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Port Vila Blues

Port Vila Blues

Titel: Port Vila Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Disher
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wahrscheinlich bei einer Fluggesellschaft.«
    Springett nickte mit seinem schmalen, korrekt frisierten Kopf. »Reist durch das ganze Land. Da stellt niemand Fragen.«
    »In gut zwei Wochen steht ein neuer Coup an«, sagte Niekirk.
    »Die Asahi-Sammlung. Was schlagen Sie vor?«
    »Wir schnappen uns den Kurier, bevor er De Lisle beliefert, und nehmen ihn in die Zange. Mal sehen, was er zugibt.« Niekirk machte eine Pause und sah Springett eindringlich an. »Wie und wo ist das Schmuckstück eigentlich aufgetaucht?«
    Springett zog ein Foto aus der Tasche. »Das hier ist aus den Akten. Dieser Mann und ein Typ, über den wir nichts wissen, haben sich kürzlich mit einem hiesigen Hehler getroffen.«
    »Frank Jardine«, sagte Niekirk sofort.
    In Springetts Lächeln stahl sich ein Anflug von Überraschung. »Sie kennen ihn?«
    »Er war nie aktiv und wir hatten in Sydney keinerlei Handhabe gegen ihn«, sagte Niekirk, »aber es wurde gemunkelt, dass so mancher Lohngeldraub oder Einbruch in Privathäuser auf seiner Planung basierte.« Er blickte von dem Foto auf. »Er ist jetzt in Melbourne?«
    »Ist vor sechs Monaten hier aufgetaucht. Allen Berichten zufolge kein gesunder Mann.«
    »Aber er arbeitet immer noch.«
    »Vor ein paar Wochen hatte er mit einigen Gemälden zu tun, die aus einem Haus in Sydney gestohlen wurden. Die Versicherungsgesellschaft hat bezahlt, um sie zurückzubekommen.«
    Niekirk schnaubte verächtlich. »Immer das Gleiche mit diesen Schlappschwänzen. Wenn die uns unsere Arbeit machen ließen ... «
    »Wahrscheinlich läuft das mit dem Tiffany-Schmuck genauso.«
    »Dann halten Sie sich an Jardine, finden Sie heraus, von wem er den Schmuck hat. Das erspart ’ne Menge Lauferei.«
    Springetts Blick wanderte zu einem Punkt an der Wand. »Das geht nicht. Die Brosche ist gerade erst aufgetaucht, und lieber schnüffle ich ein bisschen herum, als die Leute aufzuscheuchen.«
    »Gibt es Fotos von dem anderen Kerl?«
    »Noch nicht.«
    »Sie lassen die Sache auf sich beruhen?«
    »Ja.«
    »Keine Fragen?«
    »Richtig. Wir können keine offizielle Ermittlung riskieren. Wir wollen die Spur des Schmucks nicht bis zu seinem Ursprung zurückverfolgen, weil sowohl mein Name als auch Ihr Name und De Lisle dabei genannt werden könnten. Sie müssen damit rechnen, dass De Lisle uns ans Messer liefert, um seinen Hals aus der Schlinge zu ziehen. Mir steht nicht der Sinn danach, in Pentridge zu landen. Meinetwegen sitzen dort zu viele harte Jungs, die scharf darauf sind, es mir heimzuzahlen. Wir müssen dafür sorgen, dass diese Tiffany-Brosche keine weitere Beachtung mehr findet, gleichzeitig aber in Erfahrung bringen, wie und warum sie aufgetaucht ist und — sofern es eine Lücke in De Lisles Operation gibt — sicherstellen, dass sie geschlossen wird. Und sollte es je zu einer Ermittlung kommen, wird sie auf diese Weise in einer Sackgasse enden.«
    Niekirk grinste. »Wenn Sie einen oder zwei dieser Typen ausschalten, dann haben Sie Ihre Sackgasse, keine Frage.«
    »Das sollte man dabei im Hinterkopf haben«, stimmte Springett zu.

    ELF

    Es lag an der Brille aus Schildpatt und an ihren breiten, elliptischen Gläsern, dass Wyatts ansonsten eher düstere Miene entspannter und seine harten Konturen weicher wirkten. Er trug graue Hosen, schwarze Schuhe, ein Sportsakko, darunter ein weißes Hemd und eine altmodische Krawatte aus Tweed.
    Der Ausweis an seinem Gürtel suggerierte, dass er sein Leben damit zubrachte, Formblätter hin- und herzuschieben oder Verordnungen abzufassen, die nein zu allem sagten.
    Und so achtete niemand auf Wyatt, der dennoch — extrem vorsichtig, wie er nun mal war — lieber auf Umwegen nach Hause gelangte. Nachdem er und Liz Redding sich getrennt hatten, war er zum Moorabbin Airport im Flachland südöstlich der Stadt gefahren. Nahe der Hangars standen Cessnas, Pipers, zwei Helikopter und ein Learjet, schimmerten die Rümpfe und Tragflächen der Flugzeuge im Licht der Vormittagssonne. Eine Hand voll Maschinen, gesteuert von Flugschülern, befanden sich in der Luft, umkreisten das Flugfeld, deuteten Landungen an und starteten wieder durch. Wyatt sah ein paar Minuten zu und betrat dann den Terminal.
    Island Air verfügte über einen Schalter von drei Meter Länge, hinter dem eine junge Frau in gepunktetem Kleid ihren Dienst versah. Ihrem Namensschild zufolge hieß sie Nicole, und sie lächelte Wyatt an. »Ich hoffe, Sie sind Mr. White.«
    Wyatt bestätigte das.
    »Wir dachten, Sie schaffen es nicht mehr.

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