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Port Vila Blues

Port Vila Blues

Titel: Port Vila Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Disher
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rein?«
    »Ich weiß nicht. Es wäre besser, wenn ich — «
    »Pass mal auf, mein Freund, man hat denen heute neunzig Riesen geliefert, für die nächste Woche. Wenn irgendwas mit dem Geld passiert und es kommt raus, dass du dich geweigert hast, jemanden von meiner Firma reinzulassen, um nach dem Rechten zu sehen, dann liegt dein Kopf auf dem Richtblock, nicht meiner. Wenn aber was mit dem Geld passiert und du hast mich reingelassen, damit ich mich umsehe, dann liegt mein Kopf auf dem Richtblock. Klar? Also tu mir den Gefallen, lass mich rein. Ich bin schneller wieder draußen, als ein Vogel scheißt. Versprochen.«
    »Dauert es länger als fünf Minuten, ruf ich meinen Vorgesetzten an.«
    »Kein Problem.«
    »Und ich komm mit rauf.«
    »Von mir aus.«
    Niekirk sah, wie Riggs in das Gebäude ging. Dann hörte er, wie die großen Schlösser wieder einschnappten, und er hörte Riggs sagen: »Nach dir.«
    Der Wachmann ließ eine Spur Geringschätzung in seine Stimme einfließen. »Wir können da nicht einfach so hochstürmen. Ich muss zuerst einige Schalter in der Alarmanlage ausschalten, klar?«
    »Du bist der Boss.«
    Anschließend hört Niekirk volle zwei Minuten gar nichts. Doch drinnen, im Gebäude, geschah dafür umso mehr und er ließ es vor seinem inneren Auge ablaufen wie einen Film: Riggs wartet darauf, dass der Wächter den Alarm auf den Treppen und in den Fahrstühlen deaktiviert. Riggs kitzelt den Mann mit der Automatik am Ohr. Riggs zieht dem Mann eine Kapuze über den Kopf und fesselt ihn an eine Vitrine. Niekirks Instruktionen waren klar gewesen: »Wir brauchen keinen Helden und wir brauchen keinen, der sich in die Hosen scheißt. Sorg dafür, dass er ruhig bleibt, sag ihm, dass ihm nichts geschehen wird, solange er das macht, was man ihm sagt. Wenn der Wachmann verletzt wird, will ich wissen, warum.«
    Niekirk sah auf seine Armbanduhr und dachte, dass Riggs jetzt langsam das Zeichen zum Loslegen geben könne. Er wartete, starr und schweigend, eine Reglosigkeit, so vollkommen, dass man ihn für einen lebenden Toten hätte halten können. Die Straßen der Innenstadt waren verwaist. Ein Anflug von Nässe lag in der Luft, die einsamen Autos, eine Bierdose im Rinnstein und die Schienen der Straßenbahn in der Elizabeth Street — alles war mit einem glänzenden Feuchtigkeitsfilm überzogen. Dreißig Sekunden später hörte Niekirk, wie die schwere Eingangstür aufgeschlossen wurde und Riggs simpel sagte: »Es läuft.«
    Niekirk stieß Mansell an: »Was Neues von den Jungs in Blau?«
    »Nicht hier.«
    »Auf geht’s.«
    Sie stiegen aus, und ganz gemächlich, als machten sie das jede Nacht, spazierten sie ans Ende der Seitenstraße und über die Hauptstraße zum Soreki 5. Riggs wartete im Eingangsbereich auf sie. Die Kapuze über dem Kopf, lag der Wachmann auf dem Rücken, eine Hand in der Luft, das Handgelenk an die Halterung des Feuerlöschschlauches gekettet. Er lag da, steif wie ein Toter, und Niekirk sah Riggs eindringlich an. Riggs starrte unverwandt zurück und schüttelte verneinend den Kopf. Niekirk beließ es dabei. Es hatte keinen Sinn, den Wachmann dort am Boden zu fragen, wie er sich fühle. Man riskierte damit nur, dass der Mann sich eine weitere Stimme einprägte, um sie später den Cops zu beschreiben; außerdem würde es Riggs mit Sicherheit verärgern.
    Niekirk gab Riggs ein Zeichen mit dem Kopf. Der ging voran zu einer schmalen Tür in der Wand hinter dem Empfangstresen. Er schloss sie mit den Schlüsseln des Wachmanns auf und beugte sich vor, um die Schalttafel dahinter in Augenschein zu nehmen.
    Niekirk beobachtete ihn. Sowohl die Finger als auch die Augen des großen Mannes glitten auf der Suche nach den Unterbrechungsschaltern für den Alarm in der kleinen Galerie blitzschnell hin und her. Er entdeckte drei und murmelte vor sich hin, während er jeden einzeln umlegte: »Tür zur Galerie ... Fotozelle ... Vitrinen ... «
    Dann sah er Niekirk an. »Alles klar.«
    Mansell ging hinaus, zurück zum Lieferwagen, die beiden anderen, Niekirk voran, begaben sich zum Treppenhaus am Ende des Gebäudes. Es gab Fahrstühle, doch Niekirk betrachtete Fahrstühle als potentielle Falle. In einem Treppenhaus kann man sich verteidigen oder weglaufen. Der einzige Fluchtweg aus einem Fahrstuhl führt nach oben, in eine weitere Falle, einen engen Schacht, der noch dazu dunkel ist und tief und der nach verbrauchter Luft und geölten Stahlseilen riecht.
    Durch die Tür im ersten Stock gelangten sie in einen

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