Ponyhof kleines Hufeisen - 10 - Der Spuk in der Mühle
versorgt waren. Es war merkwürdig still, als sie in den verschneiten Ponyhof einfuhren. Kein bellender Hund kam ihnen entgegen. Janosch war ja mit in den Bergen. Das alte Haus lag dunkel in der Abenddämmerung.
Sabines Magen zog sich zusammen. Wo mochten Cornelia und Volker sein? Wenn sie bis jetzt nicht zurück waren, hieß das womöglich, dass auch sie sich in den Bergen verirrt hatten. Vielleicht waren die Isländer doch nicht so robust und trittsicher, wie Stefan glaubte. Vielleicht hatten Eis oder Steinschlag eine Lawine in Bewegung gesetzt oder die Pferde waren auf ein überhängendes Schneebrett getreten. Eine Nacht bei diesem Wetter in den Bergen würde für alle gefährlich werden. Schon jetzt zeigte das Thermometer am Stall fünf Grad unter Null. In den Bergen war es dann noch kälter.
„Ich bleibe beim Telefon“, sagte Sabines Mutter, Iris Kleine, „während ihr die Pferde versorgt. Ich rufe auch gleich noch bei der Bergwacht an. Sie müssten Cornelia und Volker doch schon gefunden haben. So weit waren die beiden mit ihren Pferden doch gar nicht aufgestiegen! Und der arme Janosch...“ Sie verstummte, als sie das Gesicht ihrer Tochter sah.
Sabine und Stefan waren nicht bei der Sache, während sie die Pferde versorgten. Fast hätte Sabine das Heu in den Wassertrog geworfen, wenn Stefan sie nicht im letzten Augenblick zurückgehalten hätte.
„Tut mir Leid“, sagte Sabine bedrückt, „ich hab furchtbare Angst um sie. Wenn sie nur endlich gefunden werden!“ Sie zögerte einen Augenblick und setzte den Futtereimer ab, den sie gerade in den Stall tragen wollte. Ein schrecklicher Verdacht war ihr gekommen. „Stefan!“, stieß sie hervor.
„Glaubst du, dass sie direkt zum Ponyhof zurückreiten wollten... durchs Moor?“
„Quatsch! Sie hätten ganz sicher auch beim Haimerl-Hof angehalten. Du glaubst diese Spukgeschichte doch nicht etwa?“
„Es könnte doch sein?“ Sabine biss sich auf die Unterlippe. „Wenn sie dieser Müllerin mit der Laterne begegnet sind und die sie ins Moor gelockt hat...“
„Sabine! Das ist doch nichts als Aberglaube! Es gibt keinen Spuk und keine Gespenster. Und im Moor sind auch keine armen Seelen versunkener Wanderer. In ein paar Tagen ist Vollmond, da werden wir beide ins Moor reiten und dann wirst du sehen, dass die Geschichte von der schönen Müllerin ein Märchen ist.“
Aber Sabine war nicht überzeugt. Sie hatte doch die schwarze Gestalt beim Mühlrad deutlich gesehen! Das hatte sie sich nicht eingebildet, bestimmt nicht. Und wenn Stefan sie für noch so kindisch hielt. Sie nahm sich vor, David und Julia am nächsten Tag anzurufen. Die Kinder der Hubermühle wussten vielleicht etwas über den Spuk. Schließlich wohnten sie dort und würden es merken.
„Nein, du brauchst dir keine Sorgen zu machen, es geht ihnen gut“, hörte Sabine ihre Mutter sagen, als sie später zur Haustür des Ponyhofes hereinkam. Mit wem sprach sie? Sabine blieb stehen und sah die Mutter fragend an.
Iris Kleine erwiderte ihren Blick, sie wusste natürlich, wie Sabine auf gute Nachrichten wartete. „Alles klar, Cornelia“, sagte sie. „Wir bleiben hier, bis ihr zurück seid!“
„Sie sind gefunden!“ Sabine machte einen Satz und fiel Stefan, der neben ihr stand, um den Hals. Aber schnell ließ sie ihn wieder los, als sie sah, dass ihre Mutter ja daneben stand. Niemand sollte wis-sen, wie verliebt sie in Stefan war, schon gar nicht die Mutter.
„Los, erzähl schon!“, rief sie, als Iris Kleine den Hörer auflegte. „Was ist passiert?“
„Sie haben den Senn auf halbem Weg zur Alm gefunden“, berichtete Sabines Mutter. „Er war auf einer Eisplatte ausgerutscht, gestürzt und hatte sich den Knöchel so verstaucht, dass er nicht mehr auftreten konnte. Also haben sie ihn auf Lausers Rücken gesetzt und ihn dann so den Berg hinunter transportiert. Erst als sie schon fast durch die Fuchsklamm waren, kam ihnen die Bergwacht entgegen. Inzwischen ist Sepp Wirtner im Krankenhaus, weil er stark unterkühlt war. Er hat stundenlang im Schnee gelegen, ehe sie ihn gefunden haben.“ „Volker und Cornelia wollen doch nicht etwa nach Hause reiten?“, fragte Sabine besorgt. Das würden ihre Pferde nicht mehr aushalten!
„Nein, nein, sie lassen ihre Pferde auf dem Haimerl-Hof und werden von dem jungen Michael Haimerl heimgebracht. Bis dahin bleiben wir hier und ich koche jetzt für alle eine gute Suppe. Nach einem solchen Tag braucht ihr unbedingt etwas Warmes!“
Sabine half
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