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Port Vila Blues

Port Vila Blues

Titel: Port Vila Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Disher
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Fenster waren mit Sperrholz vernagelt, hier und da flappte ein Blech im Wind. Am Ende des Geländes stand eine verschlossene Garage. Das Schloss war wenig solide. Wyatt brach es auf und fuhr anschließend in die Garage. Drinnen nichts außer einigen verstaubten Metallfässern und einem Stapel Dielen. Nachdem sie die Tür wieder geschlossen hatte, eilten Wyatt und Liz hinüber zu der Anlage und nahmen sich Gebäude für Gebäude vor. Die Ferienhütten waren unmöbliert, aber hinter dem Büro der Rezeption hatte man zu Zeiten, als der Bauunternehmer noch Hoffnungen mit dem Platz verband, zwei Räume für einen Nachtwächter oder eine Aufsicht hergerichtet. In dem einen entdeckten sie eine winzige Küche mit einem Regal, auf dem Konservendosen mit Irish Stew und Pfirsichen standen, einen Gaskocher, einen Kessel, drei Emaillebecher und ein angebrochenes Päckchen mit altem Tee. Im anderen Raum stand ein Feldbett mit Schaumstoffmatratze, an dessen Fußende zwei zusammengefaltete dünne, khakifarbene Decken lagen.
    Liz und Wyatt standen mitten im Raum, drehten sich um und sahen einander ernst an. Seit sie aus dem Café geflohen waren, hatten sie wenig miteinander gesprochen und dann auch nur gemurmelte Wortfetzen ausgetauscht; eine Art Steno, doch es hatte funktioniert, weil beide dasselbe wollten, weil beide denselben Tatsachen ins Gesicht sahen. Jetzt brauchten sie überhaupt keine Worte mehr. Wyatt streifte die Jacke von Liz’ Schultern, knöpfte das schwarze Hemd auf. Liz’ Blick saugte sich an Wyatt fest, dunkle Augen in einem dunklen, ausdrucksvollen Gesicht. Als das Hemd zu Boden gefallen war, beugte sich Wyatt hinunter zu dem Spalt zwischen ihren Brüsten, küsste jede Wölbung und griff nach hinten, um den Büstenhalter zu öffnen. Er stellte sich unbeholfen an, und sie lachte einmal leise auf, billigte es.
    Doch als er sich an ihrem Gürtel zu schaffen machen wollte, fühlte er plötzlich ihre Hände, die seine Hände in einer Anwandlung von seltsam verlegener Sittsamkeit wegschoben. Liz führte zu Ende, was er begonnen hatte, und fixierte sein Gesicht, während sie ihre Hosen nach unten streifte, die durch etwas Schweres — den Gürtel — rasch zu Boden fielen; dann schob sie ihren Slip hinunter zu den Knöcheln und stieg hinaus.
    Als es an ihr war, Wyatt auszuziehen, begann sie langsam, wurde jedoch zunehmend ungeduldiger und ließ alle Zurückhaltung fahren. Sie war wie elektrisiert und Wyatt ließ sich davon anstecken. Er fiel mit ihr aufs Bett und sie schwang sich rittlings auf ihn.
    Liz vergeudete keine Zeit. Er sah, wie sie die Augen schloss, ganz Hingabe, den Kopf ein wenig zur Seite geneigt, als lausche sie einer Stimme. Doch bald erinnerte sie sich seiner, grinste, bäumte sich auf und beugte sich anschließend zu ihm hinunter, um ihm in die Lippen zu beißen.
    Danach nickte sie ein. Wyatt wartete. Schließlich schlug sie die Augen auf.
    »Du hast Recht gehabt, es war eine Falle.«
    »Ja.«
    »Er hat den Junkie nur gespielt. Jemand hat ihn angeheuert, um uns zu töten.«
    »Oder nur einen von uns. Mich«, sagte Wyatt.
    Sie wurde starr in seinen Armen. »Oder mich. Ich habe dir keine Falle gestellt.«
    Sie schwiegen, gingen in Gedanken alle Möglichkeiten durch.
    »Du kannst gut mit einer Waffe umgehen.«
    Er spürte, wie sie die Achseln zuckte. »Das zahlt sich aus. Bei diesem Spiel muss man gegen alle möglichen Vorkommnisse gewappnet sein.«
    Eine merkwürdige, eine steife Formulierung. Wyatt rollte von ihr weg.
    Sie erschrak, war ein wenig verletzt. »Wo willst du hin?«
    Er beugte sich zurück, um sie zu küssen. Sie roch und schmeckte nach Liebe, salzig und feucht. Er hörte ihr Gemurmel, zwar waren die Worte nicht zu verstehen, aber Zuneigung und Verlangen schwangen deutlich mit. Er löste sich von ihr. »Taschentuch holen«, sagte er.
    Auf einen Arm gestützt, träge und etwas zerzaust, so beobachtete sie ihn. Das änderte sich augenblicklich, als sie sah, wie er nach ihrer Hose griff. Alarmiert sagte sie: »Ich hab kei — « und verstummte, als er den kleinen Revolver entdeckte, den sie dort versteckt hatte.
    Sie schien kurz davor, zu kapitulieren, fing sich aber wieder. »Na und? Was ist dabei, wenn ich zwei Waffen habe?«
    Es war nichts Zärtliches mehr an Wyatt. Sein Blick durchbohrte sie wie eine Nadel einen Schmetterling. »Ach komm. Ein Halfter im Schritt?« Er wedelte mit der kleinen Waffe. »Das ist deine Reservekanone. Würdest du Stiefel tragen, hättest du auch da eine versteckt.

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