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Poppenspael

Poppenspael

Titel: Poppenspael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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Wirklich
drei? Und ihr steht hier noch gemütlich rum und
palavert?« Püchel zieht gierig an der Zigarette, die er
die ganze Zeit brennend in der Hand gehalten hat, spitzt seine
schmalen Lippen und bläst eine Rauchwolke zur
Seite.
    »Bis du nur
gekommen, um Hektik zu verbreiten? Lass uns unsere Arbeit machen,
und danach wissen wir, was passiert ist«, sagt Swensen,
während er mit der Hand den Dunst vor seinem Gesicht
wegwedelt.
    »Genau deswegen
bin ich ja hier! Hier sind drei Frauen ermordet worden, da kannst
du dir ausmalen, was morgen in der Stadt abgeht, alles wird Kopf
stehen! Die Menschen werden in Angst und Schrecken sein, man wird
uns öffentlich fertigmachen, wenn wir den TV-Heinis und
Schreiberlingen nicht in Kürze einen Knochen hinwerfen. Das
ist kein Provinzfall, die Morde werden bundesweites Aufsehen
erregen! Klemm dich sofort dahinter, Jan, mit allen Mitteln! Bis
die Flensburger hier sind, übernimmst du die Verantwortung.
Wir können auf keinen Fall bis morgen
warten!«
    Swensen schaut
demonstrativ auf die Armbanduhr: »Bis morgen sind es noch
über 23 Stunden, es ist 00.18.«
    »Was soll dieser
Quatsch, du weißt genau, was ich meine«, ereifert sich
Püchel und zieht gierig an seiner Zigarette. Der
Hauptkommissar ermahnt sich innerlich, bloß keinen weiteren
Kommentar mehr abzugeben, kann sich dann aber ein
»Erzähl das den Kollegen aus Flensburg, die
übernehmen die Sache sowieso gleich« nicht verkneifen.
Danach lässt er den Polizeirat einfach stehen, geht, ohne ihn
noch eines Blickes zu würdigen, zu Mielke und Lade
hinüber. Püchel verstummt und folgt ihm mit
Jacobsen.
    »Na, Doc, so was
Unfassbares schon mal erlebt?«, fragt Swensen und
begrüßt Michael Lade mit Handschlag.
    »Kann mich nicht
erinnern«, kommt die knappe Antwort. »Aber medizinisch
gesehen ist der Schlamassel jedenfalls eindeutig. Drei Frauen, drei
tödliche Herzschüsse. Waren alle auf der Stelle tot!
Genaueres wird die Obduktion ergeben.«
    »Wann ist es
passiert?«
    »Es ist noch
keine Leichenstarre eingetreten. Sind nicht länger als 30
Minuten tot, würde ich sagen.«
    »Das passt zu
den Zeugenaussagen.«
    »Die Leichen
werden demnächst freigegeben«, mischt Mielke sich ein
und deutet auf Silvia Haman, die neben einer Leiche wartet.
»Silvia ist schon dort, gleich wissen wir, was in den Taschen
ist.«
    Swensen fragt sich in
dem Moment, warum Jacobsen ihn eigentlich erst so spät
angerufen hat. Die gesamte Truppe war vor mir hier, denkt er
pikiert. Aber bevor er dem Gedanken mehr Raum geben kann, kommen
ihm die Worte von Meister Rinpoche in den Sinn: »Wir erleben
Schmerz und Unbehagen, weil wir versäumen, die Harmonie der
Dinge, so wie sie sind, wahrzunehmen«.
    Meister Rinpoche hat
bestimmt noch nie an einem Mordtatort ermittelt, widerspricht seine
innere Stimme, während er beginnt, die Lage in seinem
Blickfeld zu beurteilen. Im Lichtkegel der Scheinwerfer liegen die
drei Frauenkörper in unmittelbarer Nähe ausgestreckt auf
dem Bauch.
    Sieht nach einer
kaltblütigen Hinrichtung aus, stellt der Hauptkommissar
innerlich fest. Irgendein eifersüchtiger Ehemann scheidet
wahrscheinlich aus. Das hat nichts Spontanes, sieht
wohlüberlegt aus. Wer bringt drei Frauen gleichzeitig um? Was
für ein Motiv könnte es geben? Was haben diese Frauen
gemeinsam, was können sie getan haben, dass jemand sie
umgebracht hat? Es muss etwas Verbindendes zwischen ihnen
geben!
    Der Kriminalist ist zu
seiner Kollegin, Hauptkommissarin Haman, hinübergegangen und
schaut ihr über die Schulter. Die kniet mitten auf dem Weg
neben einer Leiche. Vorsichtig versuchen ihre Finger, in die
Brusttasche der Leinenjacke des Opfers vorzudringen. Die tote Frau
ist stämmig, ihr Kopf liegt verdreht auf der rechten Wange und
die Augen und der Mund stehen offen. Auf der linken
Rückenpartie ist ein kleines Loch im Stoff, darum hat sich ein
Blutfleck gebildet. Die rotbraunen Haare sind kurz geschnitten und
haben graue Spitzen.
    Wahrscheinlich
gefärbt, spekuliert Swensen, Mitte 50, würde ich mal
schätzen.
    »Jan, schau dir
das an!«, ruft Peter Hollmann, der Chef der Spurensicherung.
Er hockt in zirka drei Meter Entfernung am Boden und tütet
winzige Glassplitter ein. »Die Brille der Frau wurde
zertreten. Könnte der Täter gewesen
sein.«
    »Hanna
Lechner«, tönt Silvia Hamans laute Stimme dazwischen.
Sie hält einen Personalausweis in die Höhe und geht zur
nächsten Toten, die am linken Wegrand liegt.
    Swensen
begrüßt Hollmann, der trotz der

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