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PopCo

PopCo

Titel: PopCo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scarlett Thomas
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man, dass ein Maki gestorben oder auch aufgewacht ist. Wenn Makis erwachen, sterben sie meist
     ohnehin vor Schreck, und dann flackern die Lichter noch stärker.»
    «Wie fängt das Spiel an?», will Dan wissen.
    «Ein Maki ist entkommen», erklärt Chloë. «Er träumt schon sein Leben lang von einem wunderschönen Mädchen, und anfangs will
     er einfach nur aus dem Maki-Traumlabor fliehen und nach ihm suchen. Natürlich stellt sich schnell heraus, dass das Schicksal
     des Maki eng mit dem des Mädchens aus seinen Träumen verwoben ist. Als er es schließlich findet und erzählt, was mit ihm geschehen
     ist, beschließen sie, gemeinsam gegen ZoTech zu kämpfen und dafür seine Fähigkeit zu träumen und ihre magischen Heilkräfte
     einzusetzen. Auf dem Weg finden sie noch weitere Kameraden, aber dazu sage ich jetzt lieber nichts, sonst verrate ich ja alles   …»
    «Ist es ein lineares Spiel», fragt Dan, «oder kann man auch eigene Ideen in die Spielwelt einbringen?»
    Chloë trinkt noch einen Schluck Kaffee. «Es ist leider viel linearer, als wir ursprünglich wollten», sagt sie. «Ehrlich gesagt
     war das ein ziemlicher Albtraum. Marketingmenschen mögen es linear, alles andere ist irgendwie zu anspruchsvoll für sie. ‹Kult›
     ist ein absolutes Fremdwort. Die wollen Mainstream. Es ist jedes Mal das Gleiche.» Sie seufzt auf.
    «Aber was ist mit den Online-Spielen?», wendet Dan ein. «EverQuest, Ultima und so – ihr wisst schon. Die sind doch auch nicht
     linear. Ich habe gestern noch mit diesem Kieran über die virtuellen Welten geredet, mit denen er zusammen mit seinem Team
     experimentiert. Anscheinend haben die total freie Hand, virtuelle Produkte für diese virtuellen Welten zu entwickeln. Selbst
     PopCo muss doch eigentlich kapieren, dass nichtlineare Spielumgebungen gerade so richtig abgehen.»
    «Im Spielkonsolensegment sieht das offenbar anders aus», sagt Chloë.
    «Heißt das, es gibt hier Leute, die virtuelle Spielsachen entwickeln?», frage ich fassungslos.
    Die Tür öffnet sich quietschend, und Grace steckt den Kopf herein. «Der zweite Teil hat gerade angefangen», sagt sie. «Ich
     soll euch holen kommen.»
    «Scheiße», brummt Hiro. «Dabei wollte ich eigentlich schwänzen.»
    «Nein, komm, lass uns hingehen», sagt Chloë.
    Obwohl ich es eigentlich vermeiden wollte, sehe ich Ben an. Seine tintigen Augen wandern kurz nach links und richten sich
     dann wieder auf mich. Er zieht die dichten Brauen hoch, und ich nicke. Botschaft angekommen. Wir lassen die anderen aus der
     Küche gehen und folgen ihnen dann mit etwas Abstand bis zum Rundbogen. Dort machen wir kehrt und gehen in mein Zimmer.
    Kaum ist die Tür zu, fängt er auch schon an, mich zu küssen. Wir fallen aufs Bett, seine sehnigen, kräftigen Arme drücken
     mich nieder, und er zieht mir rasch die wichtigsten Kleidungsstücke aus: Höschen, T-Shirt , BH. Er selbst lässt fast alles an, zieht einfach die Hose herunter und löst sich nur kurz von mir, um ein Kondom überzustreifen.
     Es ist wirrer, unwirklicher Sex von der Sorte, wie ihn Figuren aus einem Videospiel im Traum haben könnten. Anfangs liege
     ich noch auf dem Rücken, dann plötzlich auf dem Bauch, den Rock bis zur Taille hochgeschoben. Großer Gott. Es gefällt mir,
     aber ist das nicht viel zu viel, viel zu früh? Weil ich mich ohnehin nicht bewegen kann, erlaube ich mir, es zu genießen,
     bis es mir tatsächlich zu viel wird. Da drehe ich Ben auf den Rücken und setze mich auf ihn. Mir fällt die breite Narbe auf,
     die sich durch seine Brusthaare zieht. Ich fahre mit dem Finger daran entlang, doch er fasst mich am Handgelenkund zieht meine Hand weg. Dann liege ich wieder auf dem Rücken, und seine Stöße werden heftiger. Verworrener Sex, Finger,
     die kratzen, sich in Haare krallen, und dann ist es für uns beide vorbei.
    Ben steht auf und lässt Leitungswasser in ein Glas laufen. Während er trinkt, schweigen wir beide.
    «Tut mir leid», sagt er schließlich und schaut dabei zu Boden.
    Ich drehe mir mit zitternden Fingern eine Zigarette. «Was denn?»
    «Falls ich zu   … falls es zu   …»
    Ich lächele. «Nein. Es war toll.»
    Jetzt lächelt er auch, ein süßes, etwas schiefes Grinsen, das sein sonst so ernstes Gesicht erhellt.
    «Echt?»
    «Klar.»
    «Heißt das, ich darf jetzt auch reden?»
    «Wie bitte?»
    «Beim letzten Mal hast du gemeint, ich soll nichts sagen.»
    «Ich rede einfach nicht gern beim Sex», sage ich.
    «Aha.» Seine Miene wird

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