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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Maler, oder? Da mußt du doch ein scharfes Auge haben! Denk gefälligst nach: Trug er den Weinstock?«
    »Ja.«
    »Dann war’s ein Centurio. Vermutlich ein enger Freund von Festus. Hat er dir das gesagt?« Manlius nickte. »Gut. So, und jetzt hol tief Luft, und dann sag mir, was er von dir wollte.« Unter der struppigen, langen Mähne des Malers flackerte auch nicht der Anflug eines klaren Gedankens. »Hat er dich«, half ich ihm auf die Sprünge, »zum Beispiel nach der Hypericon gefragt – oder ist er gleich auf den Phidias zu sprechen gekommen?«
    Endlich lächelte Manlius. Es war ein sanftes Lächeln, ohne jeden Falsch. Ich hatte nicht ein Jota Vertrauen in dieses weiche Grinsen – aber was er sagte, klang durchaus glaubwürdig. »Ich weiß nicht, wovon du redest, Falco. Der Soldat hat sich nach jemandem erkundigt. Das hab ich behalten«, setzte er ruhig hinzu, »weil es der gleiche Mann war, wegen dem sich auch Festus an jenem Abend in der Jungfrau so aufgeregt hat.«
    »Und wer ist das?«
    »Orontes Mediolanus.«
    »Der Bildhauer«, ergänzte Varga.
    Ich bemühte mich, so gelassen wie möglich zu erscheinen. »Wo kann ich diesen Orontes finden?«
    »Das ist es ja gerade!« rief Manlius fröhlich triumphierend und ohne jede Rachsucht. »Orontes ist aus Rom verschwunden, vor Jahren schon.«
    Was jetzt kam, hatte ich bereits erraten. »Er hat sich aus dem Staub gemacht, als Festus hinter ihm her war?«
    »Ja, genau! Darum hat Festus ja dann nach uns gesucht. Er wollte von uns wissen, wo zum Hades Orontes steckt.«
    Ich ging einen Schritt zurück. »Woher kanntet ihr Festus eigentlich?«
    »Er hatte was übrig für Modelle«, sagte Varga, und es klang sehr überzeugend. Alle drei blickten wir hinauf zu seiner Amazone und stellten uns vor, wie Festus das erste Mal auf Rubinia aufmerksam geworden sein mochte.
    »Wieso glaubte er, daß ihr Orontes finden könntet?«
    »Weil Orontes früher bei uns gewohnt hat«, erklärte Varga. »Du hast übrigens bis eben auf seinem Bett gelegen.«
    Ich starrte auf die harte, klumpige Matratze mit der dünnen Decke drauf. Unter dem Bett waren ungespülte Speiseschalen aufgetürmt, und diese beiden schlampigen Trottel von Malern stapelten an einem Ende ihre mit Kupferoxid und Emaille verkrusteten Farbeimer. Vielleicht war das Bett ja erst so runtergekommen, seit der Bildhauer getürmt war, doch wenn nicht, dann konnte ich verstehen, warum er sich verzogen hatte: Vielleicht war er einfach bloß pingelig.
    »Und was ist aus diesem Orontes geworden?«
    »Hat sich in Luft aufgelöst. Eines Morgens lag er noch hier und schnarchte, als wir zur Arbeit gingen, doch als wir wiederkamen, war er weg. Hat sich auch nie mehr blicken lassen.«
    »Zigeunerblut! Hört sich an wie mein Vater … Habt ihr euch Sorgen um ihn gemacht?«
    »Nein, wieso? Er ist doch erwachsen.«
    »Hat er seine Sachen mitgenommen?«
    Die letzte Frage hatte ich ganz beiläufig gestellt. Die beiden Maler tauschten einen verstohlenen Blick, ehe der eine ja sagte und der andere nein. »Wir haben sie verkauft«, gab Varga schließlich zu. Diesmal glaubte ich ihm. Ihre schuldbewußten Mienen sprachen dafür, daß sie die Wahrheit sagten. Schließlich hatten sie unrechtmäßig Sachen verhökert, die ihnen gar nicht gehörten. Trotzdem spürte ich, daß da was in der Luft lag, und das machte mich stutzig. War es möglich, daß sie mich wieder angelogen hatten?
    Ich ging die Geschichte noch einmal von vorn durch und ließ mir die wesentlichen Fakten bestätigen. Neues erfuhr ich dabei kaum; höchstens, daß der Centurio Laurentius genauso unzufrieden wieder hatte abziehen müssen wie ich jetzt. Manlius hatte keine Ahnung, wo dieser Soldat in Rom abgestiegen war. Und was Festus von dem ominösen Bildhauer gewollt hatte, wußten sie beide nicht.
    Wenn doch, verrieten sie es mir jedenfalls nicht.
     
    Ich schenkte ihnen den Rest aus der Amphore ein und verabschiedete mich förmlich.
    »Lebt wohl, Jungs! Und denkt mal drüber nach, wie die Schönen Künste unsere Zivilisation vor der Sterilität retten könnten.« An der Tür warf ich noch einen letzten Blick auf das erbärmliche Loch, in dem die beiden hausten. »Nun gebt’s schon zu! Das hier ist alles bloß Fassade, stimmt’s? In Wirklichkeit seid ihr zwei hart arbeitende Bürger, die das Imperium lieben und friedlich wie die Lämmer ihr Dasein fristen. Ich wette, ihr betet jeden Morgen zur Göttin des häuslichen Herdes und schreibt zweimal die Woche an eure Mutter

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