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Poppenspael

Poppenspael

Titel: Poppenspael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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Streife losgeschickt.
Die haben eben angerufen und gesagt, es sollen dort drei tote
Frauen liegen, erschossen!«
    Swensen nimmt die
Worte zwar wahr, doch irgendwie erreichen sie ihn nicht. Sie
hören sich einfach zu ungeheuerlich an. Die Basstöne der
Tuba kriechen ihm unter die Haut.
    »Hallo Jan, bist
du noch am Apparat?«
    »Hab ich dich
richtig verstanden, es sind drei Frauen erschossen worden, im
Schlosspark? Drei? Wirklich drei?«
    »Mir hat man das
eben so gesagt. Ich bin auch noch nicht vor Ort, versuche gerade,
alle zusammenzutrommeln.«
    »Wo genau muss
ich hin, der Schlosspark ist groß?«
    »In Höhe
des Krankenhauses, also direkt gegenüber auf dem Fußweg,
der zum Schloss hinüberführt.«
    »Okay, wir sehen
uns gleich!«, sagt Swensen und schaltet den CD-Player aus.
Die plötzliche Stille trifft ihn wie eine kalte Dusche,
unwillkürlich zieht er die Schultern zusammen. Hat es den
Anruf gerade wirklich gegeben? Er steht bewegungslos im Raum,
weiß nicht, wohin er den Fuß zuerst hinsetzen soll. Vor
seinem inneren Auge dreht sich ein schwarzes Loch, das alle
Gedanken in sich hineinwirbelt. Wie ferngesteuert tritt er in den
Flur, zieht Schuhe an, nimmt die Jacke vom Haken und verlässt
die Wohnung. Draußen ist es unangenehm kühl. Die
Feuchtigkeit kriecht ihm unter die Jacke. Bevor er in den Wagen
steigt, wirft er einen Blick auf die Armbanduhr. Es ist bereits
nach Mitternacht. 00.07 Uhr.
    Als er das Krankenhaus
am Erichsenweg passiert, sieht er mehrere Streifenwagen am Eingang
zum Schlosspark stehen. Auch Mielkes Twingo parkt auf dem
Bürgersteig, links daneben der silbergraue Mercedes von
Michael Lade, dem Polizeiarzt, der bei Todesfällen meisten
gerufen wird. Paul Richter von der Streife knotet gerade ein
rot-weißes Absperrband an den Ast einer Hecke, zieht es dann
quer über den Fußweg und sucht dort nach einer zweiten
Befestigungsmöglichkeit. Als er nichts findet, wickelt er es
kurzerhand um den Außenspiegel von Mielkes Wagen. Swensen
steuert seinen Polo neben den Mercedes, steigt aus und eilt mit
einem Kopfnicken an dem Streifenpolizisten vorbei.
    Ein gleißender
Lichtschein schlägt ihm aus dem Dunkel des Parks entgegen. Der
Hauptkommissar hält die Hand vor die Augen. Im Gegenlicht kann
er die Silhouetten von Mielke und dem rundlichen Doc erkennen, die
wie Patt und Patterchon nebeneinander stehen und, mit den
Händen in der Hosentasche, der Spurensicherung bei der Arbeit
zuschauen. Mehrere Männer in weißen Overalls kriechen am
Boden entlang. Rudolf Jacobsen kommt hinter einem Baum hervor und
winkt Swensen zu sich.    
    »Drei
Frauenleichen, erschossen!«, ruft er schon von Weitem.
»Ich hab schon die K1 in Flensburg informiert. Sind bereits
auf dem Weg.«
    »Die Tatwaffe
gefunden?«
    »Nein, bis jetzt
noch nicht, aber wir suchen gerade das Gelände ab. Danach
klingeln wir die Leute aus dem Bett, die hier im Umfeld
wohnen.«
    »Das hat Zeit
bis zum Morgen, finde ich«, sagt Swensen. »Was ist mit
dem Krankenhaus, das liegt nur einen Katzensprung
entfernt?«
    »Da schläft
doch jeder!«
    »Die Patienten
vielleicht, aber Ärzte und Schwestern sind die ganze Nacht im
Dienst. Was ist mit dem genauen Tatzeitpunkt? Haben die Anrufer
gesagt, wann es passiert ist?«
    »Die meisten
waren der Meinung, es hätte so kurz nach elf
geknallt!«
    »Übrigens,
weiß der Chef eigentlich schon Bescheid?«
    »Aber klar doch,
den hab ich noch vor dir angerufen!«
    »Dann wundert es
mich, dass er nicht bereits hier ist. Da müssen
…«
    »Wenn man vom
Teufel spricht …«, unterbricht Jacobsen und deutet zum
Parkeingang hinüber.
    Heinz Püchel
rauscht heran, im Schlepptau eine Dunstwolke Zigarettenrauch, und
die gewisse Ähnlichkeit mit dem französischen Komiker
Louis de Funès ist nicht von der Hand zu weisen. Es ist aber
nicht nur das kleinwüchsige Aussehen, das diesen Anschein
hervorruft, es ist noch mehr die sprunghafte Gestik, die der
Polizeirat unter Stress an den Tag legt.
    »Jan! Was ist
hier los?«, ruft er, indem er mit Trippelschritten auf den
Hauptkommissar zustürmt. »Das ist ein Scherz, oder? Drei
ermordete Frauen, bei uns in Husum? Wenn das wahr ist, das …
das … das wäre der totale Ausnahmezustand für die
Stadt!«
    »Ich habe noch
keine Ahnung, was hier los ist, Heinz«, antwortet Swensen mit
ruhiger Stimme. »Bin auch gerade erst gekommen und habe mir
die Sache noch nicht aus der Nähe ansehen können. Aber
das mit den drei Leichen stimmt leider, dort drüben liegen
sie.«
    »Drei?

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