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Port Vila Blues

Port Vila Blues

Titel: Port Vila Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Disher
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Füßen hob, der Zweite ging mitten in die Stirn und warf ihn gegen den Tisch. Er rollte zur Seite, kollidierte mit dem Stuhl, ging zu Boden und hinterließ eine rote Spur auf dem Tischtuch. Wyatt sah, dass der Typ tot war. Interessant war die Perücke auf dem Kopf des Toten, die sich jetzt verschoben hatte.

    DREIUNDZWANZIG

    »Oh nein, oh nein!«
    Das kam von Liz Redding, deren Gesicht weiß und starr war vor Entsetzen. Wyatt langte über den Tisch, nahm ihr die Waffe ab und zwang Liz, ihn anzusehen, indem er ihr Kinn umklammerte und ihren Kopf in seine Richtung bewegte.
    »Fangen Sie sich, Liz.«
    »Ich habe ihn getötet.«
    »Es war eine Falle. Wir müssen hier weg«, sagte er.
    Seine Stimme besaß Überzeugungskraft, klang leise, bestimmt und erfahren. Liz ging mit ihm hinaus ins Sonnenlicht und ließ sich in ihrem Wagen wegfahren.
    Er raste die erste Seitenstraße hinunter, einen schmalen Kanal, der sich zwischen dicht belaubten Bäumen hindurchschlängelte. Nach etwa dreihundert Metern entdeckte Wyatt eine enge Parkbucht und eine Bushaltestelle aus Stahl und Glas. Er fuhr in die Parkbucht. »Ziehen Sie Ihr T-Shirt aus.«
    Sie sah ihn benommen an, dann nickte sie. Es hatte ihr die Sprache verschlagen, eine Art Schock, doch er rechnete damit, dass sich bald so etwas wie Hochgefühl und Erleichterung einstellen würden und Zorn, und mit ihm kämen die Fragen.
    Er war bereits dabei, die Jacke auszuziehen und sie zu wenden, den braunen Kord nach außen, das imprägnierte Baumwollgewebe nach innen. Damit es schneller ging, zog er sich das schwarze Hemd über den Kopf, ohne es aufzuknöpfen.
    Indem sich Liz Redding vorbeugte, um das weite T-Shirt abzustreifen, entzog sie Kopf und Arme Wyatts Blicken. Er sah, wie sich ihr Bauch anspannte, wie ihre Brüste unterhalb der hochgereckten Arme kurz zusammengepresst wurden, er sah die Bräune der Haut, die durch das Weiß des schlichten Baumwoll-BHs noch intensiviert wurde. Wyatt spürte das starke Verlangen, Liz Redding an sich zu drücken, gleichermaßen ein Symptom seines Einzelgänger-Daseins — dieser neuerliche Anflug von Erinnerung an die angenehme, unkomplizierte Vertrautheit mit einer Frau — und Sehnsucht nach ihrer nackten Haut. Dann schüttelte sie sich das Haar aus dem Gesicht und tauschte ihr T-Shirt gegen sein Hemd. Er gab ihr auch Jacke und Sonnenbrille, und nur Sekunden später fuhr er den kleinen Mietwagen aus der Parkbucht, gab Gas und kurvte die Straße hinunter.
    Ziemlich bald machte er kehrt, bog an jeder Kreuzung rechts ab, bis sie sich wieder auf einer Zufahrtsstraße nach Emerald befanden. Als sie in die Stadt kamen, verlangsamte er das Tempo, blickte nach links, blickte nach rechts, wenn sie Seitenstraßen passierten. Liz Redding hielt ebenfalls Ausschau. »Da«, sagte sie.
    Eine kleine Kirche mit hohem Glockenturm, hinten eine Buchsbaumhecke mit genügend Platz zum Parken davor. Für einige Stunden bliebe der Wagen hier unentdeckt, wenn nicht sogar für einige Tage. Sie stiegen aus und gingen ohne Hast zurück in die Stadt. Wyatt spürte die Veränderung an Liz Redding, die Dynamik in ihrem Schritt. Allmählich erwachte Liz aus dem Schock und der Benommenheit, wandte sich wieder der Welt und auch Wyatt zu. Sie legte den Arm um ihn und es war, als stünde ihre Seite unter Spannung.
    Sie spazierten zu Wyatts Mietwagen, einem kompakten Commodore, und stiegen ein. Jetzt hörte man Polizeisirenen in der Ferne; die Gewissheit, etwas höchst Dramatisches habe sich zugetragen, brachte sich selbst in Umlauf, ging auf den Straßen von Mensch zu Mensch. Wyatt ließ den Motor an, betätigte den Blinker, wendete langsam und fuhr dort weg.
    Er war auf der Suche nach einem Unterschlupf für die Nacht. Motels und Hotels schieden aus. Eigentlich auch Gasthöfe und Angebote für Bed & Breakfast. Zwar hatten Wyatt und Liz Redding nur noch wenig gemein mit dem Paar, das aus dem Café geflohen war, und sie fuhren auch einen anderen Wagen, doch möglicherweise machte sich die Polizei daran, sämtliche Hoteladressen in der Gegend abzuklappern, um mit allen Paaren dort zu sprechen.
    Außerhalb der nächsten Stadt hatte er es gefunden. Interessenten für diese einmalige Okkasion sind herzlich eingeladen stand auf dem Schild, und der Hype bezog sich auf eine halb fertige Ferienanlage, bestehend aus einem Gebäude für die Rezeption und einem halben Dutzend Ferienhütten, alles errichtet aus Schlammziegel. An den Mauern wucherte das Unkraut in die Höhe und die meisten

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