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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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irgendein Ziel zu suchen, auch wenn es nicht der heimische Herd war. Wenn ich mich weiter so ziellos rumdrückte, konnten die falschen Leute auf mich aufmerksam werden, ganz abgesehen davon, daß solch einsame Spaziergänge einen Mann deprimieren.
    Da ich sowieso schon ziemlich am Boden zerstört war, probierte ich noch mal mein Glück im Flora.
    Diesmal war kein Vertreter der Aventinischen Wache zu sehen, aber ich mußte trotzdem auf der Hut sein, weil Petronius manchmal auf dem Heimweg in der Kneipe haltmachte. Ich will nicht sagen, daß er einer Stärkung bedurfte, ehe er seiner Frau und den drei lauten Gören gegenübertrat, aber Petro war ein Gewohnheitsmensch, und das Flora eines seiner Stammlokale. Also schaute ich mich erst rasch draußen wie drinnen um, bevor ich meinen Füßen die wohlverdiente Rast gönnte.
    Ich hatte anscheinend genau den richtigen Zeitpunkt abgepaßt. Petros Schnüffler hatte seine Schicht beendet und war zum Rapport ins Wachlokal zurückgekehrt. Gäste waren keine da. Die Prasser vom Tage hatten sich verkrümelt, und für das Abendvolk war es noch zu früh. Ich hatte das Flora also ganz für mich allein.
    Ich lehnte mich an die Theke. Epimandos, diese Witzfigur von einem Kellner, war dabei, Schüsseln auszukratzen, aber sowie er mich sah, ließ er die Spachtel fallen.
    »Wie immer?« entfuhr es ihm aus alter Gewohnheit, bevor er vor Angst erstarrte.
    »Heute nichts zu essen. Ich hab nur Zeit für einen halben Roten, Hausmarke, versteht sich.« Ich ließ ihn zappeln. Ausnahmsweise reagierte Epimandos wieselflink. Der Krug erschien so rasch, daß ich aus Versehen fast hineingelangt hätte, als ich mich nach einem schnellen Kontrollblick auf die Straße wieder dem Tresen zuwandte. Petronius war nicht in Sicht.
    Epimandos starrte mich an. Offenbar wußte er, daß ich der Hauptverdächtige im Falle Censorinus war, und wunderte sich natürlich, daß ich so munter in seiner Kneipe aufkreuzte, während doch der ganze Aventin schon auf die Nachricht von meiner Festnahme lauerte.
    Es machte mir solchen Spaß, ihn hinzuhalten, daß ich erst mal einen großen Schluck Wein trank, wie einer, der sich ordentlich einen ansaufen will. Epimandos platzte vor Neugier, traute sich aber nicht, mich was zu fragen, aus Angst, ich könnte dann etwas Furchtbares sagen oder tun. Ich amüsierte mich mit bitteren Betrachtungen darüber, wie er wohl reagieren würde, wenn ich tatsächlich der Täter wäre; wenn ich mich wirklich betrinken, an seiner gastlichen Schulter ausweinen und ihm wie ein Trottel mein Verbrechen gestehen würde. Eigentlich sollte er mir dankbar sein dafür, daß ich ihm eine Sensation lieferte, mit der er später den Gästen einen gehörigen Nervenkitzel bieten konnte. Mit Berichten wie »Falco war hier, hat einen halben Roten getrunken und ist wieder gegangen« würde er kaum Eindruck schinden.
    Ich zahlte und vergewisserte mich, daß ich auch keinen Tropfen übriggelassen hatte, für den Fall, daß Petro doch noch aufkreuzte und ich überstürzt türmen müßte.
    Die Sorge, ich könnte gehen, ohne ihm irgendeinen Stoff zum Tratschen geboten zu haben, ließ den Kellner schließlich seine Sprache wiederfinden. »Die Leute sagen, du wirst bald eingesperrt.«
    »Die Leute sind froh, wenn’s anderen schlechtgeht. Ich habe nichts getan.«
    »Die Männer von der Aventinischen Wache sagen, daß es dir schwerfallen dürfte, dich da rauszureden.«
    »Die werde ich wegen Verleumdung verklagen!«
    Epimandos zupfte mich aufgeregt an der Tunika. »Aber du bist doch Privatermittler! Du kannst doch deine Unschuld beweisen …« Sein Vertrauen in meine Fähigkeiten war direkt rührend.
    Ich fand es an der Zeit, sein hektisches Gebrabbel zu unterbrechen. »Epimandos, hör zu! Wieviel, damit ich einen Blick in die Kammer oben werfen kann?«
    »Welche Kammer?« fiepte er erschrocken.
    »Na, wie viele üble Geheimnisse habt ihr denn hier im Flora?« Der Kellner wurde blaß. Die Spelunke hatte bestimmt schon mehr als einem zwielichtigen Charakter als Unterschlupf gedient. »Beruhige dich, ich will ja gar nicht in der dunklen Vergangenheit der Caupona herumstochern.« Epimandos blieb schreckensstarr. »Ich rede natürlich von dem Zimmer, in dem euer Gast vorzeitig aus der Legion ausgeschieden ist.« Der Kellner stand stumm und reglos. Ich schlug einen härteren Ton an: »Epimandos, du sollst mir die Kammer zeigen, in der Censorinus übernachtet hat!« Ich dachte schon, er würde ohnmächtig. Daß Epimandos sehr

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