Poppenspael
zu
nehmen. Für mich kann er immer noch der Mörder vom
Schlosspark sein. Ich mag mir gar nicht ausmalen, was für
katastrophale Zustände innerhalb der Familie geherrscht haben
müssen. Sie hatte Erfolg und er war ein Loser. Die Kinder nur
Anhängsel. Und vielleicht stimmt die Anschuldigung von Peter
Ørsted gegen seinen Lehrer ja wirklich nicht? Vielleicht
wollte er nur Aufmerksamkeit erhaschen? Die Ehe der Petra
Ørsted lag sehr wahrscheinlich ganz schön im Argen.
Vielleicht wollte der Mann seine Frau loswerden und hatte auch
schon geplant, sich nach Dänemark
abzusetzen.«
Eheprobleme,
überlegt Swensen und ihm kommt das Telefonat mit Anna in den
Sinn, ihre strikte Weigerung, etwas aus dem Privatleben ihrer
Klientin Ørsted preiszugeben. Er kennt sie gut genug, um zu
wissen, dass Anna in dieser Frage nicht klein beigeben
wird.
Wie kann ich einer
Auseinandersetzung mit ihr aus dem Weg gehen, grübelt er.
Vielleicht wäre es möglich, auf Sören Ørsted
einzuwirken, Anna von der Schweigepflicht zu entbinden.
»Übrigens«,
unterbricht Silvia Haman seine Überlegungen, »hätte
ich beinah vergessen, du möchtest doch bitte kurz beim Chef
vorbeischauen.«
»Püchel?«
»Ja, der ist
gerade mit Rebinger in sein Büro verschwunden und bat mich, es
dir auszurichten.«
»Was geht denn
da ab?«
Silvia Haman zuckt mit
den Achseln: »Keine Ahnung! Aber wenn du mich fragst, das
möchte ich gar nicht wissen!«
Ohne weiter darauf
einzugehen, rauscht die Hauptkommissarin aus Swensens Büro. Er
zögert einen Moment und geht ihr nach, doch auf dem Flur ist
von seiner Kollegin schon nichts mehr zu sehen. Kaum fällt der
Name Rebinger, bringen sich alle in Sicherheit, denkt der
Hauptkommissar, geht den Flur hinunter und klopft mit unangenehmer
Vorahnung an die Bürotür des Polizeirats.
»Herein!«,
hallt die Stimme des Chefs zu ihm heraus, als wäre keine
Tür vorhanden.
Konspirative Sitzung,
sagt Swensens innere Stimme, während er in den Raum tritt und
die merkwürdige Szenerie, die sich ihm dort präsentiert,
erfasst. Püchel, die obligatorische Zigarette im Mundwinkel,
hängt hinter dem Schreibtisch in seinem Drehstuhl. Davor sitzt
Staatsanwalt Ulrich Rebinger stocksteif auf einem gepolsterten
Stuhl. Sein Seitenscheitel ist akkurat gerade, als wäre er mit
dem Lineal gezogen.
»Was gibt es
Dringendes, Heinz?«, fragt der Hauptkommissar mit bemüht
ruhiger Stimme.
»Mir wurde
zugetragen, dass Sie hinter meinem Rücken gegen mich
ermitteln, Herr Swensen«, kommt Staatsanwalt Rebinger einer
Antwort des Polizeirats zuvor. Er versucht, eine Reaktion seiner
Worte beim Hauptkommissar zu entdecken, während das rechte
Augenlid mehrmals nervös auf und ab zuckt.
»Klären Sie
mich auf?«, entgegnet Swensen weiterhin ruhig.
»Mein Freund Dr.
Keck hat mich angerufen und mir von Ihren merkwürdigen
Verdächtigungen erzählt.«
»Wir hatten uns
doch intern geeinigt, dass wir mit den obskuren Spuren, die auf
unseren Staatsanwalt hindeuten, äußert sensibel umgehen,
Jan!«, unterstützt Püchel das Gesagte.
»Colditz hat mir in die Hand versprochen, das mit euch allen
zu besprechen.«
»Ja, und? Das
hat er ja auch! Ich wusste nicht, dass wir deshalb auch gleich
unsere Ermittlungen einstellen sollten.«
»Jan, warum
musst du immer gleich übertreiben!«, knurrt
Püchel.
»Dann frage ich
mich, was meine Routinefragen an Dr. Keck, der ein Verhältnis
mit einem unserer Mordopfer hatte, mit Ihnen zu tun haben, Herr
Rebinger.«
»Sie haben es
doch unterschwellig auf mich abgesehen«, platzt es aus dem
Staatsanwalt heraus.
»Ich
fürchte, Sie übertreiben, Herr
Staatsanwalt!«
»Streiten Sie
etwa ab, dass Sie mich mit aller Macht in einen Zusammenhang mit
einem Aufenthalt von Dr. Keck im Golfhotel Freesenholm bringen
wollen?«
»Ich habe danach
gefragt, ob Frau Ahrendt Sie am 21. Juni dort gesehen haben
könnte.«
»Wie kommen Sie
überhaupt auf so eine skurrile Idee?«
»Weil eine
Zeugin ausgesagt hat, dass Frau Ahrendt dort mit einer gewissen
Frau Rebinger ins Gespräch gekommen ist.«
»Rebinger,
Rebinger! Rebinger ist ein Allerweltsname! Es besteht
überhaupt kein Grund, mich damit in Zusammenhang zu
bringen.«
»Wenn Sie so
sicher sind, dann machen wir doch einfach die Probe aufs Exempel.
Wir können im Hotel nachfragen, ob Sie am 21. Juni dort
eingecheckt haben oder nicht. Und wenn wir schon dabei sind,
sollten wir vielleicht auch bei den Damen im Club 69 nachhaken,
inwieweit Sie dort als Kunde bekannt
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