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Port Vila Blues

Port Vila Blues

Titel: Port Vila Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Disher
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Gesicht spucken: »Mr. Patakis, warum sind Sie so angezogen?«
    Dieser Patakis war um die zwanzig, klein und wirkte recht geschmeidig, trug in jedem Ohr einen Goldstecker, hatte langes schwarzes Haar, eine ziemlich behaarte Brust und behaarte Arme und Beine. Möglicherweise waren es die lockeren Shorts aus goldfarbenem Satin, das hellblaue, perforierte Achselshirt und die nackten Füße, die in knöchelhohen Nikes steckten, was De Lisle sauer aufstieß.
    Patakis blickte an sich hinunter und fuhr kurz mit den Händen über seine behaarten Beine. Er sah ehrlich verwirrt aus. »Das sind Top-Klamotten, Herr Richter. Die kosten an die vierhundert Mäuse.« Er bekam den Mund nicht mehr zu. Baker war klar, dass der Knabe De Lisle damit eine ungeschützte Flanke bot.
    Und De Lisle ging zum Angriff über. »Es ist ein Affront, derartig bekleidet in meinem Gerichtssaal zu erscheinen.«
    Patakis schlug eine andere Saite an. »Ich war gestern in Gerichtssaal 6, Herr Richter — «
    »Euer Ehren. Danke.«
    » — Ehren, und meine besten Hosen waren anschließend so zerknittert, dass ich sie heute nicht anziehen konnte. Sie sind in der Reinigung.«
    »Hätten Sie sich keine Kleidung ausleihen oder Ihr unrechtmäßig erworbenes Vermögen in eine seriöse Garderobe investieren können?« Müde und amüsiert zugleich, hatte Patakis’ Verteidiger seinem Klienten und De Lisle zugesehen, aber das konnte er nun beim besten Willen nicht so stehen lassen. Baker musste unwillkürlich grinsen, als der Anwalt von seinem Stuhl hochschnellte. »Euer Ehren, ich darf doch wirklich ... «
    De Lisle winkte gereizt ab. »Schon gut, schon gut. Mr. Patakis, Sie sind angeklagt ... «
    Baker schaltete ab und sann darüber nach, wie er sich den Mistkerl vorknöpfen könne. Eine Stunde später verfolgte er De Lisle nach Woollahra. De Lisle hielt sich dort nicht lange auf; er hatte lediglich die Kleidung gewechselt und saß wieder in seinem Wagen und war verschwunden, noch bevor Baker den Holden anlassen konnte.
    Frustriert starrte Baker auf die Wohnanlage. De Lisles Bude schien nicht zu knacken zu sein: Eine Parterrewohnung, eine verschlossene Tiefgarage mit Fahrstuhl, und Zutritt zum Gebäude bekam man nur mit Magnetkarte. Er probierte etwas aus, was im Fernsehen immer funktionierte: Er drückte alle zehn Klingelknöpfe, aber niemand betätigte den Summer, und als eine Frau »Ja?« sagte, schnippisch und hochnäsig, verschlug es Baker die Sprache und er zog ab.
    Am nächsten Tag, nach dem Frühstück, tauchte er nochmals dort auf, diesmal im Overall und mit Eimer und Gummiwischer in der Hand. Er wartete, bis ein Schnösel mit seinem BMW aus der Tiefgarage fuhr, schlüpfte hinein, bevor sich die Tür schloss, und machte sich auf den Weg zu De Lisles Terrasse. Er klopfte an die Terrassentür. Keine Antwort. Saftsack, dachte Baker, der ist schon weg zur Arbeit.
    Er hob versuchsweise die Schiebetür an. Ein Scheißding: Sie hatte etwa drei Zentimeter Spiel und so war es für ihn kein Problem, den unteren Teil aus der Gleitschiene zu heben und die gesamte Tür gegen die Mauer zu lehnen.
    In De Lisles Apartment herrschte die ruhige, friedliche Atmosphäre einer Wohnung, die im Dornröschenschlaf lag, während ihr Bewohner abwesend war. Baker streifte durch die abgedunkelten Räume, steckte einen silbernen Aschenbecher, einen Walkman und einen goldenen Füller ein. Auf der breiten Bettdecke im Schlafzimmer zeichnete sich der Abdruck eines Koffers ab und daneben lagen zwei Hemden und etwas Unterwäsche.
    Baker ging in De Lisles Arbeitszimmer, schnappte sich die Gelben Seiten und machte sich daran, die Fluggesellschaften anzurufen; er meldete sich immer mit De Lisle und sagte, er wolle seinen Flug bestätigen lassen.
    Bei Ansett traf er ins Schwarze.
    »Ich verstehe nicht, Mr. De Lisle. Wir hatten für Sie unseren 8-Uhr-30-Flug heute Morgen nach Coffs Harbour gebucht. Diese Maschine ist bereits abgeflogen. »
    »Mein Fehler«, sagte Baker eilig und legte auf.
    Coffs?
    Er drückte die Wahlwiederholung, bereit, sich im nächsten Augenblick mit verstellter Stimme zu melden, als er mit einer anderen Angestellten verbunden wurde. »Haben Sie heute noch freie Plätze nach Coffs?«
    »Da schau ich doch gern mal für Sie nach.«
    Er hörte, wie sie auf die Tasten hämmerte. »Es tut mit Leid, erst wieder morgen Mittag. Soll ich das für Sie buchen?«
    Es musste wohl sein. Baker sagte ja und wollte wissen, wie viel es kostete.
    »Mit Rückflug?«
    »Ja.«
    Sie sagte es

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