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Poseidon - Der Tod ist Cool

Poseidon - Der Tod ist Cool

Titel: Poseidon - Der Tod ist Cool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Wand
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wieder, dass er überhaupt einen Körper besaß. Vorsichtig versuchte er, seine Arme und Beine zu bewegen. Schmerzend kehrte die Kontrolle zurück. Unzählige Nadeln zwängten sich durch seine Muskelfasern, beseitigten die Lähmung. Frenzel krümmte sich, und mit jedem Schub ließ sich Altbekanntes in ihm nieder.
    Sein Ich kam nach Hause.
    Ich bin nicht gelähmt!
    Er blieb einige Minuten reglos liegen. Die Qualen schienen überstanden.
    Was für ein Gefühl.
    Frenzel richtete sich auf. Dabei berührten seine Fußsohlen den Boden, so dass die Kälte der Fliesen seinen Leib kühlte. Erst jetzt wurde ihm seine Nacktheit bewusst. Er fuhr mit den Fingern prüfend über jeden Zentimeter seiner Haut. Am Kopf hielt er inne. Mehrmals betastete er seinen Schädel.
    Was zum Teufel...?
    Er konnte es nicht glauben – sämtliche Narben waren verschwunden. Als er seine Hände herunter nahm, bemerkte er das aufgeklebte Plastikdöschen an seinem Unterarm. Er löste es ab und sah den darin enthaltenen Speicherchip nachdenklich an. Der Anblick ritzte am Gefäß seiner Erinnerungen, bis es den Inhalt freigab.
    Es katapultierte Frenzel in Nowotnys Büro, zurück zu Poseidons Demonstration seiner Macht und dessen schrecklichen Bildern, zurück zu den letzten gemeinsamen Sekunden mit seinem Bruder. Jetzt wusste er, wo er sich befand.
    Ich bin in Falks Keller. In der Höhle des Löwen. Aber wie kam ich hierher? Wieso lebe ich noch?
    Frenzel drehte sich um. Ihm stockte kurz der Atem, dann erbrach er sich. Sein Magen gab nur Galle frei. Für diesen Anblick besaß er nicht genügend Kraft.
    Bei Gott...!
    Reiter, mit seinen Extremitäten an die Wand gekettet, unbekleidet, der Körper deformiert, blickte ihn aus leeren Augenhöhlen an.
    Warum Reiter...?
    Abgefallene Gliedmaßen lagen vor ihm. Verbrennungen übersäten den Brustkorb.
    Der Verwesungsgeruch zwängte sich in Frenzels Nase und erlöste ihn aus seinem Schock. Er zwang sich, ein zweites Mal hinzusehen.
    Die italienische Nationalflagge dekorierte Reiters Leichnam; sie umschmeichelte seinen Hals und die Arme wie eine Stola. Je länger er Falks Werk betrachtete, desto mehr überkam Frenzel die Gewissheit, das dieses Arrangement für ihn gedacht war.
    Der Stock wurde weiter gereicht, die Rollen vertauscht. Ich bin seine Beute. Er umkreist mich.
    Schwäche durchströmte Frenzel. Falk erlaubte ihm seine Schritte nur in eine Richtung - er spie ihm förmlich ins Gesicht. Nie zuvor in seiner Laufbahn als Polizist überkam ihn solche Hilflosigkeit. Jetzt fuhr sie ihm durch alle Knochen.
    Verlier nicht die Nerven. Beruhige dich. Atme langsam ein und aus.
    Frenzel besann sich auf seine Übungen aus dem Autogenen Training, die er als Kind bei seinen Asthmaanfällen angewandt hatte. Schnell wich seine Anspannung. Er sah sich weiter um und bemerkte die Digitalkamera. Er nahm den Chip aus dem Plastikbehälter heraus, schob ihn in das Gerät.
    Play.
    Falk trägt mich die Kellertreppe hinunter. Ich bin ohne Bewusstsein. Beide sind wir von oben bis unten voller Blut. Er geht auf die Kamera zu, lächelt.
    Schnitt.
    Er legt mich auf den Massagetisch. Jetzt entkleidet er mich und verschwindet. Kurz darauf kehrt er mit einer Wanne Wasser zurück. Er taucht einen Lappen hinein, wäscht mir das Blut und den Schmutz weg.
    Frenzel fröstelte. Er sah Falks Hände, die über seinen hilflosen Körper tanzten.
    Die Hände eines Mörders, eines Wahnsinnigen, waschen mich wie ein Baby.
    Er umklammerte das Plastikdöschen.
    Er holte mich aus dem Autowrack.
    Es brannte in seiner Faust.
    Er beobachtete mich die ganze Zeit.
    Frenzel drückte fester zu.
    Beobachtet mich noch immer?
    Es zerbrach.
    Die Splitter bohrten sich in sein Fleisch. Frenzel spürte keinen Schmerz. Wie hypnotisiert starrte er auf den Schirm der Kamera, hin und her gerissen zwischen Ekel und Neugier.
    Er injiziert mir eine Flüssigkeit.
    Automatisch berührte er seine Kopfhaut.
    Er verabreichte mir schon vorher etwas. Vielleicht im Auto, gleich nach dem Unfall. Deshalb die verschwundenen Narben. Unfassbar.
    Frenzel fuhr mit seinen Fingerkuppen über die Adern seiner Unterarme.
    Aber... was für ein Zeug spritzt er mir da?
    Er schluckte.
    Falk implantierte mir seinen Zünder.
    Unruhig drehte er sich im Kreis, suchte die Winkel des Kellers nach weiteren Aufnahmegeräten ab.
    Ich diene ihm als Sprengsatz.
    Nichts.
    Die Bombe tickt.
    Frenzel trat unschlüssig von einem Bein auf das andere.
    Wie viel Zeit bleibt mir noch?
    Er kämpfte mit sich selbst. Sein

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