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PolyPlay

PolyPlay

Titel: PolyPlay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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Komplex. Jedem US-Amerikaner musste er stets und ständig zeigen, was er vom amerikanischen Militär im Allgemeinen und den US-Marines im Besonderen hielt: Für ihn waren das alles Weicheier, verglichen mit den unsterblichen, ruhmreichen Helden von den britischen Royal Marines. Wes war Amerikaner. Er kam mit Masters nur klar, wenn er sich nicht provozieren ließ.
    »Masters«, sagte er in sein Mikrofon, während er die Ruftaste gedrückt hielt, »wir müssen runter. System error in Maschinenraum 1.«
    »Ihr Penner«, kam es prompt zurück. »Könnt ihr den Saftladen nicht mal fünf Minuten auf Kurs halten? Geht hier ja zu wie im Taubenschlag!«
    »Wir müssen runter«, sagte Wes, »bis gleich.« Er ließ die Ruftaste los. Keine Lust auf weitere Beschimpfungen von Masters.
    Er stand auf und reckte sich. Anatol grinste ihn dreckig an. »Na? Wieder tauchen gehen?«
    Wes zeigte ihm den Finger und ging nach draußen. In dem kahlen Raum zwischen den beiden Aufzügen war es kühl, und hier konnte man den Sturm deutlicher hören und spüren als in dem hermetisch abgedichteten Kontrollraum. Wes mochte keine Stürme. Er wusste, dass die Festung bisher noch jedem Orkan standgehalten hatte, aber er fühlte sich bei Sturm trotzdem nicht wohl. Ganz im Gegensatz zu Masters, der auf seine typisch finstere Art blendend gelaunt war.
    »Verdammte Schifferscheiße«, sagte er, »wegen euch krieg ich noch mal graue Haare.«
    Wie immer war er bewaffnet, als gelte es, die Argentinier von den Falkland-Inseln zu vertreiben: Heckler & Koch Maschinenpistole und Walther-Halbautomatik (»Das können die Krauts!«), schusssichere Weste, viel Munition und die üblichen Accessoires. Sogar seinen Helm hatte er aufgesetzt. Der stammte auch aus deutscher Produktion. Masters hasste die Deutschen, aber deutsche Wertarbeit fand er gut.
    Wes fragte sich manchmal, was der ganze martialische Aufzug der Sicherheitsleute eigentlich sollte. Praktisch die ganze Festung bestand aus Beton. Hier drinnen mit Schusswaffen zu kämpfen wäre der reine Selbstmord gewesen, so viel kapierte auch er. Es musste wohl eher mit den Hormonen zu tun haben, und davon hatte Masters eindeutig eine Überdosis abbekommen.
    Wes drückte auf den Aufzugknopf, und die Tür der winzigen Kabine öffnete sich. Einer der Gründe, weswegen er Servicearbeiten in den Maschinenräumen hasste, war dieser Aufzug. Ihn mit einem der Sicherheitsleute zu benutzen bedeutete in jedem Fall Tuchfühlung. Man steckte praktisch Nase an Nase und Bauch an Bauch in dieser beleuchteten Sardinenbüchse und versuchte so zu tun, als sei das völlig normal.
    Wes und Masters sanken nach unten. Es gab noch andere Gründe für Wes' Unbehagen. Seine Abneigung gegen Stürme verstärkte sich exponentiell, wenn Platzangst hinzukam. Und allein bei dem Gedanken an Maschinenraum 1 bekam er schon Platzangst: Er lag gute zehn Meter unter der Wasserlinie und man konnte sich kaum darin bewegen, weil er am meisten Equipment enthielt. Wes assoziierte den Maschinenraum 1 jedes Mal mit einem Grab am Boden der Nordsee. Kalt, eng, nass, bedeckt von fünfzig bis hundert Metern schäumendem, schmutzig braunem Wasser. Diese Vorstellung verursachte ihm Übelkeit.
    Masters grinste. Wes hatte ihm nie von seinen Gefühlen in Bezug auf Maschinenraum 1 erzählt, aber er glaubte, dass Masters ihn durchschaute, weil der Angst besser roch als ein Bluthund.
    Der Aufzug hielt an, und die beiden drückten sich durch die schmale Tür. Wes öffnete das Kombinationsschloss eines schmalen Spindes neben der Eingangstür zu M 1 und zog die Atemmaske und die Sauerstoffflaschen heraus. Man konnte die Maschinenräume nur mit Atemschutz betreten, weil sie mit reinem Stickstoff gefüllt waren. Warum? So konnte kein Feuer ausbrechen, metallische Teile rosteten nicht, und Unbefugte ohne Atemschutz erstickten. Darum. Das Dumme war nur, dass Wes auch mit Atemschutz beinahe erstickte. Er wusste, dass draußen der Sturm gegen den Betonmantel der Festung wummerte, und versuchte nicht daran zu denken, als er sich die Atemmaske aufsetzte. Er prüfte den Gasdruck in den Flaschen, atmete einmal tief durch und legte dann seine Hand auf den Biometriescanner an der Gasschleuse. Die Tür öffnete sich, und er betrat die Schleuse, die noch enger als der Aufzug war.
    Bevor die Schleusentür sich schloss, zeigte Masters ihm einen OK-Daumen. Auch er hatte eine Atemmaske angelegt. In seiner Montur und mit der Maske sah er aus wie das Mitglied eines außerirdischen Stoßtrupps

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