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Port Vila Blues

Port Vila Blues

Titel: Port Vila Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Disher
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Aussage vor dem Gericht in Sydney zu machen.
    Tief durchatmen. Wenn er sich nicht vorsähe, würde er bei seinen ganzen Aktivitäten noch am Herzinfarkt sterben. Er schnaubte — ›bei seinen Aktivitäten‹ stimmte. Als er das letzte Mal mit Cassandra Wintergreen in der Kiste gewesen war, hatte sie, auf einen Ellbogen gestützt, seine Taille begrapscht, ihm in den Rettungsring gezwickt und verächtlich gegrinst: »Hier haben wir ja einen kleinen Burschen, der richtig was zuzusetzen hat.« De Lisle hatte ihre Hand weggestoßen. »Lass das, Cass«, hatte er gesagt, und jetzt wäre es ihm lieber gewesen, er hätte ihr diese wunderschöne Tiffany-Brosche aus dem Schließfach-Raub, den Niekirk im Februar für ihn durchgezogen hatte, nicht geschenkt.
    Er verdrängte die Wintergreen aus seinem Kopf. Eine halbe Woche Arbeit in Vanuatu, dann zwei oder drei Tage mit der Pegasus nach Suva segeln. Ein kurzes Gastspiel beim Obersten Gerichtshof in Fidschi, anschließend Rückflug nach Sydney und die Pegasus in Suva vor Anker liegen lassen. Diesmal eine schnelle Kehrtwendung in Sydney. Er hatte sein Programm so gestaltet, dass er wieder rechtzeitig in Vila war, um die Asahi-Juwelen in Empfang nehmen zu können.
    Grace, De Lisles vanuatuische Haushälterin, erwartete ihn auf der Veranda. Ein weißes Tischtuch auf dem Rattantisch, Martinis in einem Metallkrug, von dem das Kondenswasser perlte, ein gekühltes Glas und ein Teller mit Austern. De Lisle stand dicht bei ihr, gab seiner Masse eine viertel Drehung und presste seinen Schoß gegen ihren Schenkel. Ihre braune Haut unterhalb des Haaransatzes fühlte sich kühl an. Dann kam die Baumwolle, gefolgt von den Ausbuchtungen ihrer Wirbel und zum Schluss ihr herrlicher Hintern.
    De Lisle ließ sein Doppelkinn auf ihre nackte Schulter sinken. Er beobachtete, wie Grace hinaus auf das Wasser starrte, und gab keinen Laut von sich, bis zu dem Moment, als er anfing, sich ungelenk an ihr zu reiben.

ZEHN

    Niekirk war nicht vor acht Uhr am Donnerstagmorgen zurück in seinem Motel. Er kroch ins Bett, erschöpft vom Bankraub und vom stundenlangen Ausharren vor dem U-Store. Er schlief lange und duschte anschließend nahezu kochend heiß; das Wasser stach wie heiße Nadeln, linderte aber die Verspannungen in Nacken und Schultern. Er zog sich an, erwischte eine Straßenbahn in die City und spazierte über die Einkaufsmeile. Ab Montag, dem 9., Präsentation der Asahi-Sammlung war auf einer dezenten Karte im Schaufenster des Warenhauses Soreki 5 zu lesen. Niekirk markierte die Gegend auf seinem imaginären Stadtplan, setzte sich in ein Café gegenüber dem Soreki 5 und beobachtete den Schichtwechsel der Sicherheitsleute. Vorarbeit. Er würde noch einen weiteren Tag damit zubringen, dann nach Sydney zurückfliegen und auf De Lisles Nachricht warten.
    Am späten Nachmittag kehrte er in sein Motel zurück. Er hatte gerade den Schlüssel im Schloss gedreht und wollte die Tür aufstoßen, als ihn ein Mann von hinten in das Motelzimmer drängte. Ein Zweiter war bereits drinnen und lächelte ihm säuerlich vom Bettrand aus zu. Wäre Niekirk nicht so erschöpft gewesen, hätten sie ihn niemals derart überrumpeln können. Beide Männer trugen Anzüge und Niekirk wusste, das war ein schlechtes Zeichen.
    Halb auf dem Sprung, sich den Weg freizukämpfen, drehte er sich zu dem Kerl um, der hinter ihm stand, hielt jedoch augenblicklich inne, als er die Kanone sah, eine Polizeiwaffe, einen Revolver Kaliber .38, hielt inne, als er ein helles, verrücktes Kichern hörte.
    »An Ihrer Stelle würde ich das nicht tun.«
    Der Typ lehnte sich mit dem Rücken gegen die Tür, ein waffenseliges Leuchten in den Augen, und fuhr sich mit der Zungenspitze einmal über die Oberlippe. »Zwingen Sie mich nicht dazu«, sagte er, kicherte wieder, warf den Kopf in einer nervösen Zuckung zurück und schüttelte sich das Haar aus den Augen; derangierte Ponyfransen, die irgendjemand — die Frau oder Freundin, vielleicht sogar die Mutter, so vermutete Niekirk — einmal im Monat willkürlich über dem Gesicht eines übereifrigen Killers in Form brachte.
    Niekirk wandte sich dem Typ auf dem Bett zu, der, ein Dauerlächeln auf dem Gesicht, augenblicklich sagte: »Wir haben ein paar Dinge zu erörtern, Sergeant Niekirk.«
    Also kannten sie seinen Namen. Niekirk verabschiedete sich sofort von dem Gedanken, seine gefälschten Papiere zu präsentieren. Vielmehr versuchte er, das Lächeln des Mannes auf dem Bett einzuschätzen. Es war ein

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