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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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hätte mich trotzdem vergewissern sollen, bevor ich ihn dort unten seinem Schicksal überließ.
    »In der Campania ist nichts los!« nörgelte Manlius. »Wir sind dagewesen, und ich sag dir, es war schrecklich. Wir sind runter wegen der Sonne und der Weiber und der köstlichen Trauben – nicht zu vergessen die sagenhaft reichen Kunden. Aber das sind lauter Snobs, Marcus. Da unten will dich kein Mensch, solange du nicht Grieche oder Einheimischer bist. War ’ne glatte Bauchlandung, und darum sind wir wieder zurückgekommen.«
    »Habt ihr im Moment Arbeit?«
    »Klar doch! Einen Spitzenauftrag sogar. Varga malt den Raub der Sabinerinnen für so eine Aristokratensippe, die sich an der Unzucht ergötzen will, während sie sich mit Pfau in Aspik vollstopft. Malt ’ne prima Notzucht, mein Freund Varga …«
    »Das glaub ich gern!«
    »Ja, und ich gestalte den Leuten zwei Räume rechts und links vom Atrium. Einen in Weiß, den anderen in Schwarz. Ausgewogenheit, verstehste? Darauf steh ich.«
    »Verdoppelt wohl das Honorar, wie?« Ich grinste.
    »Kunst geht nicht nach Brot.«
    »Diese generöse Haltung erklärt, wieso ihr euch dazu hergeben mußtet, in der Jungfrau obszöne Bilder an die Wand zu pinseln – damit habt ihr vermutlich die Rechnung bezahlt?«
    Varga zuckte zusammen. »Ach, sprich ja nicht von diesem Mist!«
    »Da hast du dich wirklich in die Niederungen des gemeinen Volkes begeben«, sagte ich mit einem Blick auf das Kunstwerk, das er sich an die eigene Wand gemalt hatte.
    »Recht hast du, Marcus. Der Durst ist schon was Furchtbares!«
    Ich war dieses Spiel allmählich leid. Meine Füße hatten sich soweit erwärmt, daß sie jetzt schmerzhaft kribbelten, und meine übrigen Körperteile waren steif, müde und gelangweilt. Ich war des Trinkens überdrüssig, mochte nicht länger diesen widerlichen Gestank einatmen und auch kein betrunkenes Geschwätz mehr anhören müssen.
    »Nennt mich nicht Marcus«, sagte ich brüsk. »Ihr kennt mich doch gar nicht.«
    Sie blinzelten mich verschwommen an. Der realen Welt waren sie schon reichlich weit entrückt. Mit einer Frage nach dem Namen oder ihrem Geburtstag hätte ich sie völlig aus dem Konzept gebracht.
    »Was hast du denn auf einmal, Marcus?«
    »Fangen wir noch mal von vorn an, ja? Ich heiße Marcus Didius Falco«, nahm ich meine Vorstellung von vor einer Stunde wieder auf. Dank der Wirkung meiner Amphore war ihr Feuer erloschen, und sie ließen mich diesmal ausreden. »Ihr habt einen gewissen Marcus Didius Festus gekannt. Ein anderer Name; ein anderes Gesicht; und, das dürft ihr mir glauben, auch eine andere Persönlichkeit.«
    Manlius, vielleicht derjenige, der dem Gespann aus der Patsche half, wenn’s brenzlig wurde, wedelte mit der Hand durch die Luft, schaffte es endlich, sie aufs Bett zu stützen, und richtete sich dann halb auf. Er versuchte, etwas zu sagen, gab aber schnell wieder auf und legte sich abermals flach.
    »Festus?« lallte Varga und schlug die Augen zur Decke. Übers Kopfende seines Bettes hatte er, gerade an der rechten Stelle für einen letzten Blick kurz vor der Bewußtlosigkeit, eine exquisite kleine badende Aphrodite gemalt, für die aber nicht Rubinia Modell gestanden hatte, sondern eine exquisite kleine Blondine. Wenn das Porträt lebensecht war, hätte er besser daran getan, die Blonde in sein Bett zu locken, aber eine wie sie erwartet leider regelmäßige Mahlzeiten und einen stattlichen Vorrat an Glasperlenketten. Andernfalls lohnt sich ja die Ausgabe für das Haarfärbemittel nicht.
    »Festus«, wiederholte ich, bemüht, endlich einen Schritt weiterzukommen.
    »Festus …« Varga rollte sich auf die Seite, damit er mich anblinzeln konnte. Irgendwo in diesen verquollenen Augen schien Erkenntnis aufzudämmern. »Was willst du von uns, Falco?«
    »Ich will, daß du mir sagst, Varga, warum Marcus Didius Festus dich und deinen Freund an einem bestimmten Abend vor fünf Jahren in der Jungfrau treffen wollte.«
    »Du bist ja verrückt!« warf Manlius ein, der offenbar die spärlichen Reste seines Hirns zusammengekratzt hatte. »Varga kann sich nicht mal erinnern, wen er vor fünf Tagen in der Jungfrau getroffen hat!«
    »Hört zu, ich muß meinen Hals vor dem Scharfrichter retten«, gestand ich unumwunden. »Ein Soldat namens Censorinus ist ermordet worden, wahrscheinlich, weil er genau solche Fragen gestellt hat wie ich. Und falls ich den Fall nicht aufkläre und seinen Mörder finde, wird man mich an seiner Statt hängen. Habt ihr das

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