Ponyhof Kleines Hufeisen - 12 - Der neue Reitlehrer
Stockmaß“, murmelte Franz ehrfürchtig.
Das große Pferd trug eine schwere grüne Decke und farblich passende Beinschoner, die über die Hufe reichten. Er wirkte wie ein Ritterpferd in Rüstung, nur ein Stück Hals und der Kopf waren frei. Der Rappe hatte eine breite Blesse und sah sich unruhig trippelnd auf dem Hof um.
„Das ist Fürst Isidor“, stellte die neue Reitlehrerin ihr Pferd vor. „Er geht M“, fügte sie stolz hinzu.
Während Stefan den Rappen hielt, lud sie das zweite Pferd aus, eine etwas kleinere Schimmelstute, genauso eingedeckt wie Fürst Isidor.
„Kassandra“, sagte Frau Brückmaier zu Stefan gewandt. „Ein viel versprechendes Nachwuchspferd. Sie hat das Zeug zur Spitzenklasse, aber sie muss noch viel lernen.“ Sie machte sich daran, die Beinschoner abzuschnallen, und bat Stefan, auch dem Rappen die Schoner abzunehmen.
„Die Pferde sollen sicher erst einmal in den Auslauf, damit sie sich nach dem Transport die Beine vertreten können?“, Stefan wollte den Rappen anführen.
„Auf keinen Fall!“ Frau Brückmaier war entrüstet. „Haben Sie keine Boxen für meine Pferde bereit-gemacht? Was meinen Sie, was alles passieren kann, wenn die Pferde einfach so herumlaufen! Wie sich meine Pferde bewegen, bestimme ich!“
Stefan starrte Carola Brückmaier sprachlos an. „Kommen Ihre Pferde nicht auf die Weide?“, fragte er erstaunt.
„Natürlich nicht! Das sind hochkarätige Turnierpferde, da geht man doch kein solches Risiko ein. Wie haben sich Pferde schon beim unkontrollierten Herumrasen verletzt. So etwas kommt überhaupt nicht in Frage. Wo sind die Boxen?“
Stefan zeigte zum Stall hinüber und führte den Rappen zur Tür. Er wollte Fürst Isidor neben Nora stellen, die ja immer noch Stallruhe verordnet hatte, aber Carola Brückmaier fuhr ihn gleich an:
„Doch nicht etwa neben dieses Pony? Die Box ist nach oben offen! Da könnte das Pony Fürst Isidor beißen! Nein, so geht das nicht. Die Pferde brauchen Boxen, die entweder nach oben vergittert sind oder die eine Box zwischen der nächsten frei haben.“ Erst als ihre Pferde in zwei getrennten Boxen untergebracht waren, war Frau Brückmaier zufrieden.
„Die Decke braucht er doch jetzt nicht mehr?“, fragte Stefan und wollte die Schnallen öffnen.
„Natürlich brauchen die Pferde ihre Decken. Wenn sie sich später etwas beruhigt haben, werde ich ihnen die leichteren Decken anziehen, aber ganz ohne geht es nicht“, sagte Frau Brückmaier mit Nachdruck und einem missbilligenden Blick auf das offene Fenster. Erst dann fiel ihr auf, dass außer
Nora und ihren Pferden keine anderen Tiere im Stall waren. „Wo sind denn die Schulpferde?“, wandte sie sich an Stefan.
„Auf der Weide“, antwortete er. „Unsere Pferde sind fast immer draußen. Hat Cornelia Ihnen das nicht gesagt?“
„Kein Wort!“ Carola Brückmaier sah sich noch einmal um. „Hier wird sich einiges ändern“, meinte sie entschlossen, ehe sie zu ihrem Transporter zurückging. Sie verabschiedete sich kurz und sagte, sie käme später wieder, um ihre Pferde zu bewegen. Der Unterricht würde erst morgen beginnen.
„Du meine Güte!“ Marei fand als Erste die Sprache wieder. „Da hat Cornelia uns ja was eingebrockt! Die ist ja ätzend!“
„Fürst Isidor geht M“, machte Sabine die neue Reitlehrerin nach. „Als ob das das Wichtigste an einem Pferd ist! Der arme Isidor!“
„Für die Brückmaier ist es das Wichtigste“, meinte Stefan düster.
„Du glaubst doch nicht im Ernst, dass sie ihre Pferde nie auf die Weide lässt?“
Michaela sah Stefan ungläubig an.
„Da kannst du Gift drauf nehmen“, sagte Stefan trocken. „In vielen Reit- und Rennställen kommen die Pferde nur zum Arbeiten aus der Box, das weißt du doch. Stell dir mal vor, was los ist, wenn sich so ein Superpferd wie ihr Isidor den Fuß vertritt!“
„Nun habt euch doch nicht so!“ Katrin fand Carola Brückmaier gar nicht so schlecht. „Sie hält eben ihre Pferde anders als Cornelia, aber deshalb kann sie trotzdem eine gute Lehrerin sein. Ich finde den großen Rappen sagenhaft. Sicher ist er absolut traumhaft zu reiten. Wir haben hier bestimmt kein Pferd, das mit ihm mithalten kann.“
„Wie er geht, werden wir nachher sehen“, meinte Stefan. „Falls ihr noch dableiben wollt, meine ich.“ „Klar doch!“ Wie Frau Brückmaier ihre Pferde bewegte, das wollte sich keiner entgehen lassen.
Nur Marei und Franz mussten nach Hause, obwohl sie genauso neugierig waren wie alle
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