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Port Vila Blues

Port Vila Blues

Titel: Port Vila Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Disher
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ihm und er fragte sich, ob Fortuna sich bereits wieder von ihm abwende, bevor sie ihm richtig zugelächelt hatte. Den Preis konnte er sich auf keinen Fall leisten. »Wann muss ich bezahlen?«
    »Beim Abholen der Tickets, Sir. Wenn möglich, eine Stunde vor Abflug, sonst wird der Platz anderweitig vergeben.«
    Und so ging Baker nach Einbruch der Dunkelheit zum Cross, um sich das Geld für das Ticket zu verdienen.
    Dort gab es eine Seitenstraße, wo dreizehn-, vierzehnjährige Jungen herumlungerten und in die Jaguars, Daimler und Saabs hüpften, die vorbeischlichen. Ein paar schnelle Blowjobs und sie hatten genug zusammen, um sich eine virusverseuchte Nadel zu beschaffen. Doch Baker interessierten nicht die Kids, sondern die Perversen in ihren teuren Schlitten. Anders als die normalen Typen, die Frauen für einen Fick in einem Zimmer bezahlten, waren diese Kerle, die Kinder aufrissen, für gewöhnlich stinkreich, eher schwächlich, fühlten sich hinterher schmutzig und hatten ein schlechtes Gewissen.
    Zumindest konnte man sie leicht ausnehmen. Baker wartete einfach, bis sie fertig waren und der jeweilige Junge aus dem Wagen stieg, drängte den Jungen beiseite, beugte sich in den Wagen und versetzte dem Kerl am Steuer einen Schlag in die Magengrube. Sein erstes Opfer dachte, Baker sei ein Cop, und bot ihm sogleich zweihundert Dollar für sein Schweigen an. Baker nahm an. Mit Hilfe der PIN eines anderen Kerls konnte er die zweihundert Dollar mit vierhundert aus einem Geldautomaten aufstocken. Der Dritte trug einen Ehering, also drohte Baker, es der Frau zu sagen, wenn er nicht zahlte. Noch mal vierhundert aus einem Geldautomaten.
    Es war ein hartes Stück Arbeit und es war nicht einfach, außerdem bekam er es auf diese Weise mit dem Abschaum der Menschheit zu tun. Zwar war es für eine gute Sache, aber er hätte es gehasst, sich den Lebensunterhalt auf diese Weise sichern zu müssen, nicht wenn man auf leichtere Art an ein bisschen Bares kommen konnte, wenn auch nicht so viel und nicht in so kurzer Zeit.
    Baker ging nach Hause, um zu schlafen; er fühlte sich schmutzig und stieg erst mal unter die Dusche. Dann weckte er Carol, wollte einfach nur den ganzen Abend aus seinem Gedächtnis streichen. Abgesehen von seiner rührseligen Stimmung hinterher war es wirklich gut gewesen.
    Am nächsten Morgen stand er früh auf, duschte, rasierte sich, tischte Carol auf, er gehe zu einem Vorstellungsgespräch, und fuhr mit dem Bus bis Shopping Town. Bei Hair Today ließ er sich einen Fassonschnitt verpassen, erstand bei Target Sakko und Hose, eine Sonnenbrille und eine kleine Reisetasche. Anschließend schaute er im Edinburgh Castle vorbei, um sich etwas Speed zu beschaffen, und fuhr endlich mit einem Taxi zum Flughafen, wo er am Ansett-Schalter das Geld auf den Tresen knallte und sagte: »Hier müsste ein Ticket auf den Namen Baker liegen.«
    Das hatte er schon immer mal sagen wollen.

    EINUNDDREIßIG

    Wyatt hatte die ganze Dienstagnacht damit zugebracht, De Lisles Apartment in Woollahra zu überwachen. Als der Morgen dämmerte, stand fest, dass De Lisle nicht mehr kam. Blieb also nur noch das Haus an der Küste.
    Als der erste Coffs-Harbour-Flieger am Mittwoch über dem Meer in Schräglage ging — die Spitze einer Tragfläche am sandigen weißen Band zwischen den Wellen und dem grünen Hinterland ausgerichtet —, dann in der Landephase an Höhe verlor, schluckte Wyatt zweimal, damit der Druck in den Ohren nachließ. Er machte so etwas wie eine innere Bestandsaufnahme und landete unwillkürlich bei seinem Zahn. Zwar hatte Wyatt keine Schmerzen mehr, aber seine Zunge war ständig mit den spitzen Ecken beschäftigt, erkundete die scharfen Kanten und suchte nach neuem Verfall. Zwanzig Minuten nach dem Start in Sydney hatte er etwas Früchtebrot gegessen. Die weichen Überreste einer Rosine hatten sich in dem Krater festgesetzt, und Wyatt war klar, dass er dem Rat Liz Reddings folgen und sich den Zahn ziehen lassen musste.
    Diese Vorstellung ließ ihn nicht mehr los und begleitete ihn die gesamte Landung, durch den Terminal und bis hinein ins Taxi. Coffs Harbour und seine in der Sonne blendend weißen Häuser erstreckten sich über eine Hügelkette entlang der Küste, die nach und nach in Gebirge überging. Auf seiner Fahrt mit dem Taxi durch die Vororte sah Wyatt viel weißen Stuck und Terrakottaziegel. Bald schon wichen diese Häuser Einkaufszentren aus ockerfarbenem Backstein, auffälligen Imbiss-Ständen, Parkplätzen und

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