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Poppenspael

Poppenspael

Titel: Poppenspael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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siegen,
sondern das geopferte Lamm ist der wahre Herrscher der Welt, weil
die Liebe am Ende stärker ist als die Mächte der
Zerstörung, denn die Liebe ist Gott. Hanna
Lechner.«
    Jacobsen schaut den
Kollegen fragend an. »Was ist denn das für ein
Schwachsinn?«
    Der abfällige
Tonfall in Jacobsens Stimme ruft Mielkes alte Aversion gegen ihn
wieder wach. Alles, was der Typ von sich gibt, ist immer latent
menschenverachtend, denkt er und kontert: »Was ist denn daran
schwachsinnig?«
    »Na, hör
mal, das Lamm in der Wolfswelt! Weißt du etwa, was das
bedeutet?«
    »Nee, aber der
Schrieb könnte uns ein gutes Stück weiterbringen.
Zumindest sollten wir diesem Šemik auf den Zahn fühlen,
was er zu dem Brief sagt und was er bedeuten könnte. War noch
was in der Schublade?«
    »Ein Notizblock,
glaube ich.« Jacobsen nimmt ein graugebundenes Büchlein
heraus und während er es langsam durchblättert, pfeift er
mehrmals lang gezogen durch die Lippen. »Voll mit
stadtbekannten Namen.«
    »Namen?«
    »Sieh her,
untereinander geschriebene Namen«, bestätigt Jacobsen
und legt das Büchlein aufgeschlagen auf den Schreibtisch.
»Hier, vorn der Name, daneben das Datum und zwei Uhrzeiten,
von bis. Die meisten der Namen wiederholen sich
regelmäßig.«    
    Mielke blättert
die Seiten im Schnellgang durch und stutzt plötzlich.
»Guck mal, ab hier taucht immer wieder der Name Rebinger
auf.«
    »Rebinger? Du
meinst Staatsanwalt Rebinger?«
    »Weiß ich
doch nicht. Aber ich glaube, es gibt nur einen Rebinger in
Husum.«
    »Heeh, wie kommt
denn unser Rebinger in dieses Buch?«
    »Gute Frage,
nächste Frage! Eins kann ich dir schon versprechen, Rudolf,
wenn das wirklich unser Rebinger sein sollte, möchte ich unter
keinen Umständen seine Befragung
durchführen.«

8
    Maria Teske weiß
nicht, wie lange sie schon an die Zimmerdecke gestarrt hat, aber
trotz innerem Druck verspürt sie keinen Impuls, ihr
kuscheliges Bett zu verlassen. Think Big dürfte nicht ganz
unschuldig daran sein, da er in der gestrigen Vormittagskonferenz
wieder einmal den Chefredakteur mit Durchblick raushängen
ließ.
    »Die
Überfischung der Nordsee? Wem darf ich dieses politisch
korrekte Thema anvertrauen?«, teilte er den versammelten
Redakteuren mit, um nach der eintretenden Stille festzustellen:
»Wie mal wieder alle hier schreien! Gut, dann bestimm’
ich das eben. Was meinst du, Maria? Deinen Einsatz an der
Puppenfront hast du doch mit Bravour gemeistert, wenn ich über
die volle Breitseite eines international anerkannten Puppenspielers
hinwegsehe. Aber heute kümmerst du dich bitte um den geplagten
Kabeljau, dem vor unserer Küste die Schuppen über die
Kiemen gezogen werden sollen.«
    ›Was meinst
du?‹, bedeutete aus dem Mund von Think Big genauso viel wie
›du machst das jetzt‹. Maria Teske hatte schon
geahnt, dass er ihr nach dem Ärger mit Wiktor Šemik ein
rechercheaufwändiges Thema aufs Auge drücken würde.
Den ganzen Nachmittag war sie mit Anrufen beschäftigt gewesen,
bis es ihr gelang, ein vielversprechendes Interview mit einer
NABU-Frau in Neumünster festzuschnüren. Sie hatte ihr
schon am Telefon überzeugend das Problem erklärt,
nämlich dass die EU die Überfischung dadurch
fördere, dass sie mit Milliarden Steuergeldern die
Fischfangflotte subventionieren würde.
    Angefeuert durch die
Bemerkung von Think Big, stocherte Kollege Siebenhüner dann
hinterhältig in ihrer frischen Wunde, indem er
ankündigte, den überaus begnadeten Puppenspieler aus Prag
in Zukunft persönlich unter seine journalistischen Fittiche zu
nehmen. Bei so viel Affektiertheit des Kollegen hätte sie am
liebsten gleich gekotzt. Trotzdem saß der Stachel tief, bis
in den Abend quälte sie sich mit dem Gedanken, ob ihr Artikel
wirklich unterhalb der Gürtellinie gewesen war. Am Ende
ließ ihr die Sache keine Ruhe, und sie hatte eine kurze
Stippvisite bei den Frauen vom Förderverein gemacht, um deren
Meinungen aus erster Hand zu hören. Vor Ort musste die
Journalistin feststellen, dass ihr Artikel bei Weitem nicht den
Wirbel verursacht hatte, von dem sie ausgegangen war. Es hatte zwar
einige Äußerungen gegeben, die Šemik rein
menschlich als etwas merkwürdig bezeichneten, doch auch diese
Kritik hielt sich in Grenzen. An diesem ausgezeichneten
Puppenspieler mochte keine so richtig kratzen.
    Natürlich wollte
ich mich rächen, gesteht die Journalistin sich endgültig
ein, der Typ ist mir nun mal dumm gekommen. Ihr steht die Szene vor
dem

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