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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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gekommen, und gemeinsam hätten wir den Kerl Mores gelehrt. Statt dessen aber hatte Festus ganz sinnlose Kreise gedreht und einen seiner abenteuerlichen Pläne zu organisieren versucht. Das konnte doch nur bedeuten, daß er dem wütenden Cassius Carus recht gab und ihn entschädigen wollte.
     
    Orontes, der unser Schweigen falsch deutete, setzte jetzt alles auf eine Karte. »Carus muß Festus ganz furchtbar unter Druck gesetzt haben, und ganz Rom weiß, was für ein gefährlicher Mann Carus ist.«
    »Jedenfalls zu gefährlich für einen Tölpel wie dich!« beschied Papa ihm schonungslos.
    »Ach, nun hack doch nicht immer auf mir rum …« Der Mann hatte wirklich kein Gefühl für Prioritäten. »Was geschehen ist, tut mir wirklich von Herzen leid, aber ich wußte mir einfach nicht anders zu helfen. Carus hat so lange auf mich eingeredet, bis ich dachte, das Ganze sei tatsächlich meine Schuld und ich hätte die Statue nicht aus den Augen lassen dürfen. Na ja, und dann hat er gesagt, es wäre für alle Beteiligten das beste, wenn wir so tun, als wäre es nie zu dem Tausch gekommen.«
    »Ich faß es nicht«, raunte Papa mir verzweifelt zu. »Hast du je soviel Dummheit gesehen?«
    »Können wir ihm wenigstens die fünftausend wieder abnehmen?«
    »Die hab ich längst ausgegeben«, flüsterte Orontes. Mittlerweile war ich auf so was gefaßt. Aus diesem Atelier würde nie und nimmer etwas Gutes oder Brauchbares kommen. »Ich hab’s ausgegeben bis auf den letzten As. Das geht mir jedesmal so: Mir scheint das Geld durch die Finger zu rinnen … Hört, ich weiß ja, daß ihr jedes Recht habt, mir Vorwürfe zu machen. Aber eins müßt ihr mir glauben: Ich hätte nie gedacht, daß es so ausgeht …«
    Eine böse Ahnung beschlich mich, und auch mein Vater war auf einmal auffallend still. Ein aufgeweckter Mensch hätte jetzt ganz schnell den Mund gehalten, aber Orontes fehlte jedes Gespür für Stimmungen, und so plapperte er weiter: »Ich bin dann weg aus Rom und hab mich versteckt, solange Festus auf Urlaub war. Als Manlius sagte, daß er an die Front zurück sei, hoffte ich, er hätte sich mit Carus und Servia irgendwie einigen können. Ich habe versucht, nicht mehr daran zu denken. Was glaubt ihr, wie mir zumute war, als ich von seinem Ende erfuhr und kapierte, daß alles meine Schuld war?« Die Frage klang beinahe entrüstet. »Ich wußte natürlich, daß Carus und Servia sich nicht gern reinlegen lassen und auch vor drakonischen Maßnahmen nicht zurückschrecken. Aber ich hätte doch nie gedacht, daß Carus Festus so erbarmungslos in die Enge treibt, daß er nur noch diesen einen Ausweg sieht.«
    »Welchen Ausweg?« fragte ich leise.
    Orontes begriff schlagartig, daß er sich tiefer in den Schlamassel reingeritten hatte als nötig. Allein, es war bereits zu spät, und die Antwort kam ihm fast gegen seinen Willen über die Lippen: »Nun ja, ich denke, euer Bruder war am Schluß so unter Druck, daß er beschloß, auf dem Schlachtfeld zu sterben.«

LIV
    Als ich in die Pension zurückkam, in der wir gerade wohnten, lag Helena schon im Bett. Und dort blieb sie auch, gelegentlich grummelnd, während der nächsten halben Stunde, in der ich mich damit plagte, das Schloß zu knacken: um ihre Sicherheit zu gewährleisten, war meinem Vater nichts Besseres eingefallen, als sie einzuschließen, und leider war er im Atelier geblieben, um Orontes im Auge zu behalten. Ich war allein die zwei Meilen nach Capua zurückmarschiert – frierend, mit Blasen an den Füßen und Elend im Herzen –, nur um jetzt festzustellen, daß mein unmöglicher Erzeuger unseren Zimmerschlüssel immer noch irgendwo in seiner Tunika hatte.
    Mein Versuch einzubrechen scheiterte kläglich. Am Ende ließ ich alle Vorsicht fahren und rannte mit der Schulter gegen die Tür. Das Schloß hielt stand, aber die Angeln nicht. Es gab einen ohrenbetäubenden Krach: das ganze Haus muß mitbekommen haben, daß bei der römischen Dame von Stand eingebrochen wurde, trotzdem kam niemand nachsehen. Nette Stadt, dieses Capua. Ich konnte es kaum erwarten, ihr den Rücken zu kehren.
    Ich zwängte mich durch den Türspalt ins Zimmer. Weil ich keine Zunderbüchse fand, mußte ich mich wieder rausschlängeln und aus dem Flur eine Lampe holen. Dabei holte ich mir etliche blaue Flecke, und so fluchte ich wüst, als ich das zweite Mal ins Zimmer rumpelte.
    Helena hatte ihre Schale Bohnen leer gegessen und außerdem sämtliche Beilagen verputzt. Ich schlang gierig meine (inzwischen

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