Ponyhof Kleines Hufeisen - 09 - Wolkenmaehne hat Geburtstag
über die Ohren. „Mach’s gut, Kleine!“ Dann trat sie einen Schritt zurück.
Nun kamen die anderen Jungpferde vom Hang herunter. Der schöne Fuchs, der ihr Anführer zu sein schien, kam mit vorgestrecktem Kopf auf Moritz zu.
Stella flüchtete sich mit erschrockenem Schnauben hinter ihren Freund, als eines der anderen Fohlen ihr entgegenkam.
Nun trat der Fuchs noch einen Schritt näher, die Nüstern der beiden Fohlen berührten sich. Moritz war genauso groß wie der Fuchs, auch er hatte wunderschönes, helles Langhaar. Plötzlich stiegen die Junghengste mit schrillem Wiehern auf die Hinterhand. Moritz zwickte den anderen spielerisch in den Hals, dann stoben die beiden davon. Stella lief natürlich mit und auch die anderen Fohlen galoppierten hinterher. Im Handumdrehen jagte die kleine Herde mit trommelnden Hufen über die Almwiesen davon.
Sabine sah, wie Stella mit einem geschickten Satz über einen Felsbrocken sprang, dann verschwand sie eine Böschung hinunter.
„Die werden sich schon zusammenraufen!“, sagte der Senn zuversichtlich.
Sabine sah sich um. Die Hütte und der obere Teil der Alm lagen in strahlendem Sonnenschein. Der Himmel über ihr war blitzblau, es war warm und fast windstill. Aber nur ein paar hundert Meter unterhalb der Hütte begann der Nebel. Wie eine dicke weiße Watteschicht versperrte er den Blick ins Tal.
Sabine sah Stefan besorgt an. „Meinst du, Stella kommt hier zurecht?“
„Bestimmt! Ich würde mir nur Sorgen machen, wenn einander fremde Pferde auf engem Raum zusammen stehen und sich nicht ausweichen können. Aber das kann man ja hier wirklich nicht sagen! Sei doch froh, dass Stella es so gut hat. Die meisten Fohlen haben niemals die Gelegenheit auf einem so tollen Gelände spielen zu können.“
Sabine nickte. „Am liebsten würde ich mit ihnen hier auf der Alm bleiben. Das wäre doch Klasse. Wir könnten in der Almhütte wohnen und sie jeden Tag sehen!“
„Dann hätten wir noch zwei Pferde zum Reiten dabei und könnten super Ausritte in die Berge machen!“, spann Stefan ihren Gedanken weiter. Langsam gingen sie zur Almhütte zurück. Dort saßen Volker und Cornelia mit dem Senn vor der Hütte und redeten.
„Ich würd euch gern eine Brotzeit anbieten, aber leider hab ich keine Wurst und kein Brot mehr. Nur noch Butter ist da“, sagte der Senn gerade. „Der Nachschub kommt erst noch.“
„Da weiß ich eine Lösung!“, rief Cornelia und ging zum Wagen. Kurz darauf kam sie mit dem Beutel voller Kartoffel wieder. „Die könnten wir kochen!“, schlug sie vor. „Wenn du Butter hast, Sepp ...“
Der Senn nickte. „Ich wollt eh noch ein Feuer machen, eh es kalt wird. Heut Nacht bleib ich noch heroben, um nach dem Rechten zu sehen, da will ich’s warm haben.“ Er heizte den Herd an, während
Sabine und Cornelia die Kartoffeln wuschen. Bald kochten sie brodelnd in einem großen Topf. Inzwischen brachte der Sepp Bier, Milch und Butter und ein paar Holzteller. Bis die Kartoffeln gar waren, erzählte er von seinem Sommer auf der Alm.
Sabine hörte wie gebannt zu. Das war ein Leben! Fern von der Schule und aller Zivilisation nur mit den Tieren hier oben in den Bergen leben, toll musste das sein!
„Es ist harte Arbeit“, fuhr der Senn fort. „Wir haben nicht nur Jungvieh hier, sondern auch Milchkühe. Die werden mit der Hand gemolken und danach muss die Milch verarbeitet werden. Dann kommen die Bergsteiger, die hier Rast machen und Vesper machen wollen. So ganz ohne Auto ist das heute auch nicht mehr möglich. Früher, freilich, da hatten wir Haflinger und Mulis, die alles heraufschafften; heutzutage fahren wir die Vorräte her und haben natürlich auch ein Handy dabei. Ist praktisch bei Notfällen.“
Sabine warf Stefan einen Blick zu: Viel Zeit für lange Ausritte bleiben dem Senn da wahrscheinlich nicht.
Endlich waren die Kartoffeln gar. Sepp Wirtner stellte sie dampfend in einer großen Tonschüssel auf den Tisch.
„He, hab ich einen Hunger!“, rief Stefan.
„Lang zu!“ Der Sepp machte eine Handbewegung. „Ein wenig schwer fällt’s mir jedes Jahr, wieder ins
Tal zu gehen. Aber der nächste Almsommer kommt bestimmt! Nur weiß ich nicht, ob ich dann wieder hier heroben bin.“
Die neuen Kartoffeln mit der frischen Almbutter und etwas Salz schmeckten allen. Es war schön, vor der Almhütte in der Sonne zu sitzen, auf den Nebel unter ihnen zu schauen und das Essen zu genießen.
„Da, seht nur!“, rief Cornelia plötzlich.
Sie wandten den Kopf.
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