Ponyhof Kleines Hufeisen - 12 - Der neue Reitlehrer
anderen. Aber sie hatten versprochen, heute auf dem Hof ihrer Eltern im Stall zu helfen. „Da kennt mein Vater nichts“, sagte Marei und holte ihr Fahrrad. „Ruf mich an und erzähl mir, wie es war“, bat sie Sabine im Wegfahren.
Volker und Carola Brückmaier kamen beinahe gleichzeitig auf dem Hof an. Nachdem sie sich begrüßt hatten, bat Volker sie ins Haus.
„Ich muss meine Pferde bewegen“, sagte Frau Brückmaier entschuldigend. „Ein anderes Mal gern.“ „Stefan kann Ihr Pferd doch schon satteln und putzen“, schlug Volker vor.
„Na, ich weiß nicht“, Frau Brückmaier sah Stefan skeptisch an. „Gut, dann machen Sie Fürst Isidor fertig. Aber das Satteln mache ich dann lieber selbst.“ Damit ging sie an Volkers Seite ins Haus.
„Stefan!“ Sabine war entrüstet. „Die behandelt dich wie einen Stallknecht!“
„War ja Volkers Idee“, sagte Stefan. „Der findet wohl, die Gnädige hat es nicht nötig, ihr Pferd selbst zu putzen!“
„So was!“ Sabine stapfte neben Stefan zum Stall. „Ist ja das Letzte!“
„Immerhin können wir das Superpferd so etwas kennen lernen“, meinte Stefan und öffnete die Boxtür.
Der Rappe ließ sich willig aufhalftern und nach draußen führen. Nur wollte er beim Putzen nicht stillstehen. Er trippelte unentwegt hin und her, warf den Kopf hoch und antwortete aufgeregt auf ein leises Wiehern, das von der Weide kam.
Als Stefan mit der weichen Bürste in die Gurten-lage kam, fuhr der große Kopf des Rappen blitzschnell herum, seine Zähne schnappten knapp neben Stefans Arm in die Luft.
„Na, wer wird denn gleich beißen wollen!“, rügte Stefan den Rappen sanft. „Hier ist wohl eine empfindliche Stelle, nicht wahr? Hab keine Angst, ich passe schon auf.“ Ganz vorsichtig strich er Fürst Isidor mit der flachen Hand über die Gurten-lage.
Der Rappe legte zwar die Ohren zurück, aber er schnappte nicht mehr.
Stefan ließ sich viel Zeit mit dem nervösen Pferd und war noch nicht fertig, als Frau Brückmaier mit großen Schritten aus dem Haus kam.
„Meine Güte, ist das Pferd denn noch nicht ge-putzt!“, rief sie ungehalten und ging, um ihren Sattel zu holen.
Stefan beeilte sich, und so war Fürst Isidor fast fertig, als Carola Brückmaier wieder aus dem Stall kam.
Schwungvoll legte sie dem Rappen den Dressursattel auf den Rücken, ließ den Gurt herunter und zog ihn auch schon fest. Bei dieser Frau musste alles schnell gehen, das merkten Sabine und Stefan gleich. Sie gurtete an, während der Rappe den Kopf hochwarf und wieder in die Luft schnappte. „Hab dich nicht so“, schnauzte Carola Brückmaier ihr Pferd an und schob ihm hart die Kandare ins Maul.
„Kein Wunder, dass er in der Gurtenlage empfindlich ist“, flüsterte Stefan Sabine zu. „Ich würde auch schnappen, wenn mir jemand so plötzlich die Luft abschnüren würde.“
Routiniert verschnallte Frau Brückmaier die Zäumung. Jeder Handgriff saß. Sie arbeitete schnell und effektiv, aber ohne Gefühl für ihr Pferd. „Wo ist die Reithalle?“, fragte sie Stefan, während sie ihre Sporen anschnallte.
Die Kinder sahen sich entsetzt an. Sporen waren total verpönt und auf dem Ponyhof Kleines Hufeisen streng verboten. Wenn das Cornelia wüsste! Der blonde Junge zeigte ihr den Weg und öffnete die Tür. Dann setzte er sich mit Sabine auf die kleine Tribüne, auf der schon die anderen versammelt waren.
Frau Brückmaier warf einen kurzen Blick auf ihr Publikum und schwang sich in den Sattel. Sie nahm sofort die Zügel auf und trieb ihr Pferd kräftig vorwärts.
Schon nach kürzester Zeit ging der Rappe in schöner Versammlung. Er trat schwungvoll unter, bog den Hals und hielt die Nase gerade vor der Senkrechten. Schäumend kaute er auf dem Gebiss. Nur sein unruhiges Schweifschlagen verriet, dass der Rappe sich nicht wohl fühlte.
Carola Brückmaier saß gut im Sattel.
„Da kannst du sagen, was du willst, sie reitet astrein“, flüsterte Katrin Sabine zu. „Schau nur hin: Die Unterschenkel liegen wie festgeklebt, der Sitz ist total ruhig, die Hände wie aus einem Lehrbuch!“
„Nein, ich finde sie schraubt ihr Pferd furchtbar zusammen! Und der Sitz ist nur steif und unnachgiebig, sonst nichts.“ Das kam von Stefan. Bei Cornelia lösten sie ihre Pferde immer erst ein paar Runden am langen Zügel, ehe sie allmählich zu versammelten Lektionen übergingen.
Fürst Isidor hatte dazu gar keine Gelegenheit gehabt. „Vorn gegenhalten und hinten treiben“, meinte Stefan, „etwas anderes
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