Poseidon - Der Tod ist Cool
Deutsch, machte aber keinerlei Anstalten, Frenzels Aussage Glauben zu schenken.
„Sie wollen mir also allen Ernstes weiß machen, in einer polizeilichen Ermittlung hier in Italien tätig zu sein?“
„Genau.“ Frenzel nickte. Dabei betrachtete er das goldene Namensschild auf dem Schreibtisch.
Maresciallo Capo Signore Galati .
„Und wieso können Sie sich dann nicht ausweisen?“ Galatis Tonfall nahm an Schärfe zu. Vom unterschwelligen Spott der vergangenen Minuten war nichts mehr zu hören. Er sprang ruckartig von seinem Stuhl auf, beugte sich über seine Akten und näherte sich bis auf wenige Zentimeter Frenzels Gesicht. Der Gestank von kaltem Zigarettenrauch hing in Galatis Uniform. Er vermischte sich mit dem verbrauchten Atem nach Teer und Kaffee. Frenzel antwortete nicht, sondern blickte Galati an. Er war sich seiner provozierenden Geste bewusst, hatte er sie doch schon viele Male selbst bei seinen Verhören erlebt.
„Wären Sie so freundlich, mir einen Kaffee zu besorgen?“ Frenzel reizte ohne einen Trumpf in der Hand einfach weiter. Schließlich befand er sich nicht mit offiziellem Auftrag in Italien. Als suspendierter Beamter besaß er keinerlei Befugnisse, in diesem Fall weiter zu ermitteln.
Galati verharrte einen Moment mit versteinertem Antlitz vor Frenzel. Dann schüttelte er den Kopf. Er ließ sich in seinen Stuhl zurückfallen und fingerte eine Schachtel
Rot
Händle
aus der Brusttasche seines Hemdes. Er kramte eine Zigarette heraus, zündete sie an und blies den Rauch in die Luft.
„Sie sollen Ihren Kaffee haben.“ Galati schickte einen seiner Männer nach draußen.
Frenzel registrierte die taktische Änderung des Gesprächs.
Der Beamte brachte das Getränk herein, stellte es vor Frenzel auf den Tisch. Frenzel nahm den Löffel und rührte nachdenklich um.
„Hören Sie zu. Ich bin Polizeibeamter, genau wie Sie.“ Frenzel leerte die Tasse in einem Zug, obwohl er sich dabei fast die Mundhöhle verbrannte. Galati reagierte nicht darauf, sondern inhalierte Zug um Zug.
Zeit, die Hosen herunter zu lassen.
„Ich ermittelte in Deutschland an einem Fall, der mir vor kurzem aufgrund interner Differenzen entzogen wurde. Die Spur führt hier her. Deshalb befinde ich mich in Ihrem Land. Was dann passierte, wissen Sie bereits.“
So, jetzt ist es raus.
„Aha, aufgrund
interner Differenzen.
Was waren das denn für Differenzen?“ Bei dieser Frage neigte Galati seinen Kopf zur Seite. Er wirkte belustigt auf Frenzel.
„Darüber möchte ich nicht sprechen.“
Galati lächelte - das Lächeln des Henkers, bevor er das Fallbeil schwingt. Zum Vorschein kamen tadellose Zähne, die nur durch ein Stück Tabak, das am linken Schneidezahn klebte, verunstaltet wurden. Frenzel starrte wie hypnotisiert darauf und fuhr sich instinktiv mit seiner Zunge über die Eigenen. Dabei stellte er sich die Frage, wie es einem Raucher möglich war, eine Kauleiste dieser Qualität zu besitzen.
Wahrscheinlich bleicht er sie.
Galati schwieg. Frenzel spürte dessen Blick auf jeder Pore seiner Haut. Er bemerkte, wie eine Ader an Galatis Schläfe hervortrat.
Sie pulsierte.
Frenzel glaubte förmlich, das Rauschen des Blutes darin zu hören – es zerschnitt die Stille, die sich mit der abgestandenen Luft des Büros paarte.
Galati streckte sich zum Telefon auf seinem Schreibtisch. Er nahm den Hörer von der Gabel und hielt ihn Frenzel hin.
„Vielleicht möchten Sie ja Jemanden anrufen?“
„Hatten Sie an Jemanden speziell gedacht?“ Frenzel stellte sich doof. Er wusste sofort, worauf die Angelegenheit hinauslief.
„Ihren Vorgesetzten zum Beispiel. Oder Jemanden, der Ihre Behauptungen bestätigen kann!“
Die Ader pochte heftiger. Frenzel nahm es wohlwollend zur Kenntnis. Er griff sich den Telefonapparat und tippte Hallers Nummer ein. Den Hörer ignorierte er.
„Mein Chef heißt Haller. Helmut Haller. Fragen Sie ihn, was Sie wissen möchten.“
Galati vermittelte Frenzel einen Augenblick den Eindruck, die Beherrschung zu verlieren, schließlich entspannten sich seine Gesichtszüge wieder. Er führte den Hörer ans Ohr.
„ Guten Tag, hier spricht Maresciallo Capo Signore Galati. Carabinieri. Comando Compagnia Peschiera del Garda, Italia. Einen Moment bitte.“
Mit einem Nicken bedeutete Galati seinen Beamten, Frenzel aus dem Büro zu entfernen. Sie nahmen ihn in ihre Mitte und führten ihn in einen Nebenraum hinaus.
„Entschuldigen Sie vielmals. Jetzt bin ich wieder ganz bei Ihnen,
Signore
Haller. Ich
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