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Port Vila Blues

Port Vila Blues

Titel: Port Vila Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Disher
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einfach den Hals nicht voll?«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen. Ich schwöre — «
    »Schwöre besser nicht, Louis, das ist nicht gut.«
    Crystal wand sich und sah verzweifelt auf seine Uhr. »Mein Flug geht in einer Stunde. Ich werde meinen Job verlieren — «
    »Du brauchst keinen Job, so wie du das handhabst. Hier und da was absahnen, immer so, dass De Lisle nichts merkt, und dann klammheimlich verscheuern.«
    »Ich wüsste nicht, wie. Drogen lassen mich kalt.«
    Niekirk warf Springett einen Blick zu. Das Duckmäuserische, die bebende Stimme, das standhafte Leugnen, es schien alles echt zu sein.
    »Drogen, ja?«
    Völlig niedergeschlagen starrte Crystal auf seine Hände. »Sehen Sie, ich transportiere nur Koffer, nicht wahr? In meinem Job macht man das jeden Tag. Woher sollte ich wissen, was drin ist? Sie können mir keinen Drogenhandel anhängen.«
    »Entspricht Tiffany mehr Ihrem Stil?«, fragte Springett.
    Wieder suchte Crystal nach dem Fallstrick hinter der Frage. Doch er gab es auf und sagte: »Hab sie nie kennen gelernt.«
    Springett lachte. »Der ist nicht schlecht, Lou. Den muss ich mir merken.«
    Völlig außer sich rief Crystal: »Ich werde meinen Flug verpassen!«
    »Nur mal angenommen, du hast tatsächlich nichts aus dem Koffer mitgehen lassen, wie läuft die Übergabe?«, wollte Niekirk wissen. »Triffst du dich mit De Lisle in Sydney? Vielleicht schaffst du ja auch den Koffer zusammen mit dem anderen Gepäck dorthin und De Lisle holt in höchstpersönlich ab?«
    »Nicht in Sydney. Niemals in Sydney.«
    Springett war überrascht. »Hier in Melbourne? Ein bisschen riskant, oder?«
    »Nein, nein«, stieß Crystal aufgeregt hervor. »Vanuatu.«
    »Vanuatu?«
    »Ich stelle den Koffer zu anderen, Gepäck, das für einen Urlaubsort bestimmt ist — Reriki Island. De Lisle holt ihn ab und bringt ihn zu sich nach Hause.«
    Springett sah Niekirk stirnrunzelnd an. »Zu sich nach Hause, Lou?«
    Crystal, der spürte, dass man ihn vom Haken ließ, sagte: »Genau. Dieses Herrenhaus oder so, mit Blick auf den Hafen von Port Vila.«
    »Herrenhaus.«
    »Ja, ich hab mich umgehört. Er zieht sich dorthin zurück.«
    »Sie haben alles in Vanuatu abgeliefert?«
    »Ja.«
    »Und haben vermutet, dass es Drogen waren?«
    »Hätten Sie das nicht?«
    »Ich möchte, dass Sie sich ein paar Fotos ansehen«, sagte Springett. Sie beobachteten Crystal, der zuerst den Schnappschuss aus Jardines Akte betrachtete, dann eine verwackelte Aufnahme, die während einer Überwachung gemacht wurde und einen Mann — von dem inzwischen bekannt war, dass er Wyatt hieß — und eine Frau auf einer Parkbank zeigte, das Arts Centre im Hintergrund. Crystal blickte verunsichert hoch. »Ich habe diese Leute noch nie gesehen. Sollte ich sie kennen?«
    Mit einem breiten Lächeln voll gespielter Wärme langte Springett über die Rückenlehne und tätschelte Crystals Knie. »Lou, es wird Zeit für Sie. Wir wollen nicht, dass Sie Ihren Flug verpassen.«
    Als Crystal sichtlich erleichtert am U-Store ausstieg, sagte Springett: »Ich gebe dir einen guten Rat, alter Junge, behalt das hier für dich, okay? Kommt mir auch nur im Ansatz zu Ohren, dass De Lisle von unserer kleinen Unterredung weiß, mach ich dich platt.«
    Crystal schluckte, nickte, warf einen hektischen Blick auf seine Uhr und verschwand im U-Store, um den Koffer abzuholen.
    Sie sahen ihm hinterher. Niekirk sagte: »Ich hab Sie das auf Ihre Art machen lassen, doch ich für meinen Teil hätte mich an den Koffer gehalten, sozusagen als Faustpfand, um herauszufinden, was De Lisle im Schilde führt.«
    »Erstens«, erwiderte Springett, »wollen wir ihn nicht aufschrecken. Wir wollen doch nicht, dass er mit allem aufhört und uns im Regen stehen lässt, bevor wir das bekommen haben, was uns zusteht. Zweitens möchte ich mir keinen Koffer mit heißen Juwelen auf den Hals laden, die ich nie und nimmer loswerde. Crystal ist sauber, darin sind wir uns doch einig, oder? Er hat überhaupt nicht die Nerven, sich an dem Zeug zu vergreifen.«
    »Sie meinen also, De Lisle hat das Zeug immer schön versilbert? Hätte er uns inzwischen nicht auszahlen können?«
    »Vergessen Sie eines nicht, Vanuatu gehört zu diesen gewissen Ländern — keine Steuern, keine Fragen bei Bankgeschäften. Er hat dort sogar ein Haus. Ich meine, was für eine Situation. Wir kommen nicht an ihn heran.«
    »Ja, aber er ist Bezirksrichter in der Gegend.«
    »Perfekte Tarnung, nicht wahr? Mistkerl.«
    »Okay, Sie haben

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