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Port Vila Blues

Port Vila Blues

Titel: Port Vila Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Disher
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Aber es war dein Verhalten im Café. Du bist ausgebildet. Und dann sieh dir das hier an, kein Korn, der Daumengriff vom Hahn abgefeilt, damit er nirgendwo hängen bleiben kann.«
    »Mack Delaney hat mich trainiert«, murmelte sie und verzog beleidigt den Mund.
    »Blödsinn«, stieß Wyatt hervor. Ganz allmählich stieg Wut in ihm hoch, Wut, die ihm die Röte ins Gesicht trieb und es schmal werden ließ. »Delaney ist tot. Du hast gewusst, dass ich keine Erkundigungen über dich einziehen konnte.« Er machte eine Bewegung mit der Waffe. »Steh auf.«
    Als sie vor ihm stand, groß, nackt und unnachgiebig, sagte er: »Hol deine Schuhe.«
    Doch schließlich las er es in ihrem Gesicht, die Bestätigung, etwas, was ihm sagte, sie wisse, dass er sie überführt hatte. »Lass uns darüber reden.«
    »Die Schuhe«, beharrte er.
    Er verfolgte, wie sie die Schuhe hochnahm. Widerwillig holte sie mit dem Arm aus, als könne sie Wyatt mit einem Schuh niederschlagen, hielt jedoch inne, als er ihr die Mündung der Waffe an die Kehle setzte. »Zeig ihn mir.«
    Sie angelte ihn aus dem Innenfutter ihres linken Schuhs, nahm ihn zwischen Daumen und Mittelfinger und hielt ihn Wyatt unter die Nase. Er las: Victoria Police und Senior Constable, und das genügte.
    »Wie lange arbeitest du schon undercover?«
    Sie zuckte mit den Achseln. Sie hatte nicht vor, es ihm zu verraten, doch scheinbar ging ihr durch den Kopf, dass es jetzt sowieso keine Rolle mehr spiele, was sie sagte, also erwiderte sie: »Ein paar Monate.«
    »Wenn du gewusst hast, dass die Brosche gestohlen war, warum hast du mich nicht gleich an der Southbank festgenommen?«
    »Das wäre zu früh gewesen.«
    Wyatt starrte sie fassungslos an, bis sie fortfuhr: »Ich dachte, du gehörst zur Magnetbohrerbande. Ich wollte die gesamte Gang.«
    »Wer weiß von unserem heutigen Treffen?«
    »Das geht nur mich etwas an.«
    »Ich würde sagen, es geht uns beide etwas an.«
    »Lass mich meinen Part selbst regeln. Das Geld ist dort in der Tasche. Das geht in Ordnung. Die Versicherungsgesellschaft will das Schmuckstück zurück und ist einverstanden, dafür zu bezahlen. Von mir aus nimm auch die verdammte Brosche.«
    »Ein Deal ist ein Deal«, sagte Wyatt. »Du hast also geglaubt, ich sei Mitglied dieser Bande?«
    »Ich hab’s geglaubt. Doch jetzt nicht mehr.« Sie machte eine Pause. »Sag mir wenigstens, woher du die Brosche hast.«
    Er lächelte, ein knappes, viel sagendes Lächeln. »Nein. Auf diese Weise finden wir unabhängig voneinander heraus, wer versucht hat, uns umzubringen.«
    »Mein ist die Rache, spricht der Herr«, sagte sie und schien sich sogleich zu fragen, warum sie es gesagt hatte.
    In ihrer Handtasche befanden sich Kabelbinder. Er wartete, bis sie sich angezogen hatte, und fesselte sie dann an das Feldbett. »Ich bin sicher, mit dem Gestell im Schlepptau schaffst du es bis zur Straße.«
    Sie biss sich auf die Unterlippe. »Du hast also gewusst, dass ich ein Cop bin, bevor du Sex mit mir hattest. Ganz schön berechnend.«
    Er berührte ihre Wange mit der flachen Hand, für Wyatts Verhältnisse eine zärtliche Geste. »Das hatte nichts mit Berechnung zu tun.«
    Sie starrte ihn einen Augenblick lang an. »Ich denke, ich glaube dir. Andere täten’s nicht. Woher hast du das mit dem Ausweis in meinem Schuh gewusst?«
    »Ich bin einfach in deine Haut geschlüpft«, erwiderte Wyatt, so blumig es seine Sprache zuließ. »Wenn ich undercover arbeiten würde, hätte ich einen Ausweis dabei. Ich würde es so wollen. Für Situationen wie diese hier. Für Situationen, in denen ich um mein Leben schachern müsste.«
    Er sah ihre beunruhigte Miene. »Ich werde dich nicht umbringen«, sagte er und ging zur Tür. »Du hast Frank Jardine geholfen.«
    »Du lässt mich am Leben, weil ich deinem Freund geholfen habe? Ist das dein Ernst?«
    Wyatt kannte die Antwort darauf nicht.

    VIERUNDZWANZIG

    Springett sah auf seine Uhr. Wenn alles nach Plan gelaufen war, hatte Lillecrapp jetzt sein Pensum erfüllt und war auf dem Weg zurück. Er sah es vor sich: Die Zähne gebleckt, in den Augen das irre Leuchten und dieses Falsett-Gekicher, das er immer von sich gab, so käme Lillecrapp die Hügel hinuntergebraust, zwei weitere Leichen auf seinem Konto. Der geborene Killer, wie man so schön sagt. Das waren Springetts Überlegungen, während er sich mit dem Verkehr auf der Sydney Road zwei Wagenlängen vorwärts schob, der, soeben von einer Straßenbahn in die Falle gelockt, erneut stockte.

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