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PolyPlay

PolyPlay

Titel: PolyPlay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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dazu ist Polyplay doch ein toter Hund. Sehr unwahrscheinlich.«
    »Gut«, sagte Pasulke in gnädigem Tonfall, »halten wir einmal fest, dass es nicht völlig unmöglich ist. Warum Polyplay? Nun, vielleicht weil bei Polyplay niemand solche Tricks vermutet? Für die ›Freundschaft‹ sind ja schon eine Menge illegaler Spiele aufgetaucht. Aber wer würde bei einem toten Hund wie Polyplay nach so etwas suchen? In der Öffentlichkeit ist ja nicht einmal wirklich bekannt, dass Polyplay noch ernsthaft gespielt wird. Wissen Sie, Mitte der achtziger Jahre war ich ein richtiger Fan dieses Spiels. Und wir hätten uns damals, in der alten DDR, die Finger nach neuen Spielen für die Konsole geleckt. Hätte uns etwas Verbotenes abgeschreckt? Nicht im Geringsten. Es hätte uns angezogen wie Motten das Licht. Wie es vielleicht Michael Abusch angezogen hat. Alles nur so Ideen, wie gesagt!« Pasulke hob begütigend die Hände. »Aber Sie haben eben gesagt, man bräuchte gewisse Voraussetzungen, um so einen kleinen Plan durchzuziehen. Hardware, Software usw. Wäre es nicht denkbar, rein theoretisch denkbar, dass einer der Mitarbeiter dieses Betriebs, oder vielleicht eher eine Gruppe von Mitarbeitern, so etwas ausheckt? Rein theoretisch?«
    Dr. Frei war das Lächeln endgültig vergangen. Er hatte jetzt die Arme verschränkt und sah aus, als habe er eine frische Zitrone gegessen.
    »Rein theoretisch ist es natürlich möglich, dass unerforschte Teile des Mondes aus grünem Käse bestehen. Was Sie hier unterstellen, ist ziemlich absurd. Ein illegaler Vertriebsring für Polyplayspiele in meinem Betrieb? Lächerlich! Wissen Sie überhaupt, wie genau hier Warenein- und -ausgänge kontrolliert werden? Das hier ist kein Kindergarten, Herr Leutnant. Alles, was recht ist.«
    Hat ihm schon, dachte Kramer bewundernd.
    »Ich unterstelle gar nichts«, sagte Pasulke bestimmt. »Aber ich wäre dankbar – und ich glaube, ich kann da auch für den Genossen Oberleutnant sprechen – ich wäre dankbar für eine genaue Aufstellung Ihrer Warenbewegungen, vor allem, was Speicherbausteine betrifft. So etwa das letzte Jahr würde genügen. Damit können wir uns schon ein recht klares Bild machen. Und da wir den Genossen Betriebsleiter Sicherheit schon mal hier haben«, er zeigte mit der flachen Hand auf Päffgen, »wäre ich stark an einer kompetenten Führung durch die relevanten Bereiche interessiert. Ich glaube, Oberleutnant Kramer würde sich dieser Führung ebenfalls gerne anschließen.« »Aber ja«, sagte Kramer begeistert.
     
    Bevor die Führung richtig losging, war sie schon wieder vorbei. Päffgen, der sie bis dahin eher zögerlich und wortkarg durch das Hauptgebäude geschleust hatte, erhielt einen Anruf auf seinem Mobi. Er bat Kramer und Pasulke in einen kleinen Aufenthaltsraum. Dort sollten sie warten, während er einer besonders dringenden, sicherheitsrelevanten Verpflichtung nachging.
    »Bin in zehn Minuten wieder hier«, sagte er zum Abschied.
    Kramer und Pasulke setzten sich. Eigentlich, fand Kramer, unterschied sich dieser Raum nur durch den verschmuddelten Kaffeeautomaten von demjenigen, in dem sie sich gerade eben noch aufgehalten hatten.
    »Sach mal«, fragte Kramer, »glaubst du an das, was du da eben erzählt hast? Mit illegalem Vertriebsring und so?«
    »Nö«, sagte Pasulke fröhlich. »Der Schleimscheißer ist mir auf den Sack gegangen, und ich hab ihn ein bisschen rumgeschubst. Du hattest ja echt keinen Biss.«
    »Nee, hatte ich nicht. Alle Achtung, wie du den gepackt hast, du Leutnant. War schon bühnenreif. Und wie der nachher abgezogen ist. Mit so einem Hals!«
    »Gelernt ist gelernt. Und was machen wir jetzt?«
    »Jetzt warten wir, bis Päffgen zurückkommt. Und dann lassen wir uns richtig durch die Firma führen.«
    Aber daraus wurde nichts. Als Päffgen nach zwanzig Minuten immer noch nicht zurück war, als Kramer alles gesehen hatte, was es vom Fenster dieses Aufenthaltsraums aus zu sehen gab, und als er festgestellt hatte, dass der Kaffeeautomat sich nur mit betriebsinternen Wertmarken bedienen ließ, sagte er zu Pasulke: »Der verarscht uns.«
    »Seh ich auch so.«
    »Dann geh ich mal allein auf Führung. Du bleibst hier, wartest auf Päffgen und erzählst ihm, dass ich auf dem Klo bin, wenn er wiederkommt.«
    Pasulke runzelte die Stirn. »Muss das sein? Ich sitz dumm rum, während du hier rumstrolchst?«
    »Muss. Wenn Päffgen zurückkommt, und wir sind beide weg, gibt der doch sofort Alarm. Du hältst ihn einfach noch

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