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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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es mich bitte wissen.« Wieder sah er beschämt zur Seite. »Ich … Äh … Es tut mir leid, dass ich so …«
    Ich winkte ab. »Schon vergessen. Ich bin inzwischen daran gewöhnt.«
    Ich verließ die Kabine. Die Projektmitglieder waren gegangen.
    Insgeheim konnte ich die Idee nicht einfach beiseiteschieben, dass Terry tatsächlich die Ergebnisse verfälschte. Dennoch machte der Apport Tuckmans Vorstellung, dass es sich um eine Manipulation handelte, mehr oder weniger zunichte. Im Bereich der übernatürlichen Kräfte gab es sehr wenig, was überzeugender war als ein klar dokumentierter Apport unter wissenschaftlichen Bedingungen. Denn so etwas hatte es noch nie gegeben. Selbst ein professioneller Skeptiker wie ein Houdini oder ein Randi hätte bei diesen Aufzeichnungen der Atem gestockt.
    Ich musste mein letztes Gespräch – das mit Wayne Hopke – führen, und mich dann noch mit Denise Francisco kurzschließen, ehe ich das Gefühl haben konnte, meinen Job vollständig erledigt zu haben. Doch schon jetzt war
ich davon überzeugt, dass Tuckmans Erscheinungen – wie unwahrscheinlich sie auch wirken mochten – echt waren. Warum sie jedoch so stark ausfielen, konnte ich mir nicht erklären. Er hatte mich auch nicht darum gebeten, das herauszufinden, aber wissen wollte ich es trotzdem.
    Auf der Fahrt nach Hause dachte ich darüber nach, was sich ereignet hatte. Das Pochen in meinem Kopf wurde allmählich schwächer. Es kam mir so vor, als ob die Brosche bewusst Cara als Opfer ausgewählt hatte, ehe sie ihr ins Gesicht geflogen war. Man brauchte ziemlich viel Kraft, um ein solches Schmuckstück überhaupt erscheinen zu lassen, und noch mehr, um es lange genug in der Luft zu halten, dass es in eine Richtung fliegen konnte. Bei den meisten Apporten fiel einfach etwas aus der Luft. Randi und Houdini zufolge wurde dieser Effekt meist durch geschickte Manipulateure erzeugt, die hinter ihrem Rücken etwas über die Schultern warfen.
    Doch dieser Apport war anders gewesen. Der Gegenstand war plötzlich aufgetaucht, war eine Zeit lang in der Luft geschwebt und dann mit genügend Kraft zur Seite geflogen, um einer Frau, die einen halben Meter von ihm entfernt saß, eine derartige Wunde zu verpassen, dass sie genäht werden musste. Es schien mir nicht nur eine Demonstration von Macht zu sein, sondern auch ein regelrechter Angriff.
    Ich musste daran denken, was Cara über Celias Tendenz gesagt hatte, immer grausamer zu werden. Vielleicht war es der Gruppe ja gelungen, ihren eigenen Duppy zu erschaffen und nicht nur einen einfachen Poltergeist, der so verspielt war wie Philip. Celia war tatsächlich bösartig. Terry hatte mir ja auch erklärt, dass man den Teilnehmern die Erlaubnis gegeben hatte, alles zu erschaffen. Man hatte ihnen
eingeredet, dass sie Macht besaßen, und vielleicht manifestierten sich die ganze Gemeinheit und die schlechten Eigenschaften der Gruppe in ihrem Geist. In gewisser Weise konnte ich mir das gut vorstellen, da die meisten Menschen eher aus Wut oder aus Hass handeln als aus Nächstenliebe oder Mitgefühl. Es gab immer mehr Menschen, die sich eher beschwerten als etwas lobten. Aber ganz wollte ich dieser Theorie doch noch nicht glauben.
    Zuerst musste ich meine Nachforschungen zu einem Abschluss bringen, bevor ich eine Schlussfolgerung ziehen konnte. Schließlich wollte ich nicht wie Tuckman sein und bereits im Voraus die Lösung kennen, ohne die nötigen Beweise dafür in der Hand zu haben.
    Während ich die letzten Meilen nach Hause fuhr, musste ich meine Überlegungen erst einmal beiseiteschieben, da der Verkehr mich zu sehr in Anspruch nahm. Als ich jedoch meine Wohnungstür hinter mir geschlossen und verriegelt hatte, gab ich mich wieder ganz meinen Spekulationen hin.
    Es gefiel mir nicht, dass meine Nachforschungen parallel zu einer Morduntersuchung stattfanden. Vermutlich sagte auch Solis meine Anwesenheit nicht sonderlich zu. Einiges, was die Gruppenmitglieder gesagt hatten, schien etwas mit Marks Tod zu tun zu haben, ohne dass ich genau erklären konnte, warum ich das annahm. Es ärgerte mich immer, wenn ich einige Fäden in der Hand zu halten schien und nichts mit ihnen anfangen konnte.
    Am liebsten hätte ich meine Informationen einfach an Solis weitergegeben und den ganzen Fall abgeschlossen. Ich fragte mich, ob ich ihm von der Brosche erzählen sollte. Sie gehörte schließlich Cara, die sie ihrer eigenen Aussage nach an jenem Tag bei Mark vergessen hatte, an dem
er umgebracht worden war.

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