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Port Vila Blues

Port Vila Blues

Titel: Port Vila Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Disher
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weitläufigen Raum mit Damenkonfektion, Schaufensterpuppen und Vitrinen, alles unbeleuchtet; ihre uneinheitlichen Formen machten die Objekte zu Inseln in einem dunklen Meer. Während er durch den Raum ging, drehte Niekirk mit den Fingern seiner behandschuhten Hand zwei Preisschilder um: $999, $1200.
    Die Galerie war ein mit Glas abgetrennter Raum am hinteren Ende der ersten Etage. Probeweise stieß Niekirk gegen die Doppeltür. Sie schwang auf und kein Alarm ertönte oder blitzte irgendwo auf.
    Sie gingen hinein. Die Ringe, Halsketten und Armbänder wurden auf mit schwarzem Samt bezogenen Blöcken präsentiert, darüber schwere Glasstürze. Niekirk und Riggs hoben den ersten Glassturz ab und entdeckten unten, am Rand, einen Druckschalter. Keine Lichter, keine Sirenen, keine Metallgitter vereitelten ihr Vorhaben.
    In drei Minuten waren sie wieder draußen. Niekirk transportierte die Asahi-Sammlung in einer Tasche für Fotoausrüstung. Die Sammlung war siebenhundertfünfzigtausend Dollar wert und benötigte so gut wie keinen Platz.
    Mansell las sie an der Einfahrt zur Seitenstraße auf. Sanft und schweigsam, grinste er beim Anblick der beiden. Er bog in die Elizabeth Street ein, dann links in die Flinders Street. Am Ende der Flinders Street bog er wieder links ab, fuhr vorbei am Windsor Hotel, vorbei an dem einsamen Polizisten auf den Stufen des Parlamentsgebäudes und ließ die Innenstadt schließlich hinter sich.
    Bei Riggs und Mansell machte sich Erleichterung breit und sie gratulierten einander. Niekirk konnte sich dem nicht anschließen. Er würde sich erst sicher fühlen, wenn er wieder allein war und die Juwelen im Schließfach des U-Stores lagen. Er bat Mansell, an der Kreuzung Nicholson Street und Johnston Street anzuhalten, stieg aus und sah dem davonfahrenden Lieferwagen hinterher. Wenige Minuten später saß er in seinem Taxi und war auf dem Weg zur Spencer Street, auf dem Weg zu einem Date mit dem Kurier.

    DREIZEHN

    »Hat alles geklappt?«
    »Ein Kinderspiel«, sagte Niekirk.
    »Ihre Jungs sind nach Hause zurück?«
    Niekirk nickte. »Sie haben sich für die Sache einen Tag Urlaub genommen. Morgen sind sie wieder im Dienst.«
    Springett seufzte.
    Sie saßen in Springetts Wagen. Niekirk beugte sich nach vorn. Es war fünf Uhr dreißig am Morgen und die City begann sich zu regen. »Da ist er, der Typ in der blauen Uniform.«
    Springett murmelte etwas in sein Funkgerät und ließ den Motor an. Niekirk beobachtete, wie Lillecrapp sich aus dem Eingang des Gebäudes neben dem U-Store löste und dem Kurier den Weg versperrte, dabei schüttelte er sich die Ponyfransen aus der Stirn, grinste blöd und zeigte seine schiefen Zähne. Der Kurier blieb stehen, vollführte eine halbe Drehung und wollte weglaufen, doch da war der Wagen bereits neben ihm im Halten begriffen, Reifen schrammten am Bordstein entlang und Niekirk öffnete die hintere Tür, damit Lillecrapp den Kurier in den Wagen verfrachten konnte.
    Springett beschleunigte, während er die Spencer Street entlangfuhr, und Lillecrapp schloss die Handschellen um die knochigen Gelenke des Mannes. Niekirk griff in die Innentasche der Uniformjacke und fischte eine Brieftasche heraus.
    »Louis Crystal, Pacific Rim Airlines. Also, Lou, rat mal, warum wir hier sind.«
    »Ich hab ’ne saubere Weste.«
    »Natürlich.«
    »Warum lasst ihr Mistkerle mich nicht endlich in Ruhe? Ich geh meiner Arbeit nach, bleibe zu Hause und habe die ganzen anderen Aktivitäten eingestellt.«
    »Fragt sich nur, welche anderen Aktivitäten und wie De Lisle davon Wind bekommen hat«, konterte Niekirk und sah, wie Crystal bei der Erwähnung des Namens die Courage verließ.
    Springett raste mit dem Wagen Richtung Hafenviertel. Er fand ein Stück asphaltiertes Ödland und hielt zwischen einem rostigen Schiffscontainer und einem mit Unkraut überwucherten Schutzzaun gegen Wirbelstürme. Er drehte sich um und starrte Crystal über die Rückenlehne seines Sitzes hinweg an. »Sie müssen ziemlich sauer sein auf De Lisle. Haben Sie ihn deshalb beklaut?«
    Crystal machte den Mund auf und wieder zu. Er vermutete eine Falle. »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Karten auf den Tisch, Lou, okay? Seit Februar haben Sie dreimal einen karierten Koffer aus dem U-Store abgeholt und ihn De Lisle in Sydney übergeben. Die heutige Lieferung wäre die Vierte.«
    Niekirk übernahm. »Also, was ist passiert? Zahlt De Lisle nicht genug? Hast du das Gefühl, dich an ihm rächen zu müssen? Oder kriegst du

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