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Port Vila Blues

Port Vila Blues

Titel: Port Vila Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Disher
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war und einen Hang zur Bosheit hatte. Als Riggs bemerkte, dass Niekirk ihn musterte, fragte er: »Wo?«
    »Wir gehen jetzt dorthin.«
    Niekirk fuhr mit ihnen in die Innenstadt, in eine Gegend mit kleineren Passagen an den Hauptstraßen. Überzeugt davon, dass niemand ihnen gefolgt war, führte er sie in eine Snackbar. Sie saßen auf Hockern vor einer Bank, die die gesamte Länge der Fensterfront einnahm. Es roch nach Essig und überhitztem Öl, und die Musik eines Dudelsenders aus einem Radio, das auf volle Lautstärke eingestellt war, versetzte diese Atmosphäre in Schwingungen. Niekirks Ellbogen landete in einem Klecks Tomatensauce, doch er ignorierte das und zeigte auf einen schmucklosen Neubau auf der anderen Straßenseite. Ein schmales Kaufhaus, viel schwarzes Glas, sechs Stockwerke — das Soreki 5 Japanese, und es war gerade erst eröffnet worden. Filialen wie diese gab es im gesamten pazifischen Raum. Diese hier verfügte über eine Galerie in der ersten Etage und es war erklärte Absicht des Managements, Monat für Monat Ausstellungen von Pelzen, Porzellan, Gemälden und Schmuck zu veranstalten.
    Vor der Geräuschkulisse aus lautem Stimmengewirr, dröhnendem Radio und Geschirrgeklapper hinter dem Tresen aus Edelstahl, sagte Niekirk: »Ihre allererste Ausstellung beginnt morgen früh und soll einen Monat dauern, also gehen wir heute Nacht rein. Heute Nacht, wenn die Sicherheitsleute mit kleiner Besetzung arbeiten. Noch irgendwelche Fragen?«
    »Den Bohrer brauchen wir diesmal wohl nicht?«
    »Genau.«
    »Vielleicht glauben die Cops sogar, dass eine neue Gang zugeschlagen hat.«
    »Vielleicht.«
    Den Rest des Nachmittags ruhten sie sich aus. Gegen zwei Uhr morgens dann standen sie in einer Seitenstraße, diesmal in einem weißen Lieferwagen mit der Aufschrift Food Transport Vehicle. Niekirk saß hinter dem Steuer, Mansell auf dem Beifahrersitz und Riggs hinten. Während sie darauf warteten, in Aktion treten zu können, regulierte Mansell immer mal wieder die Frequenz für den Polizeifunk. Niekirk hörte nur mit halbem Ohr hin, wenn die Stimme aus der Zentrale, von atmosphärischen Störungen verzerrt, Einbrüche vermeldete oder zerbrochene Scheiben und Messerstechereien in der Nähe der Klubs der King Street.
    Kurz nach zwei Uhr stieg Riggs aus und ging Richtung Soreki 5. Schwarz und gläsern stand das Warenhaus gegenüber der Einfahrt zur Seitenstraße. Riggs trat auf die beleuchtete Hauptstraße. Er trug die Uniform eines Sicherheitsdienstes: goldene Abzeichen, schwarze Hosen, braunes Hemd und eine schwarze Schirmmütze. »Eigentlich fehlen ihm nur noch die Schaftstiefel«, kommentierte Mansell leise.
    Niekirk ignorierte die Bemerkung, konzentrierte sich ganz auf Riggs, der jetzt die Straße überquerte und vor den schweren Glastüren des Soreki 5 stehen blieb. Er sah, wie Riggs mit dem Griff einer Taschenlampe gegen das Glas klopfte. Einen Moment später knipste Riggs die Taschenlampe an und richtete den Strahl auf einige Dokumente in der anderen Hand.
    Das Soreki 5 beschäftigte eigenes Sicherheitspersonal. Am Tage hielten sie Ausschau nach Kaufhausdieben, nachts saßen sie gähnend über Nacktmagazinen. Sie waren gut ausgebildet, aber verweichlichten bei diesem Job, und sie wussten, dass sie, verglichen mit dem Personal der großen Sicherheitsfirmen, das regelmäßig angeschossen oder zusammengeschlagen wurde und insgesamt ein gefährlicheres Leben führte, eher Karikaturen waren. So jedenfalls hatte Niekirk während der Besprechung die Psychologie erklärt, die hinter der Strategie für Riggs steckte, und jetzt schob er sich die Kopfhörer über die Ohren, um Riggs’ Gespräch mit dem Wachmann des Soreki 5 zu verfolgen.
    Die Stimme war dank eines Mikros an Riggs’ Revers klar zu verstehen:
    »Komm schon, Kumpel, ich hab nicht die ganze Nacht Zeit.«
    Man hörte, wie Schlösser aufgeschlossen wurden, dann eine leicht gedämpfte Stimme, die zunehmend deutlicher wurde: »Was wollen Sie?«
    »Medicare.«
    Der Soreki-5-Mann schien nicht zu begreifen. Er sagte nichts und Riggs wiederholte: »Medicare. Sie wissen doch, im obersten Stock.«
    »Hier ist alles top. Ich hab alles im Griff.«
    Bereits leicht ungeduldig, sagte Riggs: »Kann ja sein, aber die Sache ist die, Medicare gehört nicht zu Ihnen, richtig? Wir sind bei denen unter Vertrag, auch wenn die hier nur Mieter sind.«
    »Davon weiß ich nichts. Mir hat keiner was gesagt.«
    »Nun, das ist Ihr Problem. Also, wie sieht’s aus, lassen Sie mich

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