Poppenspael
entlasten?«, fragt Silvia Haman
spitz.
Stephan Mielke rollt
mit den Augen und guckt flehentlich nach oben, geht aber mit keinem
Wort auf Silvias Seitenhieb ein.
»Sind wir uns
einig, dass die sieben Einbrüche auf Eiderstedt vielleicht auf
das Konto eines Serientäters gehen könnten?«, fragt
Swensen in die Runde. Alle Kollegen bleiben stumm.
»Wir wissen
nicht, ob Einbruchsprofi, der im Auftrag handelt, oder
Gelegenheitstäter, beides ist möglich«, stellt
Mielke fest.
»Da bin ich
anderer Meinung«, hält Swensen dagegen. »Die
Täterprofile von Einbrechern besagen im Allgemeinen, dass sie
bevorzugt in vertrauter Umgebung agieren, was wahrscheinlich auf
unseren Mann zutrifft. Spekulieren wir doch einfach mal, dass es
sich beim Bruch in Horstedt gestern und bei den Brüchen auf
Eiderstedt um ein und denselben Täter handelt, dann muss der
Typ, neben seiner Vorliebe für eine bestimmte Gegend, noch
eine andere Verbindung zu den Tatorten haben. Horstedt liegt nicht
auf Eiderstedt.«
»Das ist
einfacher festgestellt, als es konkret weiterhilft«, knurrt
Rudolf Jacobsen.
»Alles
zurück auf Anfang!«, bemerkt Silvia Haman. »Am
besten, wir reden noch mal mit den Betroffenen.«
»Finde ich
auch!«, bestätigt Swensen. »Etwas haben wir
übersehen oder nicht beachtet!«
»Bei den meisten
Einbrechern wird von einem Zusammenhang zwischen Tat und Lebenslage
gesprochen«, doziert Stephan Mielke mit überheblichem
Unterton. »Einem Einbruch soll, natürlich nur im
übertragenen Sinne, ein Einbruch in der aktuellen
Lebenssituation des Täters vorausgegangen sein. Vielleicht
wurde er gerade entlassen oder seine Ehe ist gescheitert. In so
einer Lebenssituation soll der Einbruch dazu dienen, das Scheitern
im Privatleben zu beheben und neuen Selbstwert daraus zu
ziehen.«
»Und welchen
Selbstwert möchte der Kollege Mielke aus seinem Psychovortrag
gewinnen?«, spöttelt Silvia Haman. »Hört sich
im ersten Moment ja alles fundiert an, ist aber leider ziemlich
banal. Mittlerweile geht in Deutschland jede zweite Ehe in den
Arsch, und täglich werden Unmengen aus ihrem Job gefeuert.
Vielleicht stellen wir uns einfach vor das Scheidungsgericht und
das Arbeitsamt und verhaften alle, die da rauskommen
…«
»… das
ist weit unter deinem Niveau, Silvia!«, zischt der
Oberkommissar und presst seine schmalen Lippen zusammen. »Ich
habe nur Aussagen von Interviews mit inhaftierten Einbrechern
wiedergegeben.«
»Schluss mit
eurem Kinderkram«, unterbricht Swensen mit fester Stimme.
»Halten wir uns an unsere altbewährten
Routineermittlungen. In Horstedt ist eine Münzsammlung
verschwunden. Silvia und Stephan, ihr nehmt euch noch mal alle
Einbruchsopfer vor. Die anderen rufen alle Pfandleiher und Besitzer
von Antiquitätenläden in der näheren Umgebung an.
Ich nehm mir alle Münzhändler vor. Jeder bekommt gleich
noch eine Abbildung der geklauten Münzen. Okay, an die
Arbeit!«
Der Hauptkommissar
schnappt seine Teekanne und marschiert ohne ein weiteres Wort aus
dem Raum. Der Trupp folgt geräuschvoll nach. Wie auf Kommando
fliegt die Tür von Püchels Büro auf.
»Das trifft sich
gut, alle auf einen Haufen!«, ruft er laut. »Darf ich
fragen, wer seine diesjährigen Schießleistungsnachweise
schon zusammen hat?«
Lebhaftes Gemurmel
setzt ein. Der Chef baut sich in der Mitte des Flurs auf und
versperrt demonstrativ den freien Durchgang. Einige Hände
gehen zaghaft in die Höhe. Swensen versucht hinter dem
Rücken von Silvia abzutauchen.
»Ich erwarte,
dass die Termine im neuen Schießkino endlich von allen ernst
genommen werden, zumindest dreimal im Jahr. Wir haben September,
bis Ende des Monats möchte ich positive Rückmeldungen,
verstanden!«
Der Polizeirat will
gerade in sein Büro zurückgehen, als Swensen in sein
Blickfeld gerät. »Hätte ich mir natürlich
denken können! Der Herr Hauptkommissar ist natürlich bei
der Gruppe der Nachzügler.«
»Ganz ruhig,
Heinz, ich habe mich bereits für den nächsten Dienstag
angemeldet«, beschwichtigt Swensen gelassen.
Er ahnt, dass
Püchel von seiner Abneigung gegen das
Übungsschießen weiß, obwohl er sein
zwiespältiges Verhältnis zu seiner Dienstwaffe nie laut
hinausposaunt hat.
Eher widerwillig
schleppt er die Sig-Sauer täglich aus der Schrankschublade von
zu Hause in die Schreibtischschublade ins Büro und wieder
zurück. Im Laufe der Zeit ist eine Art Berührungsangst
entstanden, die er nicht allein mit seiner buddhistischen
Lebenshaltung erklären kann. Notwehr
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