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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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in einer dreckigen Kaschemme … Damals hätte ich mir nicht träumen lassen, daß du heute noch bei mir sein würdest.«
    »Ach, Marcus, du warst so böse auf mich!«
    »Ich mußte erst böse werden, ehe ich mich getraut hab, dich anzufassen.«
    Sie lachte. Sie zum Lachen zu bringen ist mir immer gelungen. »Du hast mich so lange zum Lachen gebracht, bis ich dich angehimmelt habe!« bemerkte sie, als hätte sie meine Gedanken erraten.
    »Aber nicht an dem Abend! Da hast du dich in deinem Zimmer eingeschlossen und wolltest nicht mit mir reden.«
    »Weil ich so schreckliche Angst hatte.«
    »Vor mir?« fragte ich erstaunt.
    »Aber nein! Ich wußte doch, daß du dich, wenn du erst mal aufhören würdest, den eisenharten Halbgott zu spielen, als echter Schatz entpuppen würdest … Nein, ich hatte vor mir selbst Angst«, gestand Helena. »Davor, wie sehr ich mich nach deinen Armen sehnte, wie sehr ich mir gewünscht habe, du möchtest mich weiter küssen, und wie sehr ich mich nach dir sehnte …«
    Dafür hätte ich sie auf der Stelle wieder küssen können. Ihre dunklen Augen waren sanft und einladend, sie forderte mich heraus. Aber es machte noch mehr Spaß, mich zurückzulehnen, sie anzusehen und bloß daran zu denken, während sie mich so anlächelte.
    Kein Jahr meines Lebens würde je wieder so viele Veränderungen bringen. Und keine Laune des Schicksals würde mir je wieder etwas so Kostbares bescheren.
    Ich löschte das Licht, damit wir unser schäbiges Quartier vergessen konnten, und dann vergaß ich alle Schulden und Katastrophen, die mich bedrückten. Ein Mann braucht schließlich hin und wieder auch ein bißchen Trost im Leben. »Ich liebe dich. Das hätte ich dir gleich damals sagen sollen, vor einem Jahr – und jetzt zeig ich dir, was ich seinerzeit hätte tun sollen …«
    Sodann ließ ich meinen einunddreißigsten Geburtstag mit einer Feier nach prächtigster Römerart beginnen.
LV
    Unser Kutschpferd lahmte noch immer, deshalb mieteten wir ein paar Sänften, ließen uns zur Küste bringen und nahmen von Puteoli aus das Schiff. Obwohl mir die Überfahrt endlos vorkam, will ich sie hier überspringen. Nur soviel: Ich lag die meiste Zeit unter einem ledernen Segel an Deck und hob den Kopf nur dann, wenn ich mich übergeben mußte.
    Das geschah allerdings oft genug.
    Ich glaube, die anderen fanden das Wetter schön, die Seeluft belebend und hielten die diversen Mitreisenden für eine interessante Mischung unterschiedlicher Typen. Helena und mein Vater lernten sich besser kennen und waren im übrigen so taktvoll, den betrügerischen Bildhauer und sein schlampiges Verhältnis von mir fernzuhalten.
    Ich wußte zwar, daß er von meinen Steuergeldern erbaut wurde, trotzdem ist mir selten ein Anblick so willkommen gewesen wie der des Leuchtturms von Portus in Ostia – abgesehen von der kolossalen Neptunstatue. Als wir unter Neptuns Knie durchfuhren, wußte ich, daß wir das Hafenbecken erreicht hatten und gleich anlegen würden. Bevor wir von Bord konnten, mußten wir uns freilich noch eine ganze Zeit gedulden, weil das übliche nautische Reglement natürlich Vorrang hatte vor dem dringenden Bedürfnis der Passagiere nach festem Boden unter den Füßen. Immerhin gelang es mir, eine Nachricht ins Zollamt zu schicken; deshalb war der erste, den wir beim Betreten des Kais erblickten, mein Schwager Gaius Baebius.
    »Das hättest du uns aber ersparen können!« raunte mein Vater mir zu.
    »Ich hoffe, daß wir auf Staatskosten nach Hause kommen, wenn wir uns an ihn halten …«
    »Bist ’n kluger Junge! Gaius Baebius! Nein, was für eine Freude. Du ahnst ja nicht, wie sehr wir uns gewünscht haben, dich hier zu treffen …«
     
    Mein Schwager platzte offenbar vor Neuigkeiten, wollte aber erst mal nicht mit der Sprache heraus. Fremden gegenüber war er sehr zurückhaltend – und das galt für Helena um so mehr, weil er als Zollinspektor im Umgang mit Frauen geradezu spießig traditionell war. Außerdem hatte Gaius Baebius in der siebzehnjährigen Ehe mit meiner Schwester Junia sowieso gelernt, den Mund zu halten. Junia nämlich hatte zu Männern die unter willensstarken Frauen übliche Einstellung, die da heißt: Mach den Kerlen klar, daß sie Idioten sind und zu kuschen haben.
    Helena war ganz geknickt, als wir sie dazu verdonnerten, aufs Gepäck aufzupassen, (dazu sind nach Papas und meiner Vorstellung die Frauen da). Aber nur so konnten wir Gaius in eine Taverne entführen und ihn in die Zange nehmen. Kaum

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