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Portugiesische Eröffnung

Portugiesische Eröffnung

Titel: Portugiesische Eröffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Siler
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achselzuckend.
    Gomes kniff die Augen zusammen. »Ich habe keine Lesben laufen«, höhnte er. Dann spähte er an mir vorbei in den Flur.
    Er entdeckte Graça und hielt inne. »Scheiße!«, murmelte er. Er wollte die Tür schließen, doch ich bohrte ihm die FEG unters Kinn.
    »Rein!« Ich schob ihn in die Wohnung und bedeutete Graça, uns zu folgen. »Tür zu«, befahl ich.
    »Blöde Schlampe!«, stieß Gomes hervor.
    »Haben Sie noch mehr Freundinnen hier?«, erkundigte ich mich und nickte zu der Frau im gelben Top hinüber, die die ganze Szene mit offenem Mund und schläfrigen Augen beobachtete.
    Gomes schüttelte den Kopf, worauf ich ihm die Pistole noch fester unters Kinn rammte. »Lüg mich nicht an«, warnte ich ihn. Jetzt schien er wirklich Angst zu bekommen, wirkte wie einer, der alles sagen würde, um seine Haut zu retten.
    »Was wollen Sie?«
    Ich wandte mich an Graça. »Fragen Sie ihn, ob er al-Rashidi kennt.«
    Graça übersetzte meine Frage.
    »Ich weiß nicht …«, war das Einzige, was ich Gomes’ portugiesischem Wortschwall entnehmen konnte.
    »Bullshit«, sagte ich, entsicherte die FEG und hatte nun den Finger am Abzug.
    »Bitte«, flehte Gomes jetzt auf Englisch und sah mich panisch an. »Ich kenne keinen al-Rashidi.«
    »Ich glaube, er sagt die Wahrheit«, meinte Graça.
    »Dann fragen Sie ihn, wem genau er Sie empfohlen hat.«
    Graça begann zu übersetzen, doch Gomes fiel ihr ins Wort, bevor sie fertig war. Er sprach so schnell, dass ich ihm nicht folgen konnte.
    »Er sagt, es sei jemand gewesen, den er durch einen Kontaktmann bei der Sicherheitspolizei kannte. Ein Ausländer, das wiederholt er ständig.«
    »Hat dieser Ausländer auch einen Namen?«
    Graça übersetzte meine Frage und wartete. »Sie sind sich nur einmal begegnet. In einem Café in der Alfama.«
    »War der Mann Araber?«
    Gomes schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er auf Englisch. »Kein Araber. Amerikaner.« Dann schaute er zu Graça und legte wieder auf Portugiesisch los.
    »Anscheinend hat er Gomes gesagt, er benötige einige Versandpapiere. Er wollte jemanden ohne große Erfahrung. Jemanden, der die Arbeit erledigen konnte, sich aber in der Branche nicht auskannte …« Graça machte ein langes Gesicht. »Einen Amateur.«
    Ich nahm langsam den Finger vom Abzug, sicherte die Waffe und nahm den Lauf von Gomes’ Hals.
    Er atmete hörbar aus. Ich roch die Angst in seinem Atem, den ranzigen Gestank alter Zigaretten und des Alkohols, den sein Körper gerade verarbeitete. Sein bleiches Gesicht war inzwischen grün angelaufen.
    »Fragen Sie ihn, wie dieser Amerikaner aussah.«
    Gomes schaute Graça an und nickte, während sie meine Worte wiederholte. Dann legte er die Hand auf seinen Kopf.
    »Etwa so groß wie er. Vielleicht ein paar Zentimeter kleiner. Aber größer …« Sie suchte nach dem richtigen Wort. »Breiter.«
    Gomes deutet auf sein Gesicht.
    »Hässlich. Wie ein Fels, das hat er mehrfach gesagt.«
    »Und seine Kleidung? Wie war er angezogen?«
    Gomes zuckte die Achseln. »Como turisto«, antwortete er.
    Graça schaute mich an, doch sie brauchte mir die Worte nicht zu übersetzen. Ich wusste genau, was Gomes meinte.
    »Wie ein Tourist«, sagte ich. Valsamis.

Neunzehn
    Richard Morrow wälzte sich aus dem Bett und schlüpfte in seine Pantoffeln. Es war drei Uhr morgens, und das Telefon im Büro klingelte. Neunmal, zehnmal, jeder Klingelton hallte beharrlich durchs Haus. Ganz schön hartnäckig.
    Seine Frau regte sich leise, und er legte ihr die Hand auf den Rücken. »Mein Gott, Dick«, murmelte sie. »Man könnte glauben, der Himmel stürzt ein.«
    Er schlurfte aus dem Zimmer und hatte den letzten Rest Schlaf abgeschüttelt, als er nach dem Hörer griff. »Morrow.«
    »Dick, hier spricht Charlie Fairweather aus Amman.«
    »Wissen Sie eigentlich, wie spät es hier ist?«
    »Ja, Sir. Aber ich dachte, Sie würden es sofort erfahren wollen. Es geht um Kanj.«
    Morrow fuhr sich mit Daumen und Zeigefinger über die Augen und setzte sich in den Sessel gegenüber vom Schreibtisch. Er war nicht nur müde, sondern völlig erschöpft, als hätten ihn die vergangenen dreißig Jahre auf einen Schlag eingeholt. Dreißig Jahre, in denen er einem Schatten nachgejagt war. Libanon, Zypern, Iran, Algerien, Afghanistan, Pakistan. Und nun, da sie Kanj erwischt hatten, wusste er nicht mehr so recht, was er denken sollte. »Redet er?«
    »Nicht direkt, Sir.« Fairweather hörte sich an wie ein kleiner Junge, der Angst hat, dass man ihn

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