst was gehandelt hätte, wäre es ein Unfall. Wenn er das Opfer einer Gangrache oder einer privaten Auseinandersetzung geworden wäre, wäre das zwar eine Tragödie, würde sich aber rasch lösen lassen. Aber es gibt nichts, was auf die Kraft hinweist, die man brauchte, um ihn umzubringen. Und doch ist er tot. Das Ganze ist wirklich rätselhaft. Ich mag keine Rätsel. Sie gehören in Bücher oder von mir aus ins Fernsehen, aber nicht auf die Straße. Letztes Jahr gab es in Seattle vierunddreißig Morde – ein schlechtes Jahr. Die Hälfte dieser Morde wurde innerhalb weniger Tage durch einfache Polizeiarbeit aufgeklärt. Der Rest innerhalb einiger Monate. Entweder prahlten die Täter damit, sie gaben den Mord freiwillig zu oder wurden von irgendwelchen Freunden verraten. Kein einziger Fall war rätselhaft. Aber bei Lupoldi ist es anders.« Er starrte düster auf den Ordner vor sich.
    »Normalerweise rücken Sie doch nicht freiwillig mit Informationen heraus. Was wollen Sie von mir dafür?«, erkundigte ich mich nach einer Weile.
    »Ich möchte die Liste der Teilnehmer, die an diesem Uni-Projekt mitarbeiten.«
    »Warum fragen Sie nicht einfach Tuckman?«

    »Weil Sie mir bisher nicht verraten hatten, wie Ihr Klient heißt.«
    Ich hätte mir auf die Zunge beißen können. »Ah … Ich bin mir noch immer nicht sicher, ob die Fälle tatsächlich etwas miteinander zu tun haben.«
    »Es ist egal, was Sie denken, Miss Blaine.« Seine Stimme klang noch immer ruhig und gelassen, aber er fing wieder an, im Grau diesen zornig orangefarbenen Schimmer auszustrahlen. »Ich muss mit jedem sprechen, der das Opfer gut genug kannte, um es töten zu wollen. Wir haben es hier mit einem Verbrechen zu tun, für das es ein Motiv gibt und nicht nur einen kurzen Moment des Zorns oder die bloße Gelegenheit.«
    Ich biss mir auf die Unterlippe. Es gab keinen Grund, ihm die Liste vorzuenthalten, aber bisher war ich mit meinen Nachforschungen noch nicht sehr weit gekommen. Ich hatte außerdem keine Lust, mich von aufgeschreckten Zeugen aufhalten zu lassen.
    »Ich hätte gern noch einige Tage, um erst einmal selbst mit ihnen zu sprechen, ehe Sie mit der Liste anfangen. Die Leute wissen noch nicht, dass Mark tot ist, oder zumindest sollten sie es nicht wissen. Und da würde ich gerne noch ein paar Fragen stellen.«
    Er sah mich aufmerksam an. »Also gut – Montag. Ich gebe Ihnen Zeit bis Montag.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Dienstagvormittag. Jetzt ist bereits Freitagmittag, mir bleibt also nicht viel Zeit. Sie können doch während des Wochenendes mit den Angestellten aus dem Antiquariat und mit Marks Familie sprechen, während ich mich mit denen auf der Liste beschäftige.«
    »Ich würde gerne auch mal irgendwann Zeit für meine eigene Familie haben.«

    »Ach, kommen Sie. Sie haben sich doch sicher noch nie ein Wochenende freigenommen, wenn es um einen Mordfall geht, Solis.«
    Er seufzte. »Also gut. Dienstagvormittag.«
    Ich holte die Liste aus meiner Mappe, zögerte aber erneut, sie ihm zu geben. »Das hier ist meine einzige

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