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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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die Schlange von Leuten ein, die sich in der Galerie vor dem neuerworbenen Phidias drängten.
    Die feinen Herrschaften standen herum und machten Gesichter, als ob sie Verstopfung hätten. So schauten Leute fast immer, wenn sie großen Kunstwerken ohne gescheiten Katalog in der Hand gegenüberstehen. Die Frauen trugen Goldsandalen, die ihre Füße zwickten. Die Männer überlegten allesamt, wie bald sie sich verdrücken könnten, ohne unhöflich zu wirken. Silberschalen mit winzig kleinen Stückchen Mandelkuchen wurden denen, die gekommen waren, ihre Reverenz zu erweisen, zur Belohnung gereicht. Wie bei solchen Veranstaltungen üblich, hatte es anfangs auch Wein gegeben, aber als ich kam, war der zuständige Kellner mitsamt Tablett bereits verschwunden.
    Der Poseidon sah gut aus und konnte sich mühelos neben den anderen Marmorgöttern behaupten. Ich war richtig stolz auf ihn. Und ich fühlte mich gleich noch besser, als Carus, dessen saures Gesicht ausnahmsweise mal strahlte, mit Servia im Schlepptau herangeschwebt kam.
    »Imposant.« Ich schob mir ein Mandelschnittchen rein. »Wie steht’s mit der Herkunft?«
    Sie wiederholten die Geschichte von dem ehrenwerten Senator und seinem Bruder, der aus dem Osten importierte. Ich hörte nachdenklich zu. »Ein Bruder von Camillus? Doch nicht der Halbseidene? Über den hab ich ein paar dubiose Geschichten gehört – war der nicht in zwielichtige Geschäfte verwickelt und ist unter mysteriösen Umständen zu Tode gekommen?« Mein Blick wanderte zurück zu der Statue. »Na, egal, Sie wissen bestimmt, was Sie tun!« Sprach’s und ging.
    Das Mißtrauen, das ich gesät hatte, nagte bereits wie ein heimtückischer Wurm im Busen der Sammler.
LXX
    Das Fest bei meiner Mutter, vor dem ich mich hatte drücken wollen, war vorbei. »Wir haben von deinem Fiasko gehört, und da hab ich sie alle heimgeschickt«, sagte Mama schroff.
    »Geminus hat uns benachrichtigt«, erklärte Helena mit gedämpfter Stimme.
    »Schönen Dank, Papa!«
    »Nun mecker nicht gleich! Geminus wollte vor allem uns vorbereiten, damit wir uns um dich kümmern. Als du nicht kamst, haben wir uns schreckliche Sorgen gemacht. Ich habe dich überall gesucht …«
    »Du klingst wie Marina, wenn sie die Kneipen nach meinem Bruder abgeklappert hat.«
    »Ich habe in den Kneipen gesucht«, bestätigte sie und lächelte. Sie sah mir an, daß ich nicht betrunken war.
    Ich setzte mich an Mamas Küchentisch. Meine Frauensleute musterten mich, als wäre ich ein Etwas, das sie am besten mit einem Krug fangen und auf der Hintertreppe aussetzen sollten. »Ihr wißt doch, daß ich was erledigen mußte. Eine gewisse Partei hatte mich beauftragt, Ermittlungen über Didius Festus anzustellen.«
    »Und was hast du herausgefunden?« fragte Mama. »Bestimmt nichts Gutes!« Sie schien wieder ganz die alte.
    »Willst du’s wirklich wissen?«
    Sie überlegte. »Nein«, sagte sie schließlich. »Lassen wir’s auf sich beruhen, ja?«
    Ich seufzte leise. So ist das mit den Klienten! Erst bestürmen sie einen, man soll sie retten, und dann, wenn man sich wochenlang für ein lumpiges Honorar die Hacken abgelaufen hat und ihnen das Ergebnis präsentieren will, glotzen sie einen an, als wäre man verrückt, sie mit diesen mickrigen Fakten zu belästigen. Ein Fall in der eigenen Familie machte die Sache nicht besser, aber wenigstens kannte ich hier die Parteien von Anfang an und war vorgewarnt.
    Plötzlich stand eine dampfende Schüssel vor mir. Mama fuhr mir durch die Haare. Sie wußte, daß ich das nicht leiden konnte, tat es aber trotzdem. »Ist jetzt alles geklärt?« Die Frage war rein rhetorisch. Sie spielte mir Interesse vor, um mich zu besänftigen.
    Diesmal ließ ich mich nicht einwickeln. »Alles, bis auf das Messer!«
    »Iß dein Abendbrot«, sagte meine Mutter.
    Helena raunte Mam entschuldigend zu: »Marcus will unbedingt rauskriegen, wie dein altes Küchenmesser in die Caupona gekommen ist. Das ist so eine fixe Idee von ihm …«
    »Ach, wirklich?« gab meine Mutter scharf zurück. »Ich seh da kein Problem.«
    »Ich glaube, daß Papa es genommen hat.«
    »Ja, natürlich.« Sie war völlig ruhig.
    Ich hätte mich fast verschluckt. »Das hättest du auch gleich sagen können!«
    »Ach, hab ich das nicht …« Es würde mir nie gelingen, sie festzunageln. Jetzt war auf einmal alles meine Schuld. »Ich weiß gar nicht, weshalb du so ein Theater machst.«
    Ich war wohl sehr erschöpft, denn ich stellte ihr unumwunden die Frage, vor der

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