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PolyPlay

PolyPlay

Titel: PolyPlay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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Arbeitsplätzen Polyplay-Konsolen standen. Eine davon war sogar eingeschaltet und betriebsbereit. Der Bildschirm forderte ihn auf: »Wählen Sie Ihr Spiel!« Auf dem zugehörigen Tisch lag ein Schaltplan, der die Innereien der Konsole verzeichnete. Kramer erkannte das an dem Aufdruck: VEB Polytechnik Karl-Marx-Stadt. Merz hätte hier gleich durchgeblickt. Merz war in Berlin.
    »Was machen Sie da?«
    Kramer drehte sich um. Er war wirklich erschrocken. Vor ihm stand ein Mann in grüner Uniform. Seine Abzeichen und Ärmelbänder wiesen ihn als Angehörigen des polizeilichen Betriebsschutzes aus. Er hielt seine Pistole in der rechten Hand. Warum habe ich ihn nicht kommen hören?, fragte sich Kramer verärgert.
    »Kramer, Kriminalpolizei Berlin. Ich ermittle in einem Mordfall.«
    »Können Sie sich ausweisen?«
    Unangenehme Stimme. Unangenehme Augen.
    »Erschießen Sie mich, wenn ich mir in die Tasche greife?«
    Kramer hatte nicht witzig sein wollen. Es war ihm ernst gewesen mit der Frage. Aber der Wachmann fühlte sich offenbar verscheißert. Er richtete seine Pistole auf Kramer und spannte sogar den Hahn. Eindeutig vorschriftswidrig.
    »Mitkommen.«
     
    Im Büro von Herrn Butenand wurde es richtig eng. Zwei Betriebsschützer, Päffgen, Frei, Butenand – und natürlich Kramer und Pasulke, die wie begossene Pudel dasaßen, direkt vor Butenands Schreibtisch. Päffgen stand mit einem der Betriebsschützer auffällig nah bei der Zimmertür. Offenbar bestand akute Fluchtgefahr.
    Kramer versuchte sich nicht unterkriegen zu lassen. »Herr Päffgen ließ uns in dem Aufenthaltsraum sitzen und hatte nicht die Freundlichkeit, wieder aufzutauchen. Wir wollten da nicht verschimmeln.«
    »Aha«, sagte Butenand. »Und das gibt Ihnen also das Recht, in der Firma herumzuschnüffeln und Betriebsgeheimnisse auszuspionieren?«
    Das war eine Drohung. Die Begriffe »Spionage« und »Betriebsgeheimnisse« rochen sehr nach dem Strafgesetzbuch der DDR, das zwar 1996 novelliert worden war, aber für »Spionage«, »Sabotage« und dergleichen immer noch drastische Strafen vorsah.
    »Hat Ihr Betrieb denn Geheimnisse?«, gab Kramer zurück.
    Butenand atmete hörbar aus. »Wissen Sie was, Oberleutnant Kramer? Sie gehen mir auf die Nerven. Und damit stehe ich nicht allein. Eben habe ich mich mit Ihrem Vorgesetzten, Major Lobedanz, unterhalten. Er lässt Ihnen ausrichten, dass Sie die Aktion sofort abbrechen und auf dem schnellsten Weg nach Berlin zurückkehren sollen. Ich persönlich hätte ja schon noch ein paar Fragen an Sie und Leutnant Pasulke. Aber ich glaube, es ist besser, wenn Sie der Anregung Ihres Vorgesetzten umgehend nachkommen. Herr Päffgen? Wenn Sie unsere beiden Gäste bitte zum Ausgang begleiten würden. Meine Herren, ich wünsche Ihnen eine gute Heimreise.«
    Kramer stand auf, Pasulke auch.
    Auf dem Firmenparkplatz stellten sie fest, dass Fahrer und Wagen verschwunden waren.
     

Hochverfügbar
    »Oh nein«, dachte Wes, »nicht schon wieder!« Auf seinem Bildschirm blinkte ein rotes Licht. Maschinenraum 1, Serverrack 9, RAID-Controller: System error. Schon wieder eine abgeschmierte Festplatte in Serverrack 9. Und er würde sie austauschen müssen. Wes sah sich unauffällig in der Kontrollzentrale um: Bisher hatte keiner von den anderen das Blinken bemerkt. Was leider nichts an der Tatsache änderte, dass er demnächst runtergehen und die kaputte Festplatte gegen eine neue austauschen musste. Die Daten auf der kaputten Festplatte waren sicher. Das RAID-Datensicherungssystem war mehrfach redundant, und die Wahrscheinlichkeit, dass es zu irgendeiner Form von Datenverlust kam, war astronomisch gering. Die Festplatte musste trotzdem ausgetauscht werden, und zwar sofort. Die Kunden der Festung bezahlten nicht für Schlamperei und Laisser-faire, sie bezahlten für AUSFALLSICHERHEIT und HOCHVERFÜGBARKEIT. Wenn er in fünf Minuten nicht reagiert hatte, würde der Sicherheitsdienst anfragen, was los war. Und wenn er dann die Verzögerung nicht begründen konnte, würde sie nach oben gemeldet werden. Musste nicht sein. War diesen Monat schon einmal passiert, und so bizarr das Leben auf der Festung auch sein mochte, interessant war es allemal, und die Bezahlung war mehr als üppig.
    Er holte sich den Schichtplan des Sicherheitsdienstes auf den Schirm und stöhnte auf. Masters hatte Dienst. Von allen sechs Sicherheitsleuten war ihm Masters der unangenehmste. Der Kerl war ein ehemaliger Royal Marine der britischen Flotte. Er litt an einem

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