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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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mit müder Stimme an den alten Lehrer. Er streichelte den Kater, klang aber ganz so, als suche er immer noch Händel. Apollonius wurde blaß.
    »Ich weiß ein bißchen was über ihn. Ich bin ja häufig in der Caupona …« Hier machte Apollonius eine taktvolle kleine Pause. »Er hieß Epimandos und war seit fünf, sechs Jahren Kellner im Flora. Dein Bruder«, fuhr er an mich gewandt fort, »hat ihm die Stelle verschafft.«
    Ich zuckte die Schultern. »Das hab ich nicht gewußt.«
    »Kein Wunder, die Geschichte war nämlich mit ein paar Heimlichkeiten verbunden.«
    »Was für Heimlichkeiten?« fragte Petronius. Mein alter Lehrer druckste verlegen herum. »Apollonius, Sie können frei reden. War er ein entlaufener Sklave?«
    »Ich glaube, ja.«
    »Und woher stammte er?«
    »Aus Ägypten, denke ich.«
    »Ägypten?«
    Apollonius seufzte. »Das hat man mir im Vertrauen erzählt, aber ich finde, jetzt, wo er tot ist …«
    »Nun aber raus mit der Sprache!« befahl Petro unverblümt. »Ich ermittle in einem Mordfall, da dürfen Sie mir nichts verschweigen.«
    »Was denn, ich dachte, der Kellner hat Selbstmord begangen?«
    »Ich rede nicht von dem Kellner.«
    Mit seinem hitzigen Gebaren kriegte Petro kein Wort mehr aus dem armen Alten heraus. Helena ging sanft dazwischen. »Bitte, erzählen Sie uns doch, wie es kam, daß ein Sklave aus Ägypten als Bedienung hier in der Caupona endete.«
    Ausnahmsweise gelang es meinem Umstandskrämer von Lehrer einmal, präzise zu antworten. »Er hatte einen bösen Herrn, der wegen seiner Grausamkeit berüchtigt war. Als Epimandos es schließlich nicht mehr aushielt und wegrannte, hat Festus ihn aufgegabelt. Er half ihm, nach Italien zu kommen, und sorgte dafür, daß der arme Mensch eine Arbeit fand. Darum hat Epimandos auch deine Familie so geschätzt, dich eingeschlossen, Marcus.«
    »Und wissen Sie auch«, fragte ich, »warum Epimandos sich heute umgebracht hat?«
    »Ich glaube, ja«, antwortete Apollonius zögernd. »Sein grausamer Herr war der Sanitätsoffizier in der Legion deines Bruders.«
    »Demnach ist dies alles geschehen, als Festus und die Fünfzehnte in Alexandria stationiert waren?«
    »Ja. Epimandos arbeitete im Lazarett, daher kannten ihn alle. Seit seiner Flucht nach Rom hatte er ständig Angst, eines Tages könnte jemand ins Flora reinspazieren, ihn erkennen und in dieses qualvolle Leben zurückschicken. Ich weiß, daß er vor kurzem befürchtete, er sei jemandem aufgefallen – das hat er mir eines Abends selbst erzählt. Er war schrecklich verzweifelt und vollkommen betrunken.«
    »Und wer hatte ihn entdeckt? Censorinus?«
    »Das hat er nicht gesagt«, antwortete Apollonius vorsichtig.
    Petronius hatte auf seine fatalistische Art zugehört. Jetzt konnte er sich nicht länger zurückhalten. »Warum haben Sie davon nie ein Wort gesagt?«
    »Mich hat keiner gefragt.«
    Na ja, er war eben bloß ein Bettler.
    Petro funkelte ihn an und sagte dann leise zu mir: »Censorinus war nicht der einzige, der den Kellner bemerkt hat. Wahrscheinlich hat Epimandos sich umgebracht, weil er ahnte, daß auch Laurentius ihn erkannt hat – heute, als wir beide den Centurio ins Flora eingeladen haben.«
    Mir fiel ein, wie wieselflink der Kellner sich verdrückt hatte, als Laurentius ihn anschaute. Petro hatte wahrscheinlich recht. »Weißt du das genau?« fragte ich entsetzt.
    »Ja, leider. Nachdem wir gegangen waren, zerbrach sich Laurentius den Kopf, wieso der Kellner ihm so bekannt vorkam. Endlich fiel ihm ein, wo er Epimandos schon begegnet war, und dann ging ihm auf, welche Bedeutung das für den Tod von Censorinus hatte. Er ist mit seiner Entdeckung sofort zu mir gekommen. Deshalb konnte ich nicht gleich kommen, als Apollonius nach mir schickte.«
    Ich war schon vor dieser zutiefst deprimierenden Neuigkeit bedrückt gewesen. Allein, sie löste einige meiner Probleme: Zum einen zeigte sie endlich meinen Bruder Festus in günstigerem Licht (sofern man Sklaven zur Flucht zu verhelfen gutheißt). Zum anderen brauchte ich mich jetzt nicht mehr wegen Geminus verrückt zu machen. Aber daß mein Vater gewissermaßen aus dem Schneider war, hatte ich noch gar nicht recht begriffen und sah darum wohl immer noch aschfahl und grauenvoll aus.
    Auf einmal spürte ich, daß Helena Justina meine Hand umklammert hielt. Meine Rettung lag ihr so sehr am Herzen, daß sie sich nicht länger zurückhalten konnte. »Petronius, willst du damit sagen, daß der Kellner den Soldaten ermordet hat?«
    Petro nickte.

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