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Porträt eines Süchtigen als junger Mann

Porträt eines Süchtigen als junger Mann

Titel: Porträt eines Süchtigen als junger Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Clegg
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verwirrt, aber nicht so verwirrt, wie sie meiner Meinung nach sollte, also frage ich:
Finden Sie nicht, dass das hier ein reichlich kompliziertes Theater ist wegen einer einzigen Person?
Sie sieht mich ein paar Sekunden an, entschuldigt sich und geht davon. Wenig später kommt sie mit dem Kapitän wieder, der mich höflich auffordert, meine Sachen zu nehmen und ihm aus dem Flugzeug zu folgen. Ich bin wie gelähmt. Und obwohl ich weiß, dass dies die langerwartete Festnahme ist, die ansteht, seit ich am Hotel in das Taxi gestiegen bin, bin ich erleichtert, als mir der Kapitän die Hand auf die Schulter legt und sagt:
Gehen wir
. Wie ein gescholtenes Kind greife ich unter den Augen sämtlicher Passagiere nach meiner Tasche und folge ihm aus der Maschine.
     
    Aber verhaftet werde ich nicht. Stattdessen erklärt mir der Kapitän, dass sie seit dem Anschlag auf das World Trade Center vorsichtig sein müssen und dass ich die Stewardess mit meiner Äußerung so beunruhigt hatte, dass ihnen bei dem Gedanken, mich an Bord zu haben, nicht ganz wohl ist. Seine Jacke mit dem pseudomilitärischen Klimbim – Streifen, Schulterklappen – fällt mir auf. Wie alles in der Maschine sieht seine Uniform nach Attrappe aus, schäbiger, als ich die meines Vaters in Erinnerung habe; ein fadenscheiniges, schnell zusammengeklatschtes Kostüm. Er fragt mich, ob ich getrunken habe, und ich sage ja, vor dem Fliegen würde ich immer nervös, deshalb hätte ich zur Beruhigung etwas Alkohol zu mir genommen. Wie ich diese Gedanken und Worte artikuliere, weiß ich selber nicht. Ich entschuldige mich dafür, dass ich die Stewardess beunruhigt habe, und als ich gerade wieder zur Sicherheitskontrolle gehen will, erscheint ein Mann in weißem Hemd mit einem Ordner voller Papiere. Er stellt sich als Betriebsleiter von Continental in Newark vor, entschuldigt sich umgehend bei mir für das Missverständnis und bittet den Kapitän, seine Entscheidung zu überdenken. Aus irgendeinem Grund will der Mann offenbar wirklich, dass ich mitfliege. Der Kapitän sagt höflich nein und wird sichtlich ungehalten, als der Betriebsleiter weiter in ihn dringt. Ich bin ganz still, während sich das abspielt. Schließlich gibt der Betriebsleiter auf, und der Kapitän wünscht mir alles Gute und macht sich wieder auf den Weg zum Cockpit. Ich sehe, wie er im Durchgang verschwindet, und muss plötzlich an mich halten, damit ich nicht hinter ihm her rufe. Ich habe zwar keine Ahnung, was ich ihm sagen sollte, aber sobald er weg ist, wünsche ich mir, er käme zurück.
     
    Der Betriebsleiter bittet um meine Bordkarte und entschuldigt sich immer noch. Ich sage ihm, es sei nicht schlimm, ich würde einfach nach Hause fahren und morgen fliegen. Kommt nicht in Frage, sagt er, er setzt mich heute Abend noch in einen Flieger. Er geht ein paar Schritte weg, macht außer Hörweite ein paar Anrufe auf seinem Handy, kommt zurück und sagt, er hat mich Erster Klasse für einen Air-France-Flug gebucht, der über Paris nach Berlin geht. Es ist alles geregelt, der Flug geht in einer Dreiviertelstunde von einem nahen Flugsteig. Noch ein Mensch mit Ordnern erscheint. Die beiden geleiten mich zu einem Air-France-Schalter, wo ich ein Ticket erhalte, und dann zum Gate. Ich bin noch keine zehn Minuten dort, schon kann man an Bord gehen. Das hat sich jetzt alles so schnell entwickelt, dass ich kaum noch mitkomme. Aber das starke Gefühl, dass irgendwer – nicht bloß der Betriebsleiter der Continental –, daran interessiert ist, dass ich heute Abend fliege, bleibt.
     
    Und dann sehe ich sie. Drei Penneys stehen nicht weit vom Gate. Tickets in der Hand, stecken sie die Köpfe zusammen und linsen in meine Richtung wie die Three Stooges der Spionage im hässlichen Gewand. Zuerst bin ich wütend. Dann dröhnen mir die letzten Worte des Jungpenneys durch den Kopf.
     
    Warten Sie’s ab.
     
    In der nächsten Viertelstunde gehen immer mehr Leute an Bord, bis die Wartezone am Gate nahezu leer ist. Ein paar Nachzügler kommen noch an, etliche laufen mit ihrer Bordkarte zur Ticketkontrolle, froh, dass sie den Flug nicht verpasst haben. Schließlich sind nur noch die drei Penneys und ich da. Die Kontrolleurin spricht mit ihnen. Sie bleiben am Schalter, gehen aber nicht an Bord. Eine andere Kontrolleurin kommt zu mir, fragt, ob ich ein Ticket für den Flug habe, und sagt mir, dass es der letzte Aufruf für den Flug ist. Ich erzähle ihr, dass ich zu Panikattacken neige und noch nicht weiß, ob ich

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