Ponyhof kleines Hufeisen - 11 - Molly soll leben
keinen Schritt mehr ohne dieses komische Pony!“, rief Katrin heftig.
„Molly ist nicht komisch!“, stieß Sabine hervor. „Warum kannst du an unseren Ponys kein gutes Haar lassen? Sie gehen dich doch gar nichts an!“
„Ach, hör auf, Sabine“, rief Katrin aufgebracht. „Darüber haben wir uns doch schon so oft gestritten, oder? Ich hab für Ponys eben einfach nichts übrig. Es steht schließlich nirgends geschrieben, dass jeder diese Zotteltiere lieben muss!“
„Zotteltiere!“ Sabine funkelte Katrin an. „Bitte schön, dann sieh doch mal zu, wie du mit deinem edlen Warmblüter ohne das Zotteltier Molly zurechtkommst. Du wirst noch merken, dass deine Melissa von einem Pony wie Molly eine Menge lernen kann!“ Sie ging so energisch in den Stall zurück, dass Molly ohne Zögern ganz brav mitging.
„Du warst ganz schön sauer“, sagte Stefan, als Sabine Molly das Halfter angezogen hatte.
„Und Katrin? Die war doch total unmöglich, echt!“, fauchte Sabine. „Ich bin das einfach leid, verstehst du! Die ist so zickig, das nervt mich, Stefan. Immer hackt sie auf den Ponys rum. Wenn es nicht ein Großpferd ist, hat sie kein Verständnis für die Tiere. Neulich hat sie allen Ernstes gesagt, dass Wolkenmähne einen unedlen Ramskopf hat und im Winter einen Ziegenbart. Soll ich das alles einfach immer gut finden? Sie ist eigentlich gar nicht mehr meine Freundin.“
„Nun übertreib mal nicht. Ich glaube, Katrin meint das gar nicht so.“
Molly trippelte inzwischen unruhig in ihrer Box hin und her, sie wieherte hell.
Von draußen drang Melissas Rufen in den Stall, und Sabine hörte, wie Katrin laut mit der Stute redete. Dann gab Cornelia ein paar knappe Anweisungen und als Sabine aus dem Stallfenster schaute, sah sie Melissas weißen Schweif gerade noch zum Reitplatz verschwinden.
„Weißt du eigentlich, was aus den anderen Ponys wird, die noch im Gieblerhof sind?“, fragte Sabine, um das Thema zu wechseln.
„Du meinst, wenn die dort mit ihren Versuchen fertig sind?“
„Ja!“ Sabine strich Molly nachdenklich über die dichte Mähne. „Was wird aus den Ponys dort, wenn
man sie nicht mehr braucht?“ Sie sah Stefan an.
„Wir müssen Mareis Onkel fragen. Vielleicht kann er uns noch mal weiterhelfen. Ihm haben ja unsere beiden Ponys in gewisser Weise auch ihr Leben zu verdanken.“
Sabine wollte noch etwas sagen, als Franz zur Stalltür hereingerannt kam. „Schnell“, keuchte er außer Atem. „Melissa spielt verrückt! Ihr sollt das neue Pony bringen, hat Cornelia gesagt!“
„Ach du lieber Himmel!“ Mit zitternden Fingern zog Sabine der Ponystute das Halfter wieder an. Schon klapperten Mollys kleine Hufe über die Stallgasse. Sie eilten alle zur Reitbahn.
Schon von weitem hörten sie Melissas schrilles Wiehern. Sie sahen, wie die Schimmelstute sich in der Mitte der Bahn wie aufgezogen um sich selbst drehte, dann stieg sie hoch auf die Hinterhand.
Sabine hielt den Atem an.
Melissas Umriss hob sich scharf gegen den blauen Himmel ab. Wenn sich die Stute bloß nicht rückwärts überschlägt!, dachte Sabine entsetzt. Melissa war bisher noch niemals in dieser Weise gestiegen, das wäre zu gefährlich für die Reitschüler. Die Gedanken in Sabines Kopf überschlugen sich, während sie mit Stefan, Franz und der Tigerschecke zur Reitbahn hastete.
Katrin tat, was sie konnte, um Melissa zu beruhigen. Sie lehnte sich weit nach vorn, ließ Melissa die Zügel lang und hielt sich an ihrer Mähne fest.
Einen schrecklichen Moment lang sah es so aus, als würde Melissa stürzen, dann aber kamen ihre Vorderhufe mit einem harten Knall auf den Boden zurück.
Katrin war kreidebleich. Sie setzte sich hastig im Sattel zurecht und nahm die Zügel auf. Sofort begann Melissa mit dem Kopf zu schlagen und nervös zu tänzeln.
„Lass die Zügel länger!“, rief Cornelia. „Treib sie vorwärts, auf den Hufschlag zurück!“
In diesem Moment sah die Stute Molly. Sie wieherte der Ponystute zu und schnaubte heftig. Das Tänzeln hörte auf, keuchend und mit schweißnassem Hals stand sie da.
Aufmerksam sah Molly zur Reitbahn hin, sie antwortete Melissa mit einem leisen freundlichen Brummein.
Erstaunt beobachtete Sabine, wie die große Oldenburger Stute sich entspannte. Ihre Tritte wurden länger, sie streckte den nervös hochgeworfenen Hals nach unten, senkte den Kopf und kaute auf dem Gebiss.
„Das ist kaum zu glauben“, flüsterte Sabine Stefan zu, der neben ihr am Zaun stand. Sie sahen zu, wie Melissa
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