Ponyhof kleines Hufeisen - 02 - Max braucht ein Zuhause
Mühlbach am Haus vorbei.
Die Haustür war geschlossen, nur die große graue Katze saß auf dem Fenstersims in der Sonne und putzte sich. Von einem Pony war keine Spur zu sehen. Cornelia zügelte die braune Islandstute und sprang aus dem Sattel. Sie führte Wolkenmähne zur Tür und klopfte an. Nichts rührte sich, und auch auf erneutes Klopfen hin blieb alles still. „Er ist wohl nicht da“, meinte die junge Frau und klopfte Wolkenmähnes Hals. Ob der alte Mann vielleicht im Schuppen oder im Garten war? „Herr Huber!“ rief sie laut.
Aber wieder warteten sie vergeblich auf eine Antwort. Sabine meinte eine Bewegung an einem der Fenster zu sehen. Stand dort der alte Mann hinter den verblichenen Scheibengardinen und wollte nicht gesehen werden? Waren ihm Besucher lästig? Oder hatte Sabine einfach nur den Schatten eines Zweiges am Fenster gesehen?
„Es ist niemand da“, stellte Cornelia fest und wendete ihr Pferd.
„Sollen wir mal hinter dem Haus nachschauen?“ fragte Michaela.
Cornelia schüttelte den Kopf. „Herrn Huber ist es bestimmt nicht recht, wenn wir ohne seine Erlaubnis auf seinem Hof herumlaufen. Vielleicht kommen wir ein anderes Mal wieder und fragen ihn, ob er irgendwo ein Pony gesehen hat! Denn ich glaube nicht, daß er selbst ein Pferd hält!“
Im Wegreiten glaubte Sabine ein ganz schwaches Wiehern zu hören. Sörli spitzte die Ohren, aber er antwortete nicht. „Hast du etwas gehört?“ Sabine wandte sich an Michaela, die neben ihr ritt.
„Nein“, die Freundin schüttelte den Kopf. „Was soll ich gehört haben?“
„Ein Wiehern vielleicht? Ganz leise und schwach?“
„Ich hab nichts gehört“, wiederholte Michaela. „Da war nichts.“
Wieder zurück auf dem Ponyhof Kleines Hufeisen, sattelte Sabine nachdenklich den braunen Wallach ab. Sie liebte Tiere und vor allem Pferde über alles, und der Gedanke an ein elendes Pony ließ sie nicht los. Gab es bei der Mühle wirklich ein vernachlässigtes Pony? Eines wußte Sabine: Sie wollte es unbedingt herausfinden.
Am nächsten Tag erzählte sie Stefan davon. Der junge Mann arbeitete als Cornelias Assistent und Helfer auf dem Ponyhof. Er war eine große Hilfe bei jeder Arbeit. Stefan mochte Pferde, und er war zuverlässig. Die meisten Jungen, die Sabine von der Reitschule her kannte, wollten eigentlich nur galoppieren und Wettrennen veranstalten. Da war Stefan anders. Der große blonde Junge beschäftigte sich einfach gern mit Pferden, außerdem war er ein guter, sensibler Reiter. Er drückte sich weder vor dem Stallausmisten noch vor einer anderen schweren Arbeit. Der gutmütige braune Trakehnerwallach Gustav war sein Liebling. Stefan war an Pferde gewöhnt, sein Großvater züchtete Holsteiner auf seinem niedersächsischen Hof, dort hatte Stefan seine ganze Kindheit verbracht. Der Umzug mit seinen Eltern nach Bayern war dem jungen Mann schwergefallen; aber allmählich war der Ponyhof Kleines Hufeisen sein zweites Zuhause.
Nachdenklich sah er jetzt Sabine an und kaute auf seiner Unterlippe. „Wenn es dieses Pony tatsächlich gibt und es wird schlecht behandelt, dann müssen wir etwas unternehmen!“ erklärte er. „Und zwar bald!“
„Stefan! Das weiß ich doch auch!“ rief Sabine ungeduldig. „Aber wie können wir das herausfinden? Konrad Huber hat kein Telefon, ich hab schon nachgeschaut! Wir müssen zur Mühle!“ „Es bleibt uns nichts anderes übrig als hinzureiten!“ Stefan sah auf die Uhr. Sabine durfte gegen ihre Mithilfe im Stall umsonst auf dem Ponyhof reiten. Er wußte, daß für heute keine Reitstunden mehr vorgesehen waren. „Ich frage Cornelia, ob wir ausnahmsweise mal allein ausreiten dürfen“, sagte er.
Nach ein paar Minuten war er wieder da: Sie sollten die beiden Haflinger nehmen, da sie heute noch nicht unter dem Sattel gewesen waren. Sabine ritt zwar die Isländer lieber, aber sie mochte auch die Haflinger sehr.
Bald hatten sie Sternchen und Lauser von der Weide geholt. Obwohl sie am liebsten gleich losgeritten wäre, putzte Sabine die Stute Sternchen sorgfältig. Besonders in der Gurten- und Sattellage durfte kein Schmutz sein. Cornelia hatte ihnen oft erklärt, daß Pferde dadurch schon bei einem kurzen Ritt wunde Stellen bekamen.
Endlich ritten sie am Moor entlang auf die alte Mühle zu. Sternchens helle Mähne wippte, die Haflingerstute griff kräftig aus. Sabine trabte nun leicht, den Trab saß sie nur in der Reitbahn aus. Hier im Gelände ging es vorwärts, und da war der englische Trab
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