Ponyhof kleines Hufeisen - 11 - Molly soll leben
Es hat mich gefreut.“
„Zuerst laden wir die Tigerschecke ein“, sagte Cornelia. Sie strich dem zitternden Pony über das feuchte Fell. „Sabine, hol eine Decke und etwas Hafer!“
Der Pferdepfleger stand unschlüssig da und sah zu, wie Sabine und Stefan das Pony mit Strohwischen abrieben und ihm die Beine massierten.
„Wie heißt dieses Pony?“, fragte Cornelia den Mann.
„Keine Ahnung“, der Pferdepfleger zuckte die Schultern. „Die meisten haben hier nur Nummern für die Testreihen, keine Namen. „Vier und siebzehn haben die beiden da, glaube ich.“
„Was für Testreihen machen Sie mit den Ponys?“, fragte Sabine beklommen.
„Wurmmittel, Impfstoffe, neue Medikamente, die noch nicht im Handel sind“, sagte der Mann. „Den Ponys geht’s hier nicht schlecht“, fügte er hinzu. „Gequält werden sie nicht.“
„Verraten Sie mir noch eins“, Cornelia versuchte freundlich zu sein. „Warum lassen Sie die Ponys nicht auf die Weide? Ins Freie? Und der muffige Stall...“
„Meine Güte, das macht doch zu viel Arbeit. Rauslassen, einfangen und all das - wer soll das denn machen? So viele Leute haben wir nicht. Die Ponys brauchen ständig ihre Mittel, sie müssen bereit stehen für Untersuchungen und zur Blutabnahme. Wenn man sie da immer erst einfangen müsste! Das ist einfach nicht möglich. Nein, dafür haben wir hier keine Zeit.“
Stefan verschmähte die letzten Riemen der Decke. „Ich finde solche Tierversuche grausam und unnötig“, sagte er bitter. „Die Ponys leiden hier für den Profit des Institutes.“
„Nun mal langsam! Wollt ihr euren Pferden einfach ein ungetestetes Wurmmittel geben, das vielleicht böse Nebenwirkungen hat? Wärt ihr nicht froh, wenn wir hier ein neues Mittel gegen Kolik finden, das auch euren Pferden das Leben retten könnte? Das vergessen die Leute immer.“
„Aber trotzdem könnten Sie die Pferde doch artgerecht halten!“, sagte Stefan.
„Ja, ihr habt leicht reden“, sagte der Mann ungeduldig. „Viele Pferde werden nur im Stall gehalten, in Reitbetrieben und auch auf der Rennbahn. Das wissen wir doch alle.“
Das Tigerscheckpony schritt jetzt schwerfällig die Laderampe hinauf. Cornelia und Stefan stützten die Stute. Sabine führte sie. Endlich stand das Tier auf wackeligen Beinen im Transporter und wieherte ängstlich nach dem Fuchspony.
Es dauerte eine ganze Weile, bis es ihnen gelang, den kleinen Fuchs zu verladen. Immer wieder wich das verängstigte Pony vor ihnen zurück. Stefan ließ sich nicht entmutigen. „Du brauchst keine Angst zu haben“, sagte er beruhigend. „Bei uns wirst du’s gut haben, Kleiner. Da kommst du auf die Weide
und findest neue Freunde. Komm nur, komm mit!“
Die ruhige Stimme schien dem kleinen Fuchs Vertrauen einzuflößen. Langsam führte Stefan das Pony zum Hänger.
Immer wieder scheute der Fuchs, versuchte sich herumzuwerfen und zu fliehen.
Stefan riss nicht am Seil, er folgte den Bewegungen des Ponys stets ein Stück weit und versuchte dann noch einmal, den Kleinen in den Pferdehänger zu bringen.
Sabine und Cornelia halfen mit und endlich gelang es ihnen, den kleinen Wallach zu verladen.
„Ich wollte, wir könnten sie alle mitnehmen“, sagte Sabine mit einem letzten Blick auf die Ställe.
„Das wäre gut“, fand auch Cornelia. „Aber ich kann nicht einfach dreißig Ponys übernehmen. Ich weiß noch nicht einmal, wie ich diese beiden durchbringen soll.“
Das war natürlich übertrieben. Cornelia hatte schon alles genau geplant, das wussten Stefan und Sabine. Sie klappten die Laderampe zu.
Das Tor öffnete sich wieder und sie konnten hinausfahren. Cornelia fuhr sehr langsam, sie bremste an den Kreuzungen sehr sanft. Sie wollte nicht, dass das Tigerscheckpony das Gleichgewicht verlieren könnte. Die kleine Stute wirkte schwach und sehr apathisch.
Sabine starrte aus dem Fenster. Ihr war nicht nach Reden zumute. Ja, sie hatten zwei der Ponys
kaufen können, aber was war mit den anderen? Ob der Tierschutzbund etwas unternehmen konnte? Nicht, wenn alles auf dem Hof ganz legal war. Tierversuche waren nicht verboten. Es war auch erlaubt, Pferde den ganzen Tag im Stall zu halten. Kein Gesetz schrieb vor, dass Tiere ein Recht auf Luft und Sonne hatten, dass sie sich frei bewegen durften.
Janoschs freudiges Bellen riss Sabine aus ihren düsteren Gedanken. Als sie ausstiegen, bat Cornelia Sabine, als Erstes ins Haus zu gehen und den Tierarzt anzurufen. Sie selbst lud mit Stefan die Ponys aus.
Katrin
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