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Poseidon - Der Tod ist Cool

Poseidon - Der Tod ist Cool

Titel: Poseidon - Der Tod ist Cool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Wand
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dastand und auf Anweisungen wartete. Er blieb mitten im Büro stehen, sah sich stirnrunzelnd um.
     
    „Was war denn hier los?“
     
    „Ein kleiner Betriebsunfall, nicht der Rede wert, Doc.“ Hallers Tonfall klang betont lässig.
    Heinzelmann schüttelte den Kopf. Er kannte die internen Regeln zur Genüge. Von wegen Polizistenehre.
    Altes Machogehabe.
    Er lachte darüber, behielt seine Meinung aber für sich. Heinzelmann ging auf Haller zu und betrachtete die Wunde eingehend.
    „Eigentlich brauchen Sie mich nicht mehr – hier wurde bereits erstklassige Arbeit geleistet.“ Dabei deutete er lächelnd auf die Büroklammern.
    „Bei allem Respekt, Doc, Ihre Witze können Sie sich sparen. Sehen Sie lieber zu, dass Sie fertig werden. Sie halten den ganzen Verkehr auf.“
    Heinzelmann kannte Hallers arrogante Art, doch sie störte ihn nicht. Er war Mediziner, kein Pädagoge.
    „Das muss genäht werden. Da bleibt eine Narbe zurück.“ Ein kaum sichtbares Lächeln kräuselte seine Lippen. Er besaß schon immer eine Schwäche für Narben – von Kindesbeinen an. Jede Einzelne erzählte ihm seine eigene Geschichte.
    „Ja, ja...“ Haller machte eine wegwerfende Handbewegung.
    Heinzelmann öffnete seinen
Werkzeugkasten –
wie er den Arztkoffer gerne nannte – und bereitete alles vor. Mit Einmalhandschuhen bestückt zog er eine Spritze auf.
    „Die ist gegen Tetanus.“
    „Ja, aber nun machen Sie schon.“
    Mann, hat der heute eine Laune. So habe ich ihn noch nie erlebt.
    Während er ihm erklärte, worauf er zur optimalen Heilung achten sollte, nähte er die Wunde zu.
     
    Haller zuckte mit keiner Wimper.

48. Kapitel
     
    Italien. Arco.
Lago di Gardo.
Endlich am Ziel. Die Zeit läuft langsam ab. Die letzten Sandkörner bahnen sich ihren Weg durch die Schicksalsuhr.
    Dieser wunderbare Blick auf das Castello di Arco, majestätisch steht es auf seinem hohen Kalkfelsen und späht in die weite Ebene hinaus. Oder die Burg Castello di Tenno, die man über die Guidicarie-Esteriori-Straße erreicht. Der Varone-Wasserfall - nur einen Katzensprung entfernt.
    Was wurden hier für Schlachten geschlagen.
    Gattamelata gegen Piccinino.
    Piccininos spektakuläre Flucht. In einem Sack transportierten sie ihn damals aus der Burg.
    Nun schließt sich der Kreis.
    Es wird hier wieder eine Schlacht geben.
    Die endgültig Letzte.
    Diesmal werden sie alle in Säcken herausgebracht.
    In Leichensäcken.
    Bei diesen Gedanken breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. Eine warme Brise umspielte ihn, seine Haare kräuselten sich im Wind. Die Vögel pfiffen ihre Lieder, Schmetterlinge flatterten in der Luft. Genüsslich schleckte er von seinem Pistazieneis und genoss den Ausblick über die Ebene des Nieder-Sarca bis zum Gardasee hinab.
    Einfach köstlich, dieses italienische Eis.

49. Kapitel
     
    Im ganzen Polizeipräsidium herrschte ein Aufruhr wie in einem Hühnerstall. Der Kampf zwischen Frenzel und Haller hatte sich überall herumgesprochen. Nur in einem Raum war Stille - die Luft darin schien schockgefrostet. Dort saß Haller - wegen seiner gebrochenen Rippen - leicht schräg auf seinem Ledersessel und starrte abwechselnd seine beiden Mitarbeiter an:
    Jochen Kleisters, Mitte dreißig, schmaler, ausgezehrter Kopf mit blond gefärbtem Bürstenschnitt. Einsfünfundachtzig, die den Eindruck eines Schwindsüchtigen hinterließen, der schlecht sitzende Anzüge trug.
    Karl-Heinz Engel, Anfang vierzig, mit vernarbtem Bullenschädel, langem graumeliertem Haar. Durchtrainierte einhundertzwölf Kilo verteilten sich auf einsachtundneunzig, gehüllt in Shirt, Stiefel und Mantel - wie immer in Schwarz.
    Hallers Lieblinge.
    Keiner aus seiner Truppe konnte es mit ihrer Rücksichtslosigkeit und Brutalität aufnehmen. Haller bemerkte das leichte Flackern in ihren Augen, das sporadisch auftretende Zittern ihrer Lider.
    Er lächelte.
    Er genoss es, dass seine pure Anwesenheit Nervosität produzierte - gepaart mit blinder Loyalität hochexplosiv. Die richtige Mischung, Grenzen zu verschieben, dem Lauf der Legalität eine neue Richtung zu geben, mit stärkerer Strömung. Gegen das Verbrechen, auch wenn man dabei selbst zum Verbrecher wurde.
    Haller nahm sich eine seiner
Habanos
aus dem Humidor, kappte ein Ende ab und drehte das andere über der Flamme seines Zündholzes, bis es gleichmäßig glühte. Dann paffte er die Zigarre leicht an. Er genoss den würzigen, markanten Geruch des Rauchs, der sich im Raum verbreitete.
     
    Die Minuten verstrichen.

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