Populaermusik Aus Vittula
fort. Die schrankähnlichen Rücken bogen sich im Krampf vor, die Achselmuskeln schwollen an wie Hefeteig, die Köpfe wurden blutrot mit hervortretenden dunklen Adern, der Schweiß drang heraus und begann von den Nasenspitzen zu tropfen. Die Brüder drängten sich heran, mit offenem Mund, und schrien. Es ging um die Ehre der Familie, ihren Ruhm, ihren Stolz, es ging darum, sich ein für alle Mal gegenüber der angeheirateten Horde Respekt zu verschaffen. Die Gegner schrien gleichzeitig. Ihre Fäuste bebten und begannen sich zu neigen. Alle hatten etwas an den anderen auszusetzen. Dann ein Gegendruck in die andere Richtung. Die Männer traten vor Eifer auf der Stelle, gaben gute Ratschläge, spannten ihre eigenen Muskeln an, in der Hoffnung, es könne helfen. Als deutlich wurde, dass der Kampf sich noch hinziehen würde, wurde die Ungeduld einfach zu groß. Die Hormone wurden nach oben gepumpt und wollten heraus, die Waldarbeiterkörper forderten eine Beschäftigung. Bald war die gesamte Tafel von einem Wald adriger Baumstämme bedeckt, die wie in einem kräftigen Wind hin und her wankten. Ab und zu fielen sie wie von einem gewaltigen Sturm um, prasselten herab, dass die Tischplatte sich bog. Der Sieger grinste zufrieden und wurde vom Nächsten herausgefordert. Auch die Frauen wurden von der Erregung gepackt, fingen an zu schreien und zu brüllen. Einige hatten schließlich auch Schnaps getrunken, und die anderen wurden von der testosterongetränkten Luft erregt. Bald fingen zwei der älteren finnischen Frauen unter altertümlichen, fast vergessenen Flüchen mit dem Fingerhakeln an. Sie hakten sich mit ihren Schnabelschuhen an den Fußbodenbohlen fest, stöhnten und knirschten mit ihrem Gebiss, und eine der Alten bepisste sich, machte aber trotzdem weiter, während es unter ihren weiten Röcken in eine Pfütze plätscherte. Die Finger waren braun gefleckt und runzlig, aber stark wie Kneifzangen. Die Braut behauptete, sie habe noch nie stärkere Haken gesehen, hier waren die Weiber, die Kühe und Kerle gemolken hatten, woraufhin ihre Mitschwestern mit einfielen und eifrig die Überlegenheit der Frauen gegenüber den Männern betonten, zumindest was Ausdauer, Fingerfertigkeit, Sturheit, Geduld, Sparsamkeit, Beerenpflücktechnik und Widerstandskraft gegen Krankheiten betraf, was alles zusammen sie allen Kerlen überlegen sein ließ. Die eine Alte, Hilma, gewann mit einem wütenden Ruck und setzte sich direkt auf ihren Hintern, jedoch ohne den Oberschenkelhals zu brechen, was alle für das reine Glück hielten. Aufgekratzt forderte sie anschließend die Männer heraus, gesetzt den Fall, dass es solche in der Nähe gäbe, was wohl zu bezweifeln wäre. Vater und die anderen waren inzwischen beschäftigt mit einer atemlosen, prestigeträchtigen Meisterschaft unter Brüdern mit einem verwirrenden System von Halbfinalen, bei dem bald alle die Ergebnisse durcheinander brachten und sich stritten. Inmitten dieses Männerhaufens saßen Einari und Ismo bei ihrem immer noch nicht entschiedenen Kampf. Onkel Hääkani bat die Alte, doch das Maul zu halten, was die Hauptaufgabe der Weiber in diesem Jammertal zu sein hatte, besonders in Anwesenheit von Männern. Hilma wurde dadurch nur noch wütender, schob ihre enorme Büste vor, dass Hääkani rückwärts stolperte und sagte, er würde gern an den Zitzen nuckeln, wenn er nicht was Besseres zu tun hätte. Die Frauen machten ordinäre Bemerkungen, und Hääkani wurde rot. Dann erklärte er, dass er nur Fingerhakeln würde, wenn die Alte vorher einen soff. Da sie christlich war, weigerte sie sich. Sie diskutierten hin und her. Schließlich, rasend vor Wut, packte Hilma ein großes Glas Selbstgebrannten, kippte es in sich hinein und streckte ihre langen Klauen vor. Alles verstummte und starrte auf die Alte. Laestadius drehte sich zweimal im Torf auf Pajalas Friedhof um. Hääkani schob überrascht seinen breiten Mittelfinger in ihren Haken, um zu zeigen, wer hier das Sagen hatte. Die kräftige, aber etwas kurz geratene Tante wurde wie ein Fausthandschuh vom Boden hochgehoben, hing aber weiterhin schaukelnd am Finger. Hääkani ließ sie herunter und begann stattdessen hin und her zu ziehen. Hilma fiel von einer Seite zur anderen, stieß gegen die Wände, ohne aber den Griff zu lockern. Wütend hielt Hääkani inne und dachte nach. Da warf sich die Alte plötzlich mit all ihrem Gewicht nach hinten, und mit einem Ruck riss sie Hääkanis Finger auf und plumpste wieder auf den Hintern. Die
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