Ponyherz, Band 1: Anni findet ein Pony (German Edition)
Mama ist. Das wäre einfach schrecklich.
»Tschüss, Ronja, deine Mama kommt ganz bald wieder!«, ruft Anni tröstend und wirft ihr zum Abschied eine Kusshand zu.
Die meisten Pferde sind draußen auf der Koppel und grasen, ein paar ganz junge Tiere traben übermütig nebeneinanderher. Sie erinnern Anni ein wenig an Lars, wenn er durch den Garten hüpft.
»Die foppen sich richtig!«, ruft Anni und zeigt auf zwei pechschwarze Fohlen, die querfeldein um die Wette galoppieren.
»Stimmt«, sagt Pieter. »Die beiden haben sich ganz besonders gerne. Andere können sich nicht so gut leiden.« Er zeigt auf eine Apfelschimmel-Stute, die eine kleine Haflinger-Stute in die Kruppe zwickt. Der Haflinger sucht das Weite.
Am Zaun schnaubt ihnen ein großer Wallach freundlich entgegen.
Pieter krabbelt ihn am Hals.
»Anni schnaubt auch manchmal«, sagt Lorenz. »Vor allem, wenn Bine sie ärgert.«
Pieter grinst. »Solange du nicht ausschlägst, ist das okay. Die Bine habe ich auch schon kennengelernt. Sie ist oft dabei, wenn Pia mit Tinkerbell kommt. Da könnte ich manchmal auch losschnauben.«
Anni guckt verschmitzt. »Die Bine hat einfach zu viel Stroh in der Birne.«
Alle drei lachen.
Plötzlich ertönt ein heiseres Bellen.
»Das ist jetzt aber kein Pferd«, kichert Anni.
»Nee«, ruft Lorenz ausgelassen. »Das ist unser Herr Franz! Dem ist wieder eine Laus über die Leber gelaufen oder sein Fressen ist alle.«
Herr Franz ist ein Stubenhocker-Mops, wie er im Buche steht. Eine Fellwurst mit Knautschgesicht. Er hat sich auf der Schwelle zu Pieters Büro ausgestreckt, die Stirn in sorgenvolle Falten gelegt und bellt ihnen zur Begrüßung entgegen.
Anni schließt Herrn Franz auf den ersten Blick in ihr Herz.
»Hallo, mein Süßer«, flötet sie. »Warte mal, vielleicht hab ich noch ein Leckerli für dich.« Sie kramt eine halbe Knabberstange von Ronja und Rudi aus der Hosentasche. Sie ist schon ein wenig zerbröselt, aber das stört den Mops nicht. Begeistert schlabbert er über Annis Hand.
Nachdem er wirklich den letzten Krümel weggeschleckt hat, grunzt er tief. Dann guckt er an Anni vorbei auf den Hof und beginnt erneut zu bellen. Im nächsten Moment fährt ein Pferdetransporter durch das große Tor.
»Ah, da kommt das verletzte Wildpferd!«, sagt Pieter.
Anni wird vor Schreck kreidebleich. »Ein … W-Wildpferd?«, stottert sie.
Pieter nickt. »Ja, wahrscheinlich eines der Tiere, die ihr gestern am Waldsee gehört habt. Es ist in die Brombeerhecken geraten, bestimmt war es auf der Flucht, weil man es einfangen wollte. Das hätte ziemlich böse ausgehen können.
Haltet euch ein Stück entfernt, Lorenz, das arme Tier ist schon gestresst genug, okay?« Er geht eilig zu dem Fahrzeug hinüber.
Ponyherz! Bitte nicht Ponyherz, betet Anni. Nicht mein Ponyherz.
Auch wenn Pieter es soeben verboten hat – Anni muss auf der Stelle wissen, ob das verletzte Pferd Ponyherz ist. Mit heißem Kopf folgt sie Pieter und drängelt sich vor ihn.
Gerade öffnen zwei Helfer die hinteren Klappen.
Pieter runzelt verärgert die Stirn. Er will sie energisch wegschieben, hält dann aber mitten in der Bewegung inne. Aufmerksam schaut er in Annis Gesicht.
Das Erste, was Anni hört, ist ein gequälter Schrei. Nicht zornig, sondern das arme Pferd hat Schmerzen, das ist Anni sofort klar.
Jetzt kann Anni das Tier sehen. Es ist nicht Ponyherz.
Anni plumpst ein Stein vom Herzen.
Aber nur ein kleiner: Denn Anni erkennt das funkelnde Fell auf den ersten Blick. Es ist Kristall. Ponyherz’ Mama.
Was ist passiert?, fragt sich Anni panisch. Was ist mit der Herde? Was ist mit Ponyherz?
Bei dem Gedanken, dass ihr Pony gefangen worden ist, wird ihr ganz schwummrig.
Jetzt hält es auch Lorenz vor Neugier nicht mehr aus. Er läuft zu Anni und Pieter hinüber.
»Anni? Alles okay mit dir? Du guckst, als würdest du einen Geist sehen.«
Anni antwortet nicht. Wie gebannt schaut sie das verletzte Tier an. Seine Flanken sind zerkratzt und voller Blut. Wer macht so etwas Gemeines? Ihr Herz klopft laut und sie spürt, wie sich Wut überall in ihr ausbreitet.
Sie geht zur Vorderseite des Hängers und öffnet die kleine Klappe.
Unruhig schüttelt das Pferd die Mähne.
Hallo!, denkt Anni. Ich bin es. Erkennst du mich wieder?
Das Wildpferd schaut Anni aufmerksam an.
»Hallo«, sagt Anni leise und berührt mit ihrer Hand furchtlos seinen Kopf. »Ich heiße Anni. Und wer bist du?«
Pieter lenkt das Wildpferd behutsam aus dem Transporter.
»Gut
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