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Populaermusik Aus Vittula

Titel: Populaermusik Aus Vittula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikael Niemi
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geraten würde. Über der Tür war die Wand schwarz vom Ruß. Es gab keinen Schornstein, der Rauch vom Steindepot musste sich durch Rauchlöcher in den Wänden seinen Weg ins Freie suchen. Die Männer hingen ihre Kleider an Nägel oder legten sie auf Holzbänke draußen, während die Mücken anfingen wie die Blöden zu stechen. Als Hausherr und Saunawirt ging Großvater als Erster hinein und schüttete die letzte Glut in einen Blecheimer. Dann kippte er mehrere Kellen Wasser auf das riesige Steindepot, um die Luft zu säubern. Der Dampf stieg in Wolken nach oben, band die stechenden Rauchteilchen und wogte weiter durch die Tür und die drei Rauchlöcher hinaus. Dann nahm er die Säcke von den Pritschen, die gegen den Ruß schützten, und verstopfte die Rauchlöcher mit Lappen.
    Ich schlüpfte mit den anderen Männern hinein und wurde in die oberste Ecke gedrängt. Es duftete gut nach geteertem Holz, und wenn ich an den Wänden rieb, bekam ich schwarze Finger. Die Pritschen, die unteren wie die oberen, füllten sich bis zum Bersten mit schweren weißen Männerärschen. Einige fanden keinen Platz mehr und mussten auf dem Boden sitzen, wo sie sich darüber beschwerten, dass diese Strafe schlimmer sei, als nicht ins Paradies gelassen zu werden. Die Mücken hingen wie ein grauer Vorhang in der Türöffnung, trauten sich aber nicht herein. Der Letzte zog die Tür zum Sommerabend zu, und plötzlich wurde es dunkel. Und alle still, als wären sie von einer Andacht ergriffen.
    Langsam gewöhnten sich die Augen an das Dunkel. Der Ofen glühte wie ein Altar. Die Hitze schien von einem großen, zusammengekauerten Tier auszustrahlen. Großvater ergriff die Holzschöpfkelle und murmelte etwas vor sich hin. Die Kerle rückten sich zurecht, krümmten den Rücken wie vor Schlägen. Das Holz knackte unter dem Gewicht. Langsam tauchte der Alte die Kelle in das kalte Brunnenwasser und goss dann mit verblüffender Präzision neun schnelle Kellen über die aufgeschichteten Steine, eine in die Mitte, eine in jede Ecke und eine in die Mitte jeder Längs- und Breitseite. Ein lautes Zischen stieg zu uns empor, gefolgt von einer peitschenden Hitzewelle. Die Männer stöhnten genüsslich. Der Schweiß brach in den Achselhöhlen aus, auf den Schenkeln, am Geschlecht, auf den Glatzköpfen und tropfte salzig und kitzelnd herab. Birkenzweige wurden aus dem Eimer, in dem sie eingeweicht worden waren, geholt und jetzt auf die glühendheißen Steine gelegt. Ein Duft von Sonne und Sommer erfüllte die Sauna, und die Männer begannen heimlich zu lächeln und sehnsüchtig zu seufzen. Der Bräutigam ergriff die Rute und schlug sich damit unter Stöhnen über den ganzen Körper. Er versicherte mit zitternder Stimme, dass das schöner als der beste Fick sei, was die anderen dazu brachte, unruhig hin und her zu rutschen. Großvater goss neun weitere Kellen genau auf die Stellen, die beim ersten Durchgang ausgelassen worden waren. Die Hitze erfüllte die Sauna wie eine herrliche Tracht Prügel. Das Stöhnen und Schnauben nahm an Stärke zu, und mehrere baten jammernd um die Saunarute, bevor das Jucken ihre Haut vom Körper reißen würde. Widerwillig ließ der Bräutigam sie los und sagte, dass er gern die Küchenhelferinnen hier hätte, damit sie ihm den Rücken schlugen, weil doch niemand ein vihta so unbarmherzig schön benutzen könnte wie ein altes Weib. Der Reisig klatschte, und der Schweiß spritzte in Wogen. Großvater goss murmelnd immer wieder auf, der Dampf wogte wie ein Geisteswesen. Einige beklagten sich über die Kälte in der Sauna und behaupteten, eine kältere löylyä hätten sie noch nie erlebt, was, wie alle wussten, bedeutete, dass die Sauna langsam ihre Reifetemperatur erreichte. Die Aufgüsse kamen schonungslos wie eine laestadianische Predigt. Die Männer krümmten sich der Hitze entgegen und genossen sie. Der Gaumen schmeckte langsam nach Blut. Die Ohrläppchen brannten, der Puls donnerte wie eine Trommel. Näher konnte man diesseits des Grabes Eden wohl kaum kommen, stöhnte jemand.
    Nachdem die ersten Gefühlsstürme verflogen waren, begann man die Saunamodelle zu diskutieren. Alle waren sich darin einig, dass die Dampfsauna sowohl holzgeheizten Eisenöfen als auch Elektroaggregaten in jeder Hinsicht überlegen war. Vor allem Letztere wurden dem Gespött und Hohn preisgegeben und als Toaster und Coupeheizung bezeichnet. Einige erinnerten sich mit Schaudern an die trockenen, staubigen Wärmeschränke, in denen sie bei einigen

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