Porträt eines Süchtigen als junger Mann
mit Steinen und Pfeifen. Ich danke ihm, gebe ihm sein Geld und mache, dass ich wieder rauf in mein Büro komme.
Ich habe vor, die Steine am nächsten Tag zu rauchen, wenn Noah weg ist, anderthalb Tage bevor ich zur Premiere seines Films zu ihm nach Utah fliege. Das geht schon, denke ich, das ist nur ein bisschen Entspannung, nicht der Rede wert, ein harmloses Dampfablassen. Bei aller faulen Selbstbeschwichtigung weiß ich, dass das Ganze bös enden wird, wie es das immer tut, und dass ich mir hier einen geladenen Revolver an die Schläfe halte. Doch anstatt mich abzuschrecken, hilft dieser Einwand nur, mich zu überreden. Die Tüte bringt entweder einen kaputten Tag, nach dem ich normal weiterleben kann, weil nichts passiert ist, oder sie führt zu einer Apokalypse. Alles oder nichts. Und alles zu verlieren klingt nach Erlösung.
Im Büro mache ich ein paar Anrufe, sage meinen Mitarbeitern tschüs, als sie gehen, und stelle fest, dass es bis zu dem Abendessen mit Noah noch zwei Stunden sind. Zwei Stunden. Von einer Pfeife bin ich bis dahin wieder runter. Warum nicht? Ich stehe vom Schreibtisch auf und schließe die Bürotür ab. In der Schublade meiner Assistentin finde ich ein Feuerzeug. Ich setze mich wieder, nehme das Crack aus der Tasche – zwei Tütchen –, wiege es in der Hand und nehme die saubere Glaspfeife heraus, die viel leichter ist, als ich es in Erinnerung habe. Es kommt mir wie ein Traum vor, als ich ein kleines seifiges Stück Crack abschneide und es in die Pfeife stecke. Es passiert gar nicht wirklich, dass ich das Feuerzeug anknipse und die Flamme an die Pfeife halte. In den ersten Sekunden nach dem vertrauten Ausstoßen des Rauchs habe ich überhaupt nicht das Gefühl, etwas Verkehrtes zu tun, es ist ein Wiedersehen mit einem alten Freund, weiter nichts, die Wiederaufnahme des unglaublichsten Gesprächs, das ich je erlebt habe, ein Gespräch, das sieben Monate zuvor unterbrochen wurde und ohne jeden Schwund an genau dem Punkt jetzt weitergeht. Aber es ist mehr als nur ein Gespräch, es ist der beste Sex, die köstlichste Mahlzeit, das fesselndste Buch – es ist, als kehrte man zu all diesen Dingen gleichzeitig zurück, als käme man nach Hause –, und mehr als alles andere frage ich mich, als ich mich in den Drehsessel sinken lasse und zusehe, wie der Rauch durch mein Büro wabert:
Warum bloß habe ich jemals aufgehört?
Drei Stunden sitze ich an meinem Schreibtisch, rauche eine Tüte auf und renne in plötzlicher Panik dann raus zum Japonica, zu Noah, mit dem ich vor einer Stunde verabredet war. Ich stürze in das Restaurant, sehe ihn mit dem Rücken zur Wand an einem Tisch sitzen, sichtlich besorgt, und als er mich erblickt, wird er bleich und fängt an zu weinen. An das Weinen erinnere ich mich. Ich lüge und sage ihm, ich sei im Büro durch einen Anruf aufgehalten worden, hätte weder mein Handy noch das Agentur-Telefon klingeln gehört, alles sei in Ordnung, er solle doch aufhören zu weinen. Zu Hause schläft er dann auf der Couch, und bevor er am Morgen abreist, stellt er nur eine Frage: Kommst du zum Sundance? Und ich sage, aber ja, natürlich. Ich verspreche es ihm.
Und ich schaffe es auch wirklich. Aber ich bleibe nur eine Nacht, zu seiner Premiere und zur anschließenden Party mit seinen Produzenten, Freunden und Angehörigen. Ich lächle und nicke, bin verbindlich und gebe den rückenstärkenden Partner. Aber meine Gedanken sind bei der in Papiertücher eingeschlagenen kleinen Ziploc-Tüte in der Tasche meines marineblauen Blazers, der in One Fifth im Schlafzimmerschrank hängt. Ich sehe die durchsichtige Glaspfeife vor mir, die neben der Tüte steckt, und das Feuerzeug auf der Kommode. Jede Sekunde, die ich in Utah bin, denke ich daran. Vom Augenblick meiner Ankunft an will ich nur weg. Schon als ich New York verlasse, will ich nur wieder hin, zurück zu jener Unterhaltung, die gerade wieder begonnen hatte und von der mich jetzt, wo es soweit ist, nur der Tod noch abhalten kann.
Letzte Tür
Ich brauche einen neuen Pullover. Ich muss sauber sein, wenn ich mir ein neues Hotel suche. Es ist Abend, aber einige Läden haben vielleicht noch auf. Ich steige in ein Taxi und sage dem Fahrer, nach SoHo. Er summt beim Fahren, und ich bringe es nicht über mich, nachzusehen, ob sein Ausweisfoto von Papier oder Pappe verdeckt ist oder ganz fehlt wie in den anderen Fällen.
Hier okay?
, fragt er, als wir zur Ecke Houston und Wooster kommen. Ich stecke zehn Dollar in den
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